Nach 26 Jahren und 295 Ausgaben ist Schluss für das berühmte United-Fanzine „Red Issue“. Gründer John-Paul O’Neill im Abschiedsinterview.
Mitunter verspotten Stadiongänger die Fanzineverkäufer vor dem Eingang als „Zeugen Jehovas“. Kannten Sie so etwas auch?
Sprüche sind normal, aber nicht in dieser Richtung. Eigentlich bekamen wir immer positives Feedback. Das „Red Issue“ wurde seit 1989 vorm Old Trafford verkauft. Die Fans sahen es als integralen Bestandteil des Spieltages.
In Deutschland gibt es immer weniger gedruckte Fanzines. Wie sieht es in England aus?
Hier ist es ähnlich. Das Internet hat dazu beigetragen, dass viele Fanzines nicht mehr so eine große Auflage verkaufen. Jeder kann heutzutage mit vergleichsweise wenig Aufwand einen Blog starten. Nichtsdestotrotz wird die Fanzine-Kultur nicht sterben. Da draußen gibt es immer noch sehr gute Hefte – und die Leute werden immer bereit sein, für Qualität zu zahlen.
Als Liverpools Suarez beschuldigt wurde, Manchesters Patrice Evra rassistisch beleidigt zu haben, hat das „Red Issue“ Ku-Klux-Klan-Masken für Liverpool-Fans mit dem Aufdruck „LFC – Suarez ist unschuldig“ gedruckt. Einige empfanden das als Grenzübertritt.
Ein Grenzübertritt war eher die Reaktion der Greater Manchester Police, die uns dafür verhaften wollte. So weit ist der Fußball also schon, wenn die Polizei ein satirisches Bild als „aufhetzend“ erachtet. Wenn man sich diese Reaktion anschaut, war es im Nachhinein richtig von uns, das Bild zu drucken. Wir würden es heute noch einmal so machen.
In der Kolumne „The word on the street“ wurden Gerüchte und Spekulationen aufgegriffen – mit teilweise sehr verlässlichen Quellen. Stimmt es, dass das Fanzine bei manchen Meldungen schneller war als die englische Presse?
Ja, da gab es Unmengen an Stories, die wir zuerst brachten. Wir hatten eben viele Quellen: Langjährige Leser mit unterschiedlichen Berufen aus jeder Ecke des Landes und der Welt versorgten uns mit Informationen. So berichteten wir vor allen anderen über das Comeback von Paul Scholes vor dem Spiel gegen Manchester City. Das war einer unserer größten Scoops.
Wie kam es damals dazu, dass Ihr ein United-Banner in den Fanblock von Manchester City schmuggeln konntet?
Ich hatte die Idee und habe eine blaue Fahne gekauft. Mein Bruder und sein Kumpel haben sich dann Tickets für den City-Block geholt und sie mit reingenommen. Die Umstehenden schöpften aufgrund der Farbe keinen Verdacht. Doch auf dem Banner stand in roten Buchstaben geschrieben: „Manchester is red“. Das sah aber keiner der City-Fans und so wurde das Banner über die Köpfe durch den gesamten Fanblock weitergereicht.