Am Münchner Fußballhimmel braut sich ein Donnerwetter zusammen: Der frisch gebackene Regionalligist SV Türkgücü will schon bald am TSV 1860 vorbeiziehen.
„Türkgücü! Türkgücü!“ Die Schlachtrufe der meist türkischstämmigen Fans des SV Türkgücü München hallen Stakkato-artig durch den bayerischen Frühling. Sie erinnern an eine längst vergangene Zeit, als Tausende heisere Kehlen „Türk Gücü! Türk Gücü!“ brüllten. Das war in den 1980er-Jahren – damals füllte der Vorgänger-Klub SV Türk Gücü München (man achte auf die Feinheiten in der Schreibweise) bei Derbys gegen 1860 sogar das Grünwalder Stadion.
In der zurückliegenden Saison hingegen kamen trotz des sich abzeichnenden Regionalliga-Aufstiegs selten mehr als 400 Zuschauer in den Sportpark Heimstetten. Der liegt in Kirchheim bei München, weit draußen. Keine U‑Bahn, keine S‑Bahn.
Windige Historie
Geht es nach Klubpräsident Hasan Kivran, soll auch der neue SV Türkgücü bald eine Massenbewegung sein. Ende vergangenen Jahres erklärte der Geschäftsmann in einem Interview mit der „AZ“, dass „wir mittlerweile sehr viele Vereine in München haben, die von türkischen Einwanderern gegründet wurden. Das war in den 80ern nicht so … Wenn wir es aber schaffen, einen Verein zu installieren, der für die ganze Stadt steht, können wir diese Menschen sicherlich mobilisieren.“ Und genau das ist der Plan.
Kivran, ein feiner Herr mit akkuratem Seitenscheitel, weißem Einstecktuch und gepflegtem BWLer-Sprech, ist in jeder Sekunde um Seriosität bemüht. Das mag auch der etwas windigen Historie des Vorgänger-Klubs geschuldet sein. Der 1975 gegründete SV Türk Gücü erreichte 1988 die Drittklassigkeit (damals: Bayernliga) und sorgte damit für bundesweite Schlagzeilen. Parallel feierte Türk Gücü auch im Volleyball herausragende Erfolge: In der Saison 1987/88 schlugen die Damen und Herren gleichzeitig in der Bundesliga auf. 2001 jedoch, als Gönner Ergun Bersoy in sein Heimatland übersiedelte, musste der Klub Insolvenz anmelden. Typisch Türkenverein!, ätzten viele, die es schon immer gewusst hatten.