Am Münchner Fußballhimmel braut sich ein Donnerwetter zusammen: Der frisch gebackene Regionalligist SV Türkgücü will schon bald am TSV 1860 vorbeiziehen.
Doch die sterblichen Überreste des alten SV Türk Gücü waren zugleich die Keimzelle des neuen SV Türkgücü, der eigentlich SV Türkgücü-Ataspor München heißt und aus einer Fusion des Kreisligisten Türkische SV mit dem Bezirksligisten SV Ataspor hervorging. 2018 stieg das neue Türkgücü („Türkische Kraft“) in die fünftklassige Bayernliga auf. Dort angekommen, kaufte man die halbe Mannschaft des vorherigen Bayernliga-Meisters FC Unterföhring und steht nun, ein weiteres Jahr später, in der Regionalliga. Durchmarsch nennt man das oder, wie der Türke sagt: Yürüyüs.
Selbst die Viertklassigkeit soll nur ein Zwischenstopp sein für den „Migrantenverein“, dessen Identität mindestens so germanisch wie osmanisch ist: In der zurückliegenden Spielzeit standen mehr deutsch- als türkischstämmige Kicker im Kader. Auch unter den sonstigen Mitgliedern seien „mehr Deutsch-Deutsche“ als (Deutsch-)Türken, betont Boss Kivran, der darin eine „gelungene Integration“ sieht.
Halb schadenfroh, halb triumphierend
Und noch etwas ist bemerkenswert. Durch die wichtigsten Adern des SV Türkgücü fließt auffallend viel „Löwenblut“: Kaderplaner Robert Hettich fungierte einst als Teammanager beim TSV 1860 München. Der künftige Chefcoach Reiner Maurer betreute die Giesinger zwischen 2004 und 2006 in der 2. Liga, und Torwarttrainer Michael Hofmann stand noch zu seligen Bundesliga-Zeiten im Kasten der „Sechzger“.
Nun wollen diese Herren ausgerechnet ihren Ex-Klub attackieren, denn das große Ziel des SV Türkgücü ist es, die Nummer 2 im Raum München zu werden – vor den derzeitigen Drittligisten Unterhaching und 1860. Und möglichst nicht allzu weit hinter dem FC Bayern. Vor allem die „Löwen“ registrieren derlei Ambitionen mit Argwohn, zumal Türkgücü zuletzt in ihrem Revier wilderte: Der bisherige U19-Kapitän des TSV 1860, Kilian Fischer, wird ab der kommenden Saison für die Regionalliga-Elf der „Türken“ spielen.
Ein Coup, der die einen (1860) maßlos ärgerte und den anderen (Türkgücü) diebische Freude bereitete. Zuletzt wurde im Umfeld des Regionalliga-Aufsteigers sogar über eine mögliche Verpflichtung des arrivierten „Löwen“-Profis Jan Mauersberger (33) diskutiert.