Der FC Erzgebirge Aue ist der Verein der kurzen Wege. Kaum einer lebt das so sehr vor wie Urgestein Martin Männel. Für unser Bundesliga-Sonderheft haben wir ihn besucht.
Das Interview mit Aues Kapitän Martin Männel lest ihr in unserem großen Bundesliga-Sonderheft. Darin spricht der Torwart über seine Zeit in der U19-Nationalmannschaft, Auseinandersetzungen mit Präsident Helge Leonhardt und seine Leidenschaft für guten Rasen. Jetzt am Kiosk und hier bei uns im Shop!
Eng geht es zu in Aue. Wie soll es auch anders sein? Viel Platz ist hier schließlich nicht, in diesem Talkessel im Erzgebirge. Und so ist beim FC Erzgebirge Aue alles ganz nah beieinander. Stadion, Fanshop, Geschäftsstelle, Fanhaus, Trainingsplätze, Nachwuchsinternat – all das findet sich hier auf wenigen hundert Quadratmetern.
Das erweist sich als überaus praktisch, als wir Martin Männel Anfang August zum Interview treffen. Denn die Zeit ist begrenzt, Gespräch und Fotoshooting sollen zwischen zwei Trainingseinheiten stattfinden. Interview im VIP-Raum, eine Fanshop-Mitarbeiterin bringt schnell noch eine Kanne Kaffee. Eine halblegale Fotosession auf dem Stadionrasen (ist gerade keiner da, der es verbieten könnte), ein paar Fotos vor dem Stadion, dann zum Fanhaus. An anderen Bundesliga-Standorten bräuchte man dafür wahrscheinlich Stunden. Doch Aue ist nicht wie andere Bundesliga-Standorte.
Rund 20.000 Einwohner zählt Aue nach dem Zusammenschluss mit der Nachbargemeinde Bad Schlerma. Von den 36 Standorten im deutschen Profifußball ist nur Sandhausen noch kleiner. Und hier soll einer seine komplette Profilaufbahn verbringen?
Bei Martin Männel sieht alles danach aus. Seit 2008 ist der Torwart in Aue. Mit 20 Jahren wechselte er aus der zweiten Mannschaft von Energie Cottbus ins Erzgebirge. „Hier passt alles“, sagt Männel im Interview. Und deshalb ist er bis heute hier geblieben. Trotz Angeboten aus der ersten Liga. „Wir wissen, was wir aneinander haben“, sagt auch Michael Voigt, Geschäftsführer des Vereins.
„Wir haben immer auf die Infrastruktur gesetzt. Die Enge, die Nähe zeichnen uns aus“
Auch mit ihm sprechen wir bei unserem Besuch. Spürbar stolz ist er auf das, was sie hier erreicht haben. Das versucht er gar nicht erst zu verhehlen. Da hinten die Tribüne: haben die Fans selbst angemalt! Und das Fanhaus, ist das nicht toll geworden? Und überhaupt: Mehr Zweitligaspiele als Union-Berlin! Über 9000 Mitglieder, also fast halb so viele wie die Stadt Einwohner hat! Und das als Arbeiterverein, als „Kumpelverein“.
„Wir haben immer auf die Infrastruktur gesetzt. Die Enge, die Nähe zeichnen uns aus“, sagt Voigt. Und das mit der Nähe ist nicht nur geografisch gemeint. Auch im Umgang miteinander ist man hier in Aue ganz eng. Da geigt Torwart Männel schonmal dem exzentrischen Präsidenten Helge Leonhardt die Meinung, als der während des Geisterspiels gegen Sandhausen mit unbedachten Zwischenrufen nervte, die bis auf den Platz hallten.. Da informieren aber auch die Fans den Torwart ausführlich, warum sie während der Geisterspiele keine große Unterstützung außerhalb des Stadions auffahren.
Früher, da wohnte Männel sogar selbst in der Nähe des Vereinsgeländes, fuhr häufig mit dem Rad zum Training und stand dadurch in fast täglichem Austausch mit den Fans. Da wo mittlerweile das Jugendinternat steht, war früher ein städtisches Wohnaus. „Da konnte man nach Spielen in kleiner Runde unbemerkt mal ein Bierchen trinken.“
Mittlerweile lebt Männel mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen etwas weiter draußen. Den Luxus, die Ruhe gönnt er sich. Doch die Kontakte in die Fanszene bestehen weiterhin. Und, das wird während unseres Aufenthalts in Aue deutlich: Auch zum Fanbetreuer hat er einen guten Draht. Und zum Platzwart. Und zu den Mitarbeitern im Fanshop. Sind eben kurze Wege in Aue.