Heute Abend trifft Tomas Rosicky in der Champions League auf seinen Ex-Klub, spielen wird er vermutlich nicht. Eine Hommage an einen unterschätzten Künstler, dessen aktive Zeit sich langsam dem Ende zu neigt.
In seiner zweiten Saison wird der BVB Meister. Das ungleichste Traumduo aller Zeiten, bestehend aus Tomas Rosicky und Jan Koller, gibt dem krisengeschüttelten Verein wieder ein Gesicht. Vor allem zum Saisonende macht häufig Rosicky mit seiner Genialität den Unterschied. Sein punktgenaues Timing und seine Übersicht bringen ihm einen weiteren Spitznamen ein: „Kleiner Mozart“.
Ich erwische mich zunehmend dabei, wie ich Spiele der Borussia aus Dortmund verfolge, dabei ist doch die andere Borussia mein Verein. Zu elegant sind die Bewegungen des Tschechen, zu sehr bilde ich mir ein, dass der Prager Junge ein Kumpel von mir wäre, mit dem ich nach dem Spiel ein tschechisches Bier trinken ginge, wenn er mich kennen würde.
Eine Frisur, an die sich heute kaum mehr jemand rantraut
Denn Rosicky ist nicht nur virtuos auf dem Platz, sondern besitzt auch diese angenehme Normalität in seinem Auftreten. Als Frisur bevorzugt der Tscheche ein Modell vergangener Tage, an das sich heute kaum mehr jemand rantraut: Der Mittelscheitel. Er trägt ihn von Tag eins an mit einer lässigen Selbstverständlichkeit und einer knallharten Ignoranz gegenüber jeglichen Irokesen-Trends und Fußballer-Normen. Anfangs hilft er noch mit Haargel nach, später lässt er die Mähne flattern. Wenn er denn mal auf dem Platz steht.
Eine Zeit lang trug ich die Haare auch etwas länger. Im Sportunterricht erwischte ich beim Fußballspiel einen guten Tag, ein Kollege rief mir nach einem gelungenen Doppelpass zu: „Wie Rosicky und Nedved!“ Ich schüttelte das Kompliment verlegen ab, obwohl es das beste in meiner erbärmlichen Fußballer-Karriere war. Sofern er mit Rosicky mich meinte.
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