Der erst sechzehnjährige Mohammed Ali Rubi Kweder ist in Schweden zur Lichtgestalt geworden: In gut drei Jahren schaffte er es aus dem zerbombten Syrien ins blau-gelbe Nationaltrikot.
Andererseits: So überrascht war Mohammed nun auch wieder nicht über seine Berufung. „Als ich zuletzt beim Sichtungs-Lehrgang war, habe ich einen guten Job gemacht“, erklärt er selbstbewusst in breitestem Südschwedisch. „Folglich dachte ich mir schon, dass ich eine Chance hatte, mit nach Portugal zu fliegen. Ich habe dem Nationaltrainer immer gut zugehört und genau das getan, was er in den Trainingseinheiten sehen wollte. Ich habe keine Ein-Mann-Show abgezogen, sondern bin wie gewünscht auf die Flügel ausgewichen, habe Bälle erobert und kluge Pässe gespielt.“
Mohammeds Geschichte tut Schweden derzeit besonders gut. Rund vier Wochen nach der schrecklichen Terrortat eines abgelehnten Asylbewerbers aus Usbekistan in Stockholm (bei dem Lkw-Anschlag starben fünf Menschen, 14 wurden verletzt) ist die Flüchtlings-Debatte in dem skandinavischen Land schärfer geworden. Die Integration der Neuankömmlinge läuft naturgemäß nicht immer reibungslos, die Rechtspopulisten sind auch in Schweden auf dem Vormarsch.
Eine politische Figur – ob er will oder nicht
Menschen wie Mohammed Ali Rubi Kweder geben „den Flüchtlingen“ ein Gesicht. Zwar kommentiert der Youngster, der den Deutsch-Syrer Mo Dahoud von Borussia Mönchengladbach als Vorbild bezeichnet, die „Flüchtlingsthematik“ nicht öffentlich. Doch das schwedische Fernsehen und die großen Boulevardblätter wie Expressen und Aftonbladet präsentieren Mohammed als Testimonial für gelungene Integration. So ist er in gewisser Weise zur politischen Figur geworden – zumindest für eine Weile, bis der Hype wieder abgeflaut ist.
Mohammed selbst lässt sich von der medialen Hysterie um seine Nationalmannschafts-Berufung nicht irritieren. Stattdessen arbeitet er, typisch schwedisch, beharrlich an einer großen Karriere, die ihm Experten durchaus zutrauen. Auch weil Mohammed auf dem Teppich bleibt. Nur weil er einmal berufen worden ist, sieht er sich noch lange nicht als Nationalspieler. „Es gilt jetzt zu kämpfen, denn niemand hat einen Garantieplatz. Ich muss erst beweisen, dass ich meine Berufung verdiene“, erklärt der junge Mann. „Dass man beim ersten Mal vielleicht etwas nervös agiert, ist ja normal. Aber man muss immer sein Bestes geben.“
Beobachtet von einem ganzen Land
Unterdessen sind die Scouts der schwedischen Topklubs schon längst auf Mohammed aufmerksam geworden. Es hat sich herumgesprochen, dass das Offensivjuwel trotz seiner zarten 16 Jahre bereits mit Helsingborgs U19 trainiert – und dort teilweise Kunststücke vollführt. Sogar Rekordmeister Malmö FF soll den Jungen aus Aleppo beobachten.
Bei den „Himmelblauen“ aus dem äußersten Süden Schwedens sorgte schon einmal ein Junge mit Migrationshintergrund für Schlagzeilen: Zlatan Ibrahimovic (35), Sohn eines bosnischen Vaters und einer kroatischen Mutter, die vor den düsteren Wolken des heraufziehenden Jugoslawien-Krieges und der wirtschaftlichen Not auf dem Balkan geflohen waren, schaffte bei Malmö FF den Durchbruch. Der Rest ist Geschichte.