Er knackte den Gelb-Rekord von Tomasz Hajto und kämpfte sich von der Bezirksliga bis ganz nach oben: HSV-Neuzugang Klaus Gjasula über seine Jugend in Freiburg, das Image als Treter und seinen Weg in den Profifußball.
Gab es einen Spieler in der Liga, der Sie besonders beeindruckt hat?
Konrad Laimer von Leipzig. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass er auf meiner Position spielt. Aber das ist einer, den nimmt man im Fernsehen gar nicht so sehr wahr, weil er unter all den Spielern mit unglaublich hoher individueller Qualität etwas untergeht. Aber wenn man gegen ihn spielt, merkt man sehr schnell, wie gut er ist. Wie wichtig er für das Spiel der Mannschaft ist. Mit Ball macht er keine Fehler, ohne Ball ist er extrem schlau und unangenehm.
Gab es einen Moment im vergangenen Jahr, den Sie trotz all der Niederlagen richtig genießen konnten? Das Spiel in Dortmund zum Beispiel?
Das Spiel hatte ich bei der Frage direkt im Kopf. Es war ein wunderbarer Fußballabend, fast alles hat gepasst – bis auf das Ergebnis. Es hört sich dumm an, ein 3:3 in Dortmund hätten wir vor dem Spiel mit Kusshand genommen. Aber so wie das Spiel gelaufen ist, wir führen zur Pause mit 3:0 und fangen uns dann doch noch den Ausgleich in der Nachspielzeit, war es am Ende doch wieder bitter. Und steht sinnbildlich für die Saison.
Was ist mit dem 07. September 2019?
Klar, dieser Abend wird mir für immer im Gedächtnis bleiben. Das Spiel war das Highlight meiner Karriere.
„Ich musste mich natürlich mal wieder entschuldigen“
Am 07. September 2019 haben Sie mit 29 Jahren in der albanischen Nationalmannschaft debütiert. In einem Pflichtspiel. Gegen Frankreich. Im Stade de France. Vor 80.000 Zuschauern.
In meinen Alter noch Nationalspieler zu werden, ist total abgefahren. Aber dann auch noch in diesem Stadion, vor so vielen Menschen, gegen solche Namen – das lässt sich nur schwer toppen. Auch wenn wir 1:4 verloren haben und die Stadionregie damals etwas verwirrt war. Erst haben sie die Nationalhymne von Andorra eingespielt, dann haben sie uns noch mit Armenien verwechselt. (Lacht.)
Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an das Spiel denken?
Schon beim Warmmachen war das Stadion recht voll, wir sind ein bisschen vor den Franzosen raus auf den Platz gegangen. Irgendwann wurde der Stadionsprecher dann sehr laut, alle Fans standen auf – und die Franzosen liefen ein. Mit einer Lichtshow wie beim Basketball. Alle haben mit ihren Fähnchen gewedelt, dazu laute Musik, die Lichter – ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper. Das Spiel selber ist an mir vorbei gerauscht. Erst beim Abklatschen nach dem Spiel wurde mir wieder bewusst, mit wem ich da gerade abklatsche, was hier eigentlich passiert ist.
Was sagt man als ehemaliger Bezirksliga-Spieler zu einem französischen Weltstar nach dem Spiel? Gute Runde noch?
„Sorry for the foul!“ (Lacht.) Ich musste mich natürlich mal wieder entschuldigen, bei Blaise Matuidi von Juve. Ich hatte ihn kurz nach meiner Einwechselung mit gestrecktem Bein am Fuß erwischt, klare Gelbe Karte, was auch sonst. Also meinte ich, dass es mir leidtäte. Und dass ich auch ein bisschen den Ball erwischt hätte. Da meinte er: „Nee, war nur mein Fuß.“ Wir wurden uns nicht einig. Aber er hat die Entschuldigung am Ende angenommen.
Klaus Gjasula, wo kann die Reise für Sie noch hingehen?
Ich bin realistisch, die Champions League wird schwer. Aber einen Traum habe ich schon: die WM 2022. Mit Albanien. Und ich glaube auch, dass es möglich ist. Ich bin fit!
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