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Seite 2: „Logisch“ gibt es nicht im Fußball

Eigent­lich hätte es anders­herum laufen müssen“, sagt mein Kumpel in der Halb­zeit. Alex Meier hatte Marco Russ die Kapi­täns­binde über­lassen. Bei der Vor­stel­lung der Spieler wurde jeder Name laut­stark zu einem Russ“. Lukas – Russ! Makoto – Russ! Timothy – Russ! Die Anteil­nahme war zum Greifen spürbar. Auf eine gute, ver­söhn­liche Art wäre es logisch gewesen, wenn Russ das Siegtor geschossen hätte. Bei einem Dosen­bier vor Anpfiff hatten wir uns alles aus­ge­malt. Flut­licht, 90. Minute, Eck­ball, Kopf, Tor, Tränen und Jubel in der Kurve. Aber eigent­lich“ und logisch“ gibt es im Fuß­ball eben nicht. Und auch nicht im Leben. Sonst hätte Marco Russ keinen Krebs.

Kämpfen, Marco, kämpfen“

Als das 1:1 fällt, falle ich dem Typ mit der Nummer 4 in die Arme. Viel­leicht unbe­wusst, viel­leicht nicht. Es ist nur ein Tor, aber ein unglaub­lich wich­tiges. Nicht, weil es die Chance auf den Klas­sen­er­halt offen­hält. Eher, weil es die Chance min­dert, dass Marco Russ mit seinem Eigentor den Abstieg besie­gelt. Das wäre ein Grund, an nichts mehr zu glauben. Schon gar nicht an so etwas wie Gerech­tig­keit.

Die letzte halbe Stunde des Spiels ver­fliegt, irgend­wann pfeift der Schiri ab. Und als alles schon vorbei ist, wird es doch noch einmal sehr laut in der Kurve. Kämpfen, Marco, kämpfen“, schreien die Fans, wäh­rend Marco Russ mit seinen beiden Kin­dern vor den Block geht und in die Menge winkt. Die Kids tragen bunte Ohren­schützer, Russ strei­chelt ihnen durch die Haare, nimmt sie auf den Arm, kämpfen, Marco, kämpfen“. So eine Scheiße“, sagt der Typ vor mir wieder. Aber diesmal meint er nicht so belang­lose Dinge wie ein Fuß­ball­spiel oder ein Eigentor.