Yann Sommers Mittelfinger
Gut möglich, dass Stefan Effenberg nach diesem Wochenende mal kurz bei Yann Sommer durchklingelt. Um einfach mal Danke zu sagen. Dafür, dass Gladbachs Schlussmann mit seiner sensationellen Rettungstat in der 27. Minute beim Stand von 0:0 im Spitzenspiel gegen Bayern den Mittelfinger im deutschen Fußball wieder salonfähig gemacht hat.
Martin Hinteregger
Nominell gibt Martin Hinteregger bei Eintracht Frankfurt einen von drei Innenverteidigern. Doch der Österreicher interpretiert seine Rolle derart offensiv und taucht so oft Linksaußen auf, dass Freidrich Merz schon erste mahnende Interviews gibt. Und die Sorgen sind begründet: Im Unterschied zur SPD ist Hinteregger mit seinem Kurs erfolgreich. Gegen Hertha erzielte er schon sein fünftes Saisontor.
Joshua Guilavogui
Mit null Punkten fuhr Wolfsburgs Kapitän zurück aus dem Breisgau, aber immerhin hatte er sein Karma-Konto verbessert. Guilavogui tröstete vor dem Anpfiff ein weinendes Einlaufkind. Was den Kleinen so verstört hatte, bleibt Spekulation. Aber natürlich ist es für Kinder der Tag des Lebens, wenn sie einmal die ganz Großen auf den Bundesliga-Rasen begleiten – oder du hast Pech und erwischst ausgerechnet das Spiel gegen Wolfsburg. Unser aufrichtiges Beileid.
Jonathan Schmid
Kein aktiver Bundesliga-Spieler hat mehr Freistoßtore erzielt als der Freiburger, der Siegtreffer gegen den VfL Wolfsburg war bereits sein achter direkt verwandelter Standard. So zärtlich wie der Franzose die Bälle derzeit ins Netz streichelt, sollte der SC vielleicht darüber nachdenken, demnächst solche Futterautomaten am eigenen Stadion zu installieren.
Ramy Bensebaini
Wir möchten nie in die Situation kommen, in der wir uns entscheiden müssen, ob wir den roten oder blauen Draht durchschneiden, nur noch 20 Sekunden für die Entscheidung haben und das Fortbestehen der Menschheit von uns abhängt. Aber sollte es so weit kommen, würden wir Ramy Bensebaini anrufen und ihn um Rat fragen. Denn wer in der 90. Minute einen Elfmeter gegen die Bayern (und Manuel Neuer) so eiskalt verwandelt, der hat Nerven, die dicker sind als wir nach den Weihnachtsbesuchen bei Oma und Opa.
Jadon Sancho
Er kommt häufig zu spät, hat die falschen Klamotten an, sorgt aber für die besten Feiern. Moment mal, Jadon Sancho lebt wie wir in seinem Alter! Nur mit dem Unterschied, dass seine Partys aus Toren bestehen und 80 000 Leute verzücken, während wir nur bei drei Emos und einem Punk für Euphorie sorgten – mit dem schönen Mitbringsel „ja-Korn“ und Ahoi-Brause.
Die Leverkusener Ecken
Interessante Taktik der Leverkusener bei eigenen Eckbällen: Einfach so viele Spieler in den gegnerischen Fünfer schicken, dass der voller ist die A3 am Freitagnachmittag – und dann nicht einmal eine Rettungsgasse für Alex Nübel lassen. Hatte zur Folge, dass Lucas Alario ungestörter einnicken konnte als ein Fernfahrer auf einem gottverlassenen Rastplatz.
Ahmed Kutucu
Woche für Woche brennt der Sohn eines Bergbauarbeiters ein Feuerwerk ab in den paar Minuten, die er spielen darf. Gegen Leverkusen erkämpfte er den Ball und legte dann später mustergültig zum Tor auf. Doch Trainer David Wagner behandelt Kutucu wie einen sehr teuren Wein, den er sich für die ganz besonderen Momente aufhebt, dann aber an genau diesem Abend zu müde ist, nur einen Schluck trinken kann und den Rest in den Ausguss kippt. Schalke-Fans hingegen sagen in diesen Tagen nur: All I want for Christmas is Kutucu in der Startelf!
Marco Richter
Um das Richten ohne Ansehen der Person zu symbolisieren, wird Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, häufig mit einer Augenbinde dargestellt. Doch auch Augsburgs Marco Richter zeichnet diese Eigenschaft aus. Nachdem er in der 11. Minute aus sieben Metern das leere Tor nicht getroffen hatte, bewarb sich Richter bei Sky um das Amt desselbigen: »Normalerweise mache ich den blind«, sagte er. Ausgleichende Gerechtigkeit: Das 1:1 vollstreckte er souverän.
Sebastian Andersson
Er kommt aus dem hohen Norden. Er trägt Bart. Seine Arbeitskleidung ist rot. Und er schafft es, sich heimlich, still und leise mit nunmehr acht Treffern auf Platz vier der Torjägerliste vorzuarbeiten. Das wirft die Frage auf: Ist Sebastian Andersson eine Erfindung von Coca Cola?
Steffen Baumgart
Es gibt tausend Gründe, den Trainer des SC Paderborn zu lieben: für seine lakonischen Antworten in Interviews, für seinen Humor oder einfach, weil man Hansa Rostock Mitte der Neunziger nie vergessen will (Grüße an dieser Stelle an Paule Beinlich oder auch Slawomir Chalaskiewicz). Doch besonders lieben muss man Baumgart für seinen Offensivgeist, der in Bremen endlich belohnt wurde: Er brachte kurz vor Schluss mit Sven Michel einen weiteren Offensivmann, der direkt zum Sieg einnetzte. Das hätte selbst Chalaskiewicz nicht besser hinbekommen.