Neymar wollte weg, musste bleiben und spielt wieder für Paris Saint-Germain. Die Fans macht das wütend. Warum davon am Ende aber alle profitieren.
Womit er Recht haben könnte, denn das mit den Pfiffen erledigte sich alsbald. Spätestens nach dem spektakulären 1:0‑Siegtreffer in der Nachspielzeit, einem Seitfallrückzieher, der als Videoinstallation auf Solo-Tour gehen könnte, waren sie gänzlich verstummt. Aus vereinzelten Mündern waren sogar schon wieder Sprechchöre zu Neymars Ehren zu vernehmen.
Paris war schon immer Sehnsucht
Hass ist eben auch nur die Kehrseite von Liebe. Und streng genommen pfiffen sich die Zuschauer selbst aus.
Denn PSG, das war schon immer Sehnsucht. Gegründet erst 1970, auf Initiative von Pariser Persönlichkeiten, die nicht länger erdulden wollten, dass ihre Weltstadt im Weltsport Fußball keine Rolle spielte. Daran hat sich bis heute wenig geändert und auch sonst ist vieles wie zu Beginn, nur dass der Mäzen nicht mehr Modeschöpfer Daniel Hechter heißt, sondern Qatar Sports Investments.
Vorteil Paris?
Die unter anderem Edinson Cavani, Kylian Mbappé und schließlich Neymar holten, für 222 Millionen Euro. Eine Weltrekordsumme für einen Weltklub. Dass Neymar die Stadt und den Klub nun wieder verlassen wollte, ehe er mit dem Champions-League-Pokal über die Champs-Élysées stolziert war, passte so gar nicht zum Pariser Selbstverständnis. Dabei kann der offen zur Schau gestellte Unmut über den eigenen Starspieler am Ende noch sein Gutes haben.
Da wären die Anhänger und die Oberen des Klubs. Die gelernt haben, dass Geld zwar viele Tore schießt und Titel gewinnt, aber eben auch nicht alle oder zumindest nicht den begehrtesten. Die nun aber neu lernen mussten, dass all das Geld nicht einmal davor schützt, dass ihr bester Spieler nicht weiter für sie auflaufen wollte. Eine demütigende Erfahrung, die sich als wertvoll erweisen könnte, wenn aus einer übersteigerten Erwartung des „Nun macht mal“ ein „Wir schaffen das“ wird, eine zugegeben spezielle Form des Underdogs, der es allen zeigt.