Schon länger zeichnet sich auf dem internationalen Transfermarkt ein deutlicher Trend ab: Klug ist der, der leiht! Doch woher kommen diese ganzen Leihspieler eigentlich? Oder anders gefragt: Welche Vereine haben die größte „Loan Army“?
Knapp vor Inter Mailand schafft es mit Genclerbirligi ein Verein in die Top-Ten, den hierzulande wohl kaum einer kennt. Schade eigentlich, denn mit Stephane Sessegnon steht ein ehemaliger Kicker von Paris Saint Germain im Kader des türkischen Erstligisten, der dank endlosen Youtube-Highlights einst als neuer Ronaldinho gefeiert wurde und vermutlich auch heute noch den ein oder anderen Elastico raushaut. Neben einem ehemals aufregendem Starlet hat der Klub aus Ankara vor allem eines: Leihspieler. 22 der aktuell 24 verliehenen Spieler wurden dabei in der zweiten Liga bei Hacettepe SK geparkt, was vor allem daran liegen dürfte, dass die zwei Vereine im Grunde einer sind. Denn nachdem Hacettepe in den 2000er Jahren von Genclerbirligi gekauft wurde, fungiert der Klub im Unterhaus seither als Farmteam des Erstligisten.
Als zuverlässiger Zulieferer von Spielermaterial für Italiens zweite, dritte und vierte Liga präsentiert sich der FC Turin. Lediglich zwei der insgesamt 25 Leihspieler wurden ins Ausland versandt – inklusive beigelegtem Retourenschein natürlich.
Deutlich kundenfreundlicher präsentiert sich da schon Hellas Verona. So liefern die Venetier neben der italienische Zweitklassigkeit auch versandkostenfrei nach Brasilien und Albanien. Aber Obacht: Bei Lieferungen außerhalb des Schengenraums kann es zu Verzögerungen und zuzüglicher Verzollung kommen. Aktuell befinden sich 25 Spieler in Verleihung.
Der FC Genua kann im Kampf unter den Zulieferern vor allem mit einem punkten: Dem Standort. In der seit Jahrhunderten für ihren Seehandel bekannten Hafenstadt geben sich Im- und Exporte die Klinke in die Hand. Aktuell sind ebenso wie in Verona 25 Spieler vorübergehend verschifft, doch mit zehn teilweise namhaften Leihspielern haben sich die Leguren auch ordentlich beliefern lassen. Nach Antonio Sanabria und Mattia Destro verstärkte sich Genua zuletzt leihweise auch mit Mattia Perin.
Anders als die Konkurrenz verleiht und verschifft die Fiorentina auch richtig heiße Ware. Mit Alban Lafont, Jordan Veretout und Giovanni Simeone finden sich in der Liste der insgesamt 26 Ausleihen richtig gute Kicker.
In Parma haben sich die Logistiker offenbar ganz dem Motto „Masse statt Klasse” (27 Leihspieler) verschrieben, zumindest fehlen in der Liste der vorübergehend verfrachteten Spieler die ganz großen Namen. Mit fünf Ausleihen in den vergangenen vier Jahren, weist zumindest in Jose Machin einer der Spieler reichlich Erfahrung mit dem Leihsystem der Italiener auf.
Anders als die Kollegen aus der Stadt des Käses und Schinkens konzentrieren sich die Neapolitaner bei den Leihen vollends auf die Exportgeschäfte. Mit ebenfalls 27 Leihspielern (allerdings dem höheren Gesamtwert) rangieren die Süditaliener damit auf Rang vier und versenden auch richtig Qualität. Mit Adam Ounas und Vlad Chiriches finden sich zumindest halb-prominente Namen in der Liste der Ausgeliehenen.
Kommen wir zum Treppchen und gleich zu einer Überraschung: Denn mit Tombense durchbricht nicht nur ein brasilianischer Klub das Handelsmonopol der Italiener, sondern auch noch ein Verein, den nicht mal Brasilien-Experte Reiner Calmund kennen dürfte. Die brasilianische Kleinstadt muss dank des regen Exports des Vereines, der aktuell der 3. Liga Brasiliens angehört, auf 0,31% ihrer Einwohnerschaft verzichten. Das macht bei 10.000 Einwohnern genau 31 verliehene Spieler.
Zurück nach Italien. Denn mit 32 verliehenen Spielern offenbart sich die Sassuolo Logistics als italienischer Gigant unter den Lieferanten. Mit Stefano Sensi haben die Italiener selbstlos ihren wertvollsten Spieler nach Mailand verliehen. Logisch, dass sich der Klub aus der Serie A auch ordentlich den Warenkorb vollmacht – auf Pump natürlich. Mit Jeremy Toljan gibt es immerhin einen bekannten Leihspieler im Kader der Italiener.
Kommen wir zum absoluten König im weltweiten Export-Geschäft: Aktuell haben die Lombarden 54 (!) Spieler verliehen. Mit Blick auf die Versandadressen wird der Schlüssel des Erfolgs deutlich: Anders als die Konkurrenz, die auch internationale Interessenten mit versandkostenfreier Lieferung lockt, stellt Bergamo nur Spieler in die italienischen Fußball-Niederungen zu. Dementsprechend unbekannt ist auch das verliehene Spielermaterial. Fast jedenfalls. Denn vor wenigen Wochen sicherte sich Juventus die Dienste von Dejan Kulusevski, der in Bergamo offensichtlich nicht vollends überzeugte. Zumindest ist er aktuell an Parma Calcio ausgeliehen und bleibt das auch bis zum Sommer. Die Kohle machten trotzdem die Handelskaufmänner aus der Lombardei – 35 Millionen Euro Cash.