Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 3: „Wir hatten das Glück des Tüchtigen.“

Mit Madrid“ war übri­gens Atle­tico gemeint, der stärkste Gegner in der Grup­pen­phase. Schon zu diesem frühen Zeit­punkt, im Herbst, ging es beim BVB drunter und drüber. Dr. Hans-Wil­helm Müller-Wohl­fahrt, Mann­schafts­arzt der Natio­nalelf und des FC Bayern, warf seinem Dort­munder Kol­legen Dr. Achim Büscher Fehl­dia­gnosen vor. Dort­mund krankt am Ärz­te­streit“ titelte die Ber­liner Zei­tung“, und der Kicker“ wusste von schwe­lenden Dif­fe­renzen“ zwi­schen Sammer und Hitz­feld. Doch auf dem Rasen war von all dem nichts zu spüren. Die ohne fünf Stamm­kräfte ange­tre­tene Borussia erkämpfte sich in Spa­nien einen 1:0‑Erfolg, der prak­tisch die Qua­li­fi­ka­tion für die nächste Runde bedeu­tete.

Letzt­lich ist nicht immer alles kal­ku­lierbar.“

Es sollte nicht der letzte sein. Denn nach dem 3:1‑Heimsieg gegen Auxerre im Vier­tel­fi­nale – bei dem ein wei­terer Reser­vist, Ibrahim Tanko, ent­schei­dend am beru­hi­genden dritten Treffer betei­ligt war – folgten drei Par­tien am Stück, in denen nur ein Tor fiel, jeweils für den BVB. Am sei­denen Faden hing der Erfolg dabei vor allem gegen eine Elf von Man­chester United, die bald für Furore in Europa sorgen sollte, im April 1997 aber noch zu uner­fahren war. Wir waren unheim­lich kon­zen­triert und über­zeugt von uns“, erin­nert sich Hitz­feld an die Duelle mit dem eng­li­schen Meister. Aber letzt­lich ist nicht immer alles kal­ku­lierbar. Man braucht auch Glück, und wir hatten es. Das Glück des Tüch­tigen.“



Was der große Gen­tleman unter den Trai­nern dabei ver­schweigt, ist seine eigene Rolle in der ganzen Geschichte. Im Laufe dieser Cham­pions-League-Saison musste Hitz­feld viele Ent­schei­dungen treffen, die ihm nicht leicht­fielen: So ent­schloss er sich erst sechs Stunden vor dem Finale, den viel­sei­tigen Tret­schok anstelle des ver­dienten Fei­er­singer in den Kader zu nehmen, was er noch heute eine der schwie­rigsten Ent­schei­dungen seines Berufs­le­bens nennt.

Für einen guten Zweck.“

Aber jede seiner Maß­nahmen stellte sich als richtig heraus. Beim Hin­spiel gegen Man­chester bot er Tret­schok als zweite Spitze auf, prompt schoss der das Siegtor. Zum Finale gegen Juventus Turin setzte der Trainer Ricken zunächst auf die Bank. Das ärgerte zwar den Prä­si­denten, schob aber ein Ass in den Dort­munder Ärmel: Als die Ita­liener ihren Glücks­bringer ein­wech­selten, den Jung­star Ales­sandro Del Piero, und das Spiel nach seinem 2:1‑Anschlusstor zu kippen drohte, konnte Hitz­feld mit seinem eigenen Talisman reagieren. Als Rickens Heber aus 25 Metern ins Netz plumpste, war Juve besiegt, auch wenn Hitz­feld noch bis zum Abpfiff nervös an seinem Mantel fin­gerte. 

Was ist eigent­lich aus dem Mantel geworden? Ich habe ihn weg­ge­geben“, sagt Hitz­feld. Für einen guten Zweck.“