Regio­nale Fern­seh­sender sind nicht zwin­gend dafür bekannt, sich direkt am Herz­schlag der Zeit zu befinden. Heute vor einem Jahr zum Bei­spiel senden die Dritten Pro­gramme zur besten Sen­de­zeit u.a. Unter Dach und Fach – Qued­lin­burg und sein Welt­erbe“, Tatort: Töd­liche Hab­gier (Erst­aus­strah­lung 2007)“ und Erlebnis Hessen“. Kurzum: Lieb­ha­ber­pro­gramm.

Und dann gibt es eben diese Momente wie den, den ein RBB-Reporter am Abend auf dem Park­platz am Sta­dion an der Alten Förs­terei auf­ge­nommen hat. Dort, allen­falls eine Stunde nach dem für alle dann doch über­ra­schenden Auf­stieg des 1. FC Union Berlin in die Bun­des­liga, trifft der Reporter auf einen 84-jäh­rigen Mann. Ein Fan der Eisernen. Ein ehe­ma­liger Jugend­trainer seines Ver­eins. Ein Glücks­fall.

Und also erzählt ihm dieser 84-jäh­rige Mann, Fan und Ex-Trainer alles, was man in diesen Tagen noch über die Liebe zum Fuß­ball und ganz spe­ziell zur Zunei­gung für Union Berlin wissen muss. Aus­ge­rüstet allein mit einer roten Union-Kappe, dem Trikot und seinem ganzen Herzen.

Expo­si­tion
Ich bin seit 50 Jahren Mit­glied, bin 84 Jahre alt. Und heute ist ein so schöner Tag wie ich ihn selten erlebt habe. Ich habe auch selten so viele glück­liche Men­schen gesehen. Selten. Union ist eben Union – dat is eben ne Familie.“

Ja, will man da sagen, ein­fach wun­derbar. Allein schon der Ein­stieg und dann auch noch die nächsten fünf Sätze. Ein Mann, der ver­mut­lich alles gesehen hat vom Leben, freut sich über einen seiner schönsten Tage. Und das nicht, weil eben er sich freut. Son­dern weil er glück­liche Men­schen sieht. Weil Glück immer auch das Glück der anderen ist. 

2. Teil
Ich fahre so, als wenn ich nach Hause schwebe. Und wenn ich nach Hause komme, meine Frau wartet, dann trink ich ein Bier mit so einem großen Genuss, das können Sie sich gar nicht vor­stellen. Ja, können Sie sich das vor­stellen?! Wat dat für en Jefühl is?!“

Sicher­lich die frag­wür­digste Stelle. Es geht ums Fahren und Alko­hol­trinken. Dass es sich schon wie Schweben anfühlt, lässt uns nur hoffen, dass auf dem Heimweg alles gut gegangen ist. Darauf das Bier neben der Frau, die daheim wartet. Die Mal­lor­ca­party des beschei­denen Mannes. Und dann: Aus­gren­zung durch rhe­to­ri­sche Frage. Tja, wer außer einem Unioner, soll dieses Jefühl der Glück­se­lig­keit ver­stehen.

3. Teil – Retar­die­rendes Moment
Nach so vielen Jahren. Voriges Jahr, immer alle drei Jahre, wollten wir. Diesmal haben wir es geschafft. Diesmal… “ 

Wer ver­stehen will, was das alles bedeutet, muss Ver­gan­gen­heit ver­stehen. 50 Jahre Mit­glied, 84 Jahre alt, und trotzdem: Am schlimmsten war es bis vor kurzem. Als Union immer wieder schnup­perte, klopfte, kratzte am Auf­stieg – und schluss­end­lich immer schei­terte. Aber jetzt!