Heute vor drei Jahren stieg Union Berlin in die Bundesliga auf. Viel wichtiger: Nach Abpfiff, auf dem Parkplatz der Alten Försterei, entstand ein ewiges Zeugnis über die Liebe zum Fußball.
4. Teil – Peripetie
„Und wenn wir die Bayern hier sehen. Und die Dortmunder. Meine Dortmunder, das ist ja meine Bundesligamannschaft. Naja nu, jetzt ändert es sich ja, aber Dortmund bleibt Nummer Zwei! Na, das ist aber schön. Wann kann man das denn sehen?“
Und wieder: Das Glück, das sind die anderen. Aber nun, nach dem Aufstieg, wird Union Berlin bald teilhaben dürfen an diesem Glück. Nur ein kleines Stück, aber wird schon reichen. Glück ist eben auch Gastfreundschaft. Was, ganz bescheiden, natürlich dazu führen wird, dass Borussia Dortmund in der internen Bundesligarangliste dieses Mannes auf Platz Zwei rutschen wird. Bitte nicht erbost sein, lieber BVB, aber das muss man nun einmal nachvollziehen. So ein Aufstieg in die Bundesliga erlebt man nicht aller Tage. Aber falls doch noch einmal Lust und Gelegenheit zum Aufstieg bestünde: Wo kann man die Aufzeichnung dann sehen?
5. Teil – Persönliches
„Ich war aufgeregt, ja. Sehr. Die Polizisten haben schon gefragt, wie es mir geht. Wir haben alle gezittert, seit gestern Vormittag schon. Sie können sich das nicht vorstellen.“
Nun gut, dass die Polizei einen 84-jährigen und auch sonst aufgeweckt wirkenden Herren fragt, wie es um die Gesundheit stünde, lässt sich nun wirklich nur damit erklären, dass er Zeuge war des vielleicht besten Herzschlagfinales seines Vereins. Er nimmt sich da gar nicht aus, natürlich hat er gezittert, aber das haben ja alle. Weil Emotionen im Fußball eben nur funktionieren, wenn möglichst viele daran beteiligt sind. Wovon sich dieser Reporter – bei allem Respekt – nun wirklich kein Bild machen kann.
6. Teil – Der Antagonist
„Ich war Nachwuchstrainer hier. Fast sechs Jahre. Von 68 bis 73, also fast 74. Und Falko Götz, der ist durch meine Hände gegangen. Kennen Sie Falko Götz? Der war in meiner Knabenmannschaft. Kinder und Knaben. Und dann kam der übermächtige BFC und sagt: Der muss natürlich rüber, zu uns, nach Hohenschönhausen. Und da haben sie mir drei Spieler abgezogen. Drei. Falko Götz und zwei Torsteher.“
Und als hätte es nicht gereicht, die wunderbaren Worte dieses wunderbaren Mannes. Der perfekt sitzende und lustig hüpfende Schnurrbart. Die lachenden, treuen Augen. Da erzählt dieser Edelfan, dass er nun nicht nur Teil des Vereins auf der Tribüne, sondern auch ein Baumeister dieses Klubs ist. Als Jugendtrainer, bei den Knaben von 68 bis 73. Einer also, von dem der DFB immer sagt, dass so einer das Ehrenamt in Ehren hält. Ein Grundstein des Erfolgs. Der nebenher Menschen zu einer Karriere im Profifußball verhalf – auch wenn es in diesem Fall die Karriere von Falko Götz war. Die dieser Mann wahrscheinlich auch allein in die Wege geleitet hätte, wenn der BFC, der Stasi-Klub, nicht um die Ecke geschritten wäre. Weshalb dieser Aufstieg, nun ja, zugleich wie Belohnung und späte Rache schmeckt.
7. Teil – Ende
„Ich hab schon ein bisschen was hinter mir, ja.“
Kein gutes Drama ohne guten Cliffhanger. Ein offenes Ende, das dem Zuschauer die Fantasie überlässt, was nun noch folgen könnte. Im Leben dieses glückseligen Mannes. Dem nichts mehr fehlt, außer vielleicht die schon auf ihn wartende Frau und ein Bier. Der „ein bisschen was“ hinter sich hat. Und dem spätestens seit gestern Abend noch einiges bevorsteht. Danke, Fußball.