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Seite 2: Eine Frage des Respekts

Doch die Suche nach der kor­rekten Beto­nung und Arti­ku­la­tion kann zäh sein. In jeder Trans­fer­pe­riode sitzt Wulff, tiefe Augen, Bürs­ten­schnitt, in seinem Arbeits­zimmer in Ham­burg – Klein Borstel und deco­diert an seinem PC die unge­wohnten Kon­so­nanten- und Vokal­ketten, die den Bun­des­liga-Neu­zu­gängen ihre Namen geben. In der Datei, 28 Seiten lang, ste­cken unge­zählte Arbeits­stunden: Manche scheinbar schwie­rigen Fälle habe ich nach einer Minute geknackt, für andere brauche ich über eine Stunde.“

Einige Namen findet er in Audio-Daten­banken, andere über kleine Pro­mo­clips bei You­tube, die Spie­ler­be­rater für ihre inter­na­tional unbe­kannten Schütz­linge hoch­laden. Ein­fach ist es bei Bun­des­li­gisten, die an der WM 2014 teil­nahmen: Die Fifa ließ sämt­liche Natio­nal­spieler ihre Namen vor­lesen und stellte die Audio­schnipsel ins Internet. Andere Hin­weise ent­deckt Wulff in Regio­nal­zei­tungen, denen Neu­zu­gänge vor Sai­son­be­ginn ver­raten, wie ihr eigener Name nach dem nächsten Hat­trick kor­rekt gebrüllt werden sollte. Auch Anrufe bei Spie­ler­be­ra­tern und Dis­kus­sionen über Kicker­namen in Inter­net­foren können wei­ter­helfen. Jeder Fall ist anders“, sagt Wulff, 73, und blickt aus seiner drei mal vier Meter kleinen Spre­cher­ka­bine auf den Rasen des Mill­ern­tors. 

Eine Frage des Respekt

Wenn er meint, den rich­tigen Klang gefunden zu haben, wendet er sich an die Ver­eine. Ich bitte alle Klubs um einen letzten Kon­troll­blick“, erzählt Wulff. Haben die abge­nickt, schickt er die fer­tige Liste an die anderen 35 Erst- und Zweit­li­gisten. 

Eine müh­same Arbeit. Warum Wulff, der ehren­amt­lich hinter dem Mikro sitzt, das macht? Das ist eine Frage des Respekts.„ Ihm sei bewusst, dass er, selbst nach langer Recherche, viel­leicht nicht bei allen Spie­lern den genauen Zun­gen­schlag gefunden hat. Aber zumin­dest habe ich mich bemüht. Ich ver­suche, eine best­mög­liche Annä­he­rung an das Ori­ginal zu schaffen. Mehr nicht.“

So auch bei Hen­rikh Mkhi­ta­ryan. Wulff fand im Netz ein Video, in dem der ortho­gra­phisch wie pho­ne­tisch schwie­rige Name mehr­mals vor­ge­tragen wurde. Wulff hörte: Gen­rich Michi­terjan. Wenn jemand sagt, das sei von der Aus­sprache zu kom­pli­ziert: mei­net­wegen“, sagt Wulff und zieht die Augen­brauen zusammen. Aber es kann mir nie­mand erzählen, es sei zu schwer, den Namen auf der letzten Silbe zu betonen.“ Ein Glücks­fall für Wulffs Gemüt, dass der Arme­nier nun für Man­chester United spielt.