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An und für sich ist der 19. Spieltag der Bun­des­liga nichts Beson­deres. Die Saison ist noch nicht zu Ende und bis auf die Meis­ter­schaft sind die meisten Ent­schei­dungen noch nicht gefallen. Saison 2016/17 – 19. Spieltag – 18:30 Uhr – Dort­mund. Der Rahmen scheint gewöhn­lich, der Inhalt war es nicht.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bun­des­liga emp­fing an diesem Sams­tag­abend Borussia Dort­mund den Gast aus Leipzig. Für viele Betei­ligten war dieses Heim­spiel also von vorn­herein eine Pre­miere. So auch für mich. Im Wesent­li­chen jedoch aus einem anderen Grund.

Meine Mutter als gebür­tige Dort­mun­derin hatte mir die Ent­schei­dung für den BVB als Her­zens­verein schon in frühen Jahren abge­nommen. Mein erstes Heim­spiel, mein erster Besuch im West­fa­len­sta­dion und mein aller­erster Blick auf die Süd­tri­büne liegen zwar schon 16 Jahre zurück. Besagtes Heim­spiel gegen RB Leipzig aber war den­noch ein Beson­deres. Das erste Mal sollte ich nicht bloß auf die Süd­tri­büne bli­cken können, son­dern einen kleinen Teil dazu bei­tragen, diesen Anblick so vielen anderen Zuschauern im Sta­dion zu ermög­li­chen.

Glei­cher Weg, glei­ches Ziel, glei­cher Pegel

Der Spieltag fing – wie sein Rahmen es ver­muten lässt – auch gewöhn­lich an. Gemeinsam mit einer Freundin traf ich am Essener Haupt­bahnhof auf die ersten Gleich­ge­sinnten. Dem ersten Pils folgte das erste Fach­sim­peln zur bevor­ste­henden Partie – so weit wie gehabt. Auch der Gang zum Sta­dion war den vorigen sehr ähn­lich. Glei­cher Weg, glei­ches Ziel, glei­cher Pegel. Ange­kommen am schönsten Sta­dion der Welt ging es für mich diesmal aller­dings durch einen anderen Ein­gang als gewohnt. Leicht ver­spätet fand ich mich am Auf­gang zu Block 14 wieder.

Wäh­rend die ver­traute Stimme Nobby Dickels durch die Boxen im Gang halte, trat der Ordner nach der Sicher­heits­kon­trolle einen Schritt zur Seite und gab mir den Blick ins Sta­dion frei. Für gewöhn­lich wan­dert mein Blick an diesem Punkt als erstes auto­ma­tisch gen Süd­tri­büne – heute erst als zweites. Ich stand recht weit unten, etwa zehn Meter vom Spiel­feld ent­fernt. Der Anblick war ein­zig­artig. An keinem anderen Spieltag hätte mir die Durch­sage weniger aus­ge­macht, dass sich der Anstoß des Spiels unglück­li­cher Weise auf unbe­stimmte Zeit ver­zö­gert. Ich wäre geblieben und hätte mir noch stun­den­lang die Tau­sende von Men­schen auf dieser Tri­büne anschauen können, die wohl ohne zu zögern mit mir gewartet hätten.

Ich fragte mich, ob irgendein anderer Zuschauer von seinem Platz aus gerade ver­sucht ein­zelne Gesichter in der Masse zu erkennen – irgend­einen Bau­stein dieser gelben Wand; viel­leicht ja sogar mich. Obwohl mein erster Dort­munder Sta­di­on­be­such schon ein paar Jahre zurück liegt, fühlte es sich an diesem 19. Spieltag wie eine Art Neu­an­fang an.

End­lich kam die Mann­schaft zu mir

Wie neu, weil ich noch nie auf der Süd­tri­büne stand. Wie ein Anfang, weil die Dau­er­gäste der größten Steh­tri­büne Europas nicht jeden Besu­cher ihres Fuß­ball­tem­pels die Zunei­gung zu ihrem Verein beschei­nigen, wie sie sie selbst aus­leben. Es mögen den BVB die­je­nigen Zuschauer, die für Schwarz-Gelb das Sta­dion besu­chen. Die­je­nigen, die auf der Süd stehen, lieben ihn.

Dort stand ich nun und sah mir ein Fuß­ball­spiel der Borussia an. Die Anspan­nung war wie oft gehabt, die Freude beim 1:0 jedoch größer. Aub­ameyang lie­ferte an diesem Nach­mittag den Grund dazu. Ich stand mein erstes Mal auf der Süd und mein Verein gewann. Wie nach jedem Heim­spiel kam die Mann­schaft auch dieses Mal nach Abpfiff vor die Süd­tri­büne – dieses Mal auch in meine Rich­tung. Die Jungs standen vor uns und wir jubelten gemeinsam.

Mit dem Rücken zur Wand zu stehen kann sich wohl kaum schöner anfühlen.