Wie kommt man an einem Verteidiger vorbei, was ist wichtig im Eins-gegen-Eins und warum war Didier Drogba eigentlich so gut? Salomon Kalou erzählt, worauf es auf dem Platz wirklich ankommt.
Wenn ich mit dem Rücken zum Tor angespielt werde, drehe ich nie auf, diese Art Bewegung vermeide ich. Sobald ich spüre, dass ich einen Verteidiger im Rücken habe, gibt es für mich drei andere Optionen: Entweder ich schirme den Ball ab und warte, bis meine Mitspieler nachrücken. Oder ich ziehe ein Foul, weil der Verteidiger zu ungestüm den Zweikampf sucht. Oder ich lasse den Ball klatschen. Ich habe akzeptiert, dass ich nicht so robust bin wie viele meiner Gegenspieler. Würde ich aufdrehen, wäre es für sie recht einfach, mich vom Ball zu trennen. Sie müssen nur ihre körperliche Überlegenheit nutzen, die Hüfte oder den Arm leicht ausfahren, schon habe ich kaum mehr eine Chance. Also lasse ich das Aufdrehen weg, werde den Ball mit dem Rücken zum Tor fix wieder los und laufe mich frei.
Laufwege
Alles, was Stürmer an Zick-Zack-Bewegungen im Strafraum machen, um einen Gegner abzuschütteln, verwirrt den Flankengeber am Ende mehr als den Verteidiger. Deshalb gibt es im Strafraum für mich nur zwei Laufwege: Entweder ich täusche kurz an und sprinte dann zum langen Pfosten. Oder andersherum. Ibisevic und ich haben für diese Momente die nötige Erfahrung, wir wissen, wie wir uns bei Flanken verhalten müssen. Ein Mann wie Selke ist dagegen noch jung und steckt voller Energie, er täuscht viel mehr Laufwege an. Aber das braucht er gar nicht zu machen. Ein überzeugter Sprint zur richtigen Zeit reicht. Wenn die Flanke gut kommt, hast du alle Trümpfe in der Hand.
Wenn ich selbst bis zur Grundlinie vorgestoßen bin, spiele ich den Ball in den Rücken der Abwehr. Immer. Perfekt ist ein Zuspiel von der Grundlinie, wenn es zum Elfmeterpunkt kommt. Denn dort bekommt der Keeper Probleme, weil er so weit nicht rauskommen darf. Landet die Flanke dagegen im Fünfmeterraum, fischt er sie weg. Deswegen spiele ich den Ball blind und automatisch in den Rücken der Abwehr. Der Job meines Mitspielers ist es, dort zu stehen und die Flanke zu verwerten. Der Stürmer, der das Spiel am besten verstanden hat, war Didier Drogba. Die Leute denken immer, er war so gut, weil er so robust und kräftig war, doch das ist Quatsch. Er war so gut dank seiner Spielintelligenz und seiner Laufwege. Er hat für andere Spieler Räume kreiert. Er wich im richtigen Moment auf den Flügel aus. Wenn ich ins Eins gegen Eins ging, hat er mir Platz geschaffen, indem er zur anderen Seite sprintete und Gegenspieler verwirrte. Es gibt andere Stürmer, die kommen dir entgegen und bringen die halbe gegnerische Mannschaft mit, so dass du plötzlich sechs Gegenspieler hast statt einem.
Ballbesitzspiel gegen kompakte Gegner
Das Offensivspiel hängt massiv von den Spielern im Zentrum ab. Hast du einen Sechser, der spielt und nicht nur zerstört? Dann ist es auch gegen defensiv eingestellte Gegner leicht. Bei Bayern, Barcelona oder Manchester City, also bei all den Mannschaften, die Fußball spielen wollen, gibt es jeweils Sechser im Team, die keine Angst haben, den Ball abzuholen und ihn mit Risiko nach vorne zu spielen. Bei uns gibt es beispielsweise Arne Maier, der mir sehr gefällt. Er ist noch jung und muss noch viel lernen, aber obwohl er erst 19 Jahre alt ist, spielt er ohne Furcht. Er kann eine Mannschaft Fußball spielen lassen.