Für unsere aktuelle Ausgabe blicken wir mit Lukas Podolski auf seiner ereignisreiche Karriere in der Nationalmannschaft. Hier spricht er über Bratwurst, seinen Wettbewerbsvorteil und die heimliche Fanleidenschaft seines Sohnes.
Lukas Podolski, für unsere aktuelle Ausgabe sprechen wir mit Ihnen über Ihre Karriere in der Nationalmannschaft. Ein Meilenstein Ihrer Laufbahn war sicher das Sommermärchen, das ja auch deswegen so faszinierend war, weil der gute Auftritt der deutschen Elf nach der durchwachsenen Vorbereitung so unerwartet kam. Hat die Mannschaft selbst daran geglaubt, auf den Punkt genau in Form zu kommen?
Wir haben natürlich gemerkt, dass im Vorfeld der WM Unruhe herrschte. Auch für einen Spieler ist es schwierig zu sagen: „Ach, die Testspiele sind egal, wenn die WM losgeht, sind wir da.“ Aber man merkte schon, dass da etwas entsteht. Das Trainergespann und das Betreuerteam waren neu, die Mannschaft war im Umbruch. Man merkte auch, dass sich der Fußball veränderte, er war jünger, dynamischer. Das haben wir schon gespürt. Aber wie ein Turnier am Ende verläuft, das weiß man nie. Wahrscheinlich hat es uns am Ende sogar geholfen, dass die Stimmung vor der WM nicht so gut war, weil der Druck geringer war. Man ist dann als junger Spieler schon etwas gelassener. Nach der schlechten EM dachte ja niemand, dass Deutschland sehr weit kommen würde. Aber wir sind unseren Weg gegangen – mit viel Laufbereitschaft und vielen Emotionen.
War es sehr schmerzhaft, das Finale zu verpassen, oder überwog die Freude, ein gutes Turnier gespielt zu haben?
Ich war beim Finale im Stadion. Ich habe schon kurz daran gedacht, wie knapp wir davor waren, dieses Endspiel zu erreichen. Aber auch als ganz normaler Zuschauer bei einem WM-Finale dabei zu sein, war schon geil. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und habe wie so viele Fans mal davon geträumt, solch ein Spiel live im Stadion zu sehen. Ich saß also zusammen mit meinen Kumpels auf der Tribüne, bei Bratwurst und Cola, und habe mich einfach gefreut, bei einem so großen Ereignis dabei zu sein.
War es für Ihre Karriere eigentlich ein Vorteil für Sie, dass Sie Linksfuß sind?
Es gibt nicht viele Linksfüßer. Man muss sich nur die Nationalmannschaft ansehen. Wen haben wir denn da noch? Jonas Hector und Mesut Özil, das war’s. Das führt auch dazu, dass Verteidiger eher auf Rechtsfüßer eingestellt sind. Aber mein größter Vorteil war, dass ich im vorderen Bereich auf jeder Position spielen konnte. Am liebsten habe ich vorne drin gespielt oder als hängender Stürmer. In der Nationalelf haben wir lange 4−4−2 gespielt, mit Miro Klose als Spitze und ich ein bisschen hinter ihm.
Nachdem man sich einige Jahre einfach nur gefreut hatte, dass Deutschland wieder guten Fußball spielt, wurde dann die Forderung laut, dass ein Titel her muss. Waren die Spanier in dieser Phase einfach zu stark?
Die Spiele gegen Spanien 2008 und 2010 waren vom Ergebnis her sehr eng, aber die Spanier hatten eine eingespielte Mannschaft, diesen Block vom FC Barcelona, der den Fußball so ein bisschen neu erfunden hatte. Sie waren reifer und hatten mehr individuelle Klasse. Trotzdem waren sie uns nicht deutlich überlegen. Es hätte auch anders laufen können. Man darf nicht vergessen, dass Spanien davor ewig lange nichts gewonnen hatte, wahrscheinlich waren sie einfach mal dran.
Nach der Niederlage gegen Italien 2012 schien die Stimmung zu kippen, plötzlich war der Bundestrainer nicht mehr unantastbar. Viele Leute dachten, jetzt würde unsere Goldene Generation leer ausgehen. Haben Sie das gespürt?
Wir haben natürlich mitbekommen, dass es nach dem Halbfinalaus 2012 Kritik am Trainer gab. Das ist ja auch okay. Wenn man als Mitfavorit im Halbfinale ausscheidet, dann muss man sich Kritik gefallen lassen. Ich glaube, der Bundestrainer war selbst ein bisschen angeschlagen nach dem Spiel. Man konnte ihm ansehen, dass ihn das mitgenommen hat. Aber vielleicht war das im Hinblick auf 2014 gar nicht so schlecht, vielleicht hat es da klick gemacht.
Sie hören jetzt in der Nationalelf auf, aber vielleicht steht der nächste Podolski schon in den Startlöchern. Stimmt es eigentlich, dass Ihr Sohn Fan von Borussia Dortmund ist?
Mein Sohn ist Köln- und Dortmund-Fan. Wenn ich Trikots besorgen kann, dann bringe ich sie ihm mit. Wenn du als kleiner Junge Trikots von Ibrahimovic oder Messi bekommst, dann ist das toll. Da hat er Spaß dran. Die Trikots hängen alle in seinem Zimmer. Eines von Maradona auch. Das habe ich besorgt, als wir in München gegen Argentinien gespielt haben und Maradona Nationaltrainer war.
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