Bei der WM am Kap der Guten Hoffnung – 2010 in Südafrika – rechnete man mit Hexenmeistern und Medizinmännern. Stattdessen kam Maradona.
Doch vor der ersten WM auf dem afrikanischen Kontinent hatte die FIFA kaum eine andere Wahl, als etwas gelassener mit Hexerei und Zauberkunst umzugehen. John Lockley, ein bekannter weißer Schamane aus Südafrika, schrieb einige Wochen vor Beginn des Turniers auf seiner Homepage: „Die Sangomas, die traditionellen Geistheiler im südlichen Afrika, werden bei der WM eine wichtige Rolle spielen. Die meisten großen Fußballvereine in Südafrika nutzen Sangomas so, wie moderne Vereine in Übersee Sportpsychologen nutzen. Sangomas sind Psychologen, Naturheilkundige und Priester in einer Person.“
Trotz dieser übernatürlichen Unterstützung wurde Südafrika zum ersten Gastgeber in der Geschichte der WM, der schon in der Gruppenphase ausschied. Doch wer an dieser Stelle des Textes den in Afrika so tief verwurzelten Glauben an Zauberkräfte belächelt, der sollte noch einen Moment warten. Denn der Mann, der sich bei jener WM in Südafrika am offenkundigsten auf höhere Mächte verließ, kam nicht aus Kamerun, Nigeria oder Ghana, sondern aus dem Großraum Buenos Aires.
Der Papst lächelt
Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona befolgte an den Spieltagen so viele Rituale, dass man sich fragen durfte, wie er sie alle behalten konnte. So musste er als Erster aus dem Mannschaftsbus steigen (und dabei einen Schrei ausstoßen) oder trug bei öffentlichen Auftritten immer zwei Uhren, an jeder Hand Gottes eine. Das Auffälligste jedoch war der Rosenkranz, den Maradona während der Spiele seines Teams unablässig knetete. Trotz allem schied Argentinien nach einem 0:4‑Debakel gegen Deutschland aus und Maradona wurde entlassen.
Dabei wusste er doch schon vorher, dass mit seiner Gebetskette etwas nicht stimmte. In seiner Autobiografie hatte Maradona nämlich erwähnt, dass der Papst persönlich ihm den Rosenkranz mit den Worten „Das ist ein besonderer, er ist für dich“ überreicht hatte. Maradona schrieb weiter: „In Wirklichkeit war der Rosenkranz der gleiche, den er meiner Mutter gegeben hatte. Ich sagte es ihm. Er sah mich nur an, gab mir einen Klaps und lächelte.“