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Seite 2: Singen, Hüpfen, Pöbeln

Die Zeit ver­geht, ich gönne mir die ein oder andere Pause vom Singen, Hüpfen und Pöbeln. Grund gibt es vor allem für letz­teres ohnehin keinen. Die Mann­schaft macht ein kämp­fe­risch tolles Spiel. Rennt, grätscht, köpft, zeigt Wille. Das wollen wir Fans genau so sehen. Auch die vielen Gesichter um mich herum ähneln dem Geschehen auf dem Platz: kämp­fe­risch, aber ohne jede Leich­tig­keit. 

Ich stelle mich auf die Ver­län­ge­rung ein, die jetzt nur noch vier Minuten ent­fernt ist. Zwei Elf­meter später steht es 2:2 und die emo­tio­nale Ach­ter­bahn­fahrt nimmt jetzt so richtig Fahrt auf. Drei Minuten vor Schluss ver­wan­delt Duda seinen Straf­stoß. Wir haben das sichere Aus vor Augen. Stark tut uns aber den Gefallen, rennt im Fünf­me­ter­raum Koné um. Aus­ge­rechnet Hertha-Kult­figur Patrick Ebert ver­wan­delt zum 2:2. 

Ver­län­ge­rung. 30.000 Dyna­mo­fans holen kurz Luft, um dann rund um das Mara­thontor das Sta­dion zum Beben zu bringen. Ben­galos sind inzwi­schen weniger geworden, offenbar waren sie nur für 90 Minuten kal­ku­liert. Die Mann­schaft traut sich auf einmal mehr zu. Zwi­schen Minute 114:30 und 114:45 bril­liert sie sogar mit One-Touch-Fuß­ball, der in einem (erfolg­losen) Tor­ab­schluss endet. Die Kurve schreit ver­zückt auf. So etwas haben wir von unserer Liebe lange nicht zu sehen bekommen. 

Wir sind für­ein­ander da!“

Dann liegt der Ball im Dyna­motor. Aus, vorbei, noch eine Füh­rung wird sich Hertha nicht nehmen lassen. Aber nein! Auch ohne VAR wird auf Abseits ent­schieden. Im direkten Gegenzug trifft Stor zum 3:2 für Dynamo – und lässt die gelbe Hälfte des Sta­dions im Freu­den­taumel ver­sinken. The­rapie erfolg­reich, Fans und Mann­schaft lieben sich wieder so wie am ersten Tag! So schlecht sind sie dann doch nicht. Nur noch sieben Minuten, das schaffen wir jetzt gemeinsam! Wir sind für­ein­ander da! 

Dem Poli­zei­führer ist die Atmo­sphäre jedoch offenbar noch nicht lei­den­schaft­lich genug. Anders lässt es sich nicht erklären, warum er schwarz geklei­dete und behelmte Poli­zisten in den Innen­raum vor die Dyna­mo­blöcke schickt. Sein Angebot wird dan­kend ange­nommen. Füh­rung und Feind­bild vor Augen erreicht die Stim­mung nun langsam ihren Sie­de­punkt. 

Ich glaube, wir ver­su­chen es weiter mit­ein­ander“

Zehn Sekunden fehlen noch, viel­leicht sind es auch nur fünf, eigent­lich nur ein Pass, der ins Aus rollt, oder ein Schuss, der am Tor vorbei geht oder drüber oder an den Pfosten. Dann wären die eigenen Gesetze des Pokals end­lich mal wieder zu unseren Gunsten aus­ge­legt worden. Aber nein. Natür­lich. Nicht. Der letzte Schuss des Spiels, abge­feuert von Tor­u­na­righa schlägt im Tor ein. 

Elf­me­ter­schießen. Meine Nerven kol­la­bieren. Kraft im Hertha-Tor hält und hält. Broll im Dynamo-Tor leider nicht. Aus. Jetzt wirk­lich. 

Keine 10 Sekunden später applau­dieren die 30.000 ihren Helden und feiern sie minu­ten­lang. Das war eine gelun­gene The­rapie. Auch wenn’s für beide anstren­gend war und sich jetzt erst einmal sehr leer anfühlt. Ich glaube, wir ver­su­chen es weiter mit­ein­ander.