Sascha Mölders ist bis auf Weiteres nicht mehr Teil des 1860-Kaders. Was schade ist, weil der Mann die Gesetzmäßigkeiten des Profifußballs aushebelt. Über einen, der Fußball schnauft.
Nun, diese Fragen lassen sich deutlich einfacher beantworten als die zuvor aufgeworfenen. Die Sache mit der Ernährung etwa und mit den Kilos, die diese zwangsläufig mit sich bringt, hilft Mölders sogar bei seinem körperbetonten Spiel: „Wenn ich bei meiner Spielweise sechs, sieben Kilo weniger wiege, dann kann das nicht funktionieren“, erklärte er jüngst in einem Instagram-Livestream mit BR24 Sport. „Da brauche ich einfach auch ein bisschen Masse. Die Jungs, die gegen mich spielen, sollen es ja auch nicht so einfach haben.“
Und auch seine lange Vergangenheit im Amateurfußball ist für Mölders mehr Segen als Fluch. Denn es gibt die Geschichte, dass Mölders nach der Jugend eigentlich mit dem Fußball aufhören wollte. Er ließ sich jedoch vom Essener Stadtteilverein Bergeborbeck überreden, schoss 34 Tore in einer Saison und fand den Spaß am Fußball wieder. Ähnliches dann im Oktober 2019: Da verkündete Mölders in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen seinen Abschied vom Profifußball. Das Drumherum gehe ihm „auf den Sack“, das mache ihm keinen „keinen Spaß mehr“. Nach einer Saison mit 15 Toren und 15 Vorlagen hängte er dann aber doch noch einmal ein Jahr beim TSV 1860 dran. Und weil es da wieder hervorragend lief, folgte im Februar die abermalige Verlängerung um ein weiteres Jahr. Wenn Sascha Mölders Bock hat, Fußball zu spielen, dann macht er das auch. Sein Alter oder ein paar Kilo mehr auf den Rippen, stehen im dabei nicht im Weg.
Das nährt natürlich die Hoffnungen zahlreicher dickbäuchiger Kreisliga-Torjäger, es irgendwann vielleicht auch noch in den Profifußball zu schaffen. Doch wer nun dazu neigt, dem 36-jährigen Spätstarter Unprofessionalität zu unterstellen, der irrt: Unter der Woche kommen im Hause Mölders Vollkornnudeln mit Fleisch oder Gemüse auf den Tisch, die Spieltagspizza ist nur Belohnung am Wochenende. Und auch auf dem Platz steht Mölders vor allem für eines: harte Arbeit. Sollen andere doch Fußball spielen, Mölders schnauft Fußball. Zuweilen wirkt es, als schleppe er sich über den Platz (allerdings immer genau an die richtigen Stellen). Selbst seine Flugeinlagen haben stets etwas schwerfälliges an sich, wenn nicht gerade ein findiger Fotograf im richtigen Moment auf den Auslöser drückt. Wenn Klaus Fischer Mister Fallrückzieher ist, ist Sascha Mölders Mister Schwerfallzieher.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint. Es ist vielmehr Ausdruck unserer Anerkennung. Dafür, dass jemand, den der liebe Gott möglicherweise nicht als Profifußballer vorgesehen hat, im Alter von 36 Jahren die Torschützenliste der dritthöchsten Spielklasse im deutschen Fußball anführt. Wie man das macht, dazu würden wir wirklich gerne mal eine Bild-für-Bild-Anleitung sehen. Falls die Kollegen von der Bravo Sport nicht wollen – wir stehen bereit, Sascha Mölders.