An Spieltag zwei trifft die deutsche Mannschaft auf Portugal. Welcher Spieler für den Titelverteidiger noch wichtiger als Cristiano Ronaldo wird, wann Trainer Santos seinen Kapitän auswechseln würde und was der portugiesische EM-Song mit den vergangenen Bayern-Meisterschaften zu tun hat.
Tja, was soll man sagen? Das Heimtrikot der Seleção das Quinas sieht aus, wie ein Nationaltrikot Portugals eben aussieht: weinrot. Durch das besonders dezente Design, den Polokragen und die schwarz-grünen Bündchen ist es allerdings auch zeitlos schick – da gibt es wenig auszusetzen. Das Auswärtstrikot geht dagegen ganz neue Wege und muss ohne Kragen auskommen. Entgegen der Tradition, auswärts ganz in Weiß aufzulaufen, entschieden sich die Portugiesen zu diesem Turnier für ein recht blasses Babyblau, das, ganz coronakonform, ein wenig an die Farbe von OP-Masken erinnert. Der Hersteller nennt den Farbton übrigens ganz offiziell Teal Tint – ob der in Krankenhäusern wohl auch so heißt? Um sich dann doch vom OP-Saal-Look abzugrenzen, kommen drei recht breite Querstreifen in Schwarz, Rot und einem Mintgrün dazu. Ganz schön nachhaltig: Wie mittlerweile fast üblich, bestehen beide Trikots zu 100 Prozent aus recycelten Plastikflaschen, sollen aber dennoch besonders atmungsaktiv und schweißableitend sein. Unter dem Titel „More Pride. Less Waste.“ sorgt das für 30 Prozent weniger Kohlenstoffemissionen und soll den Plastikmüll im Meer reduzieren. Für eine Seefahrernation wie Portugal natürlich besonders passend.
Den portugiesischen EM-Song singt diesmal ein gewisser David Carreira unter dem Titel Vamos com Tudo. Musikalisch ist das Ganze, positiv ausgedrückt, ein absolut massentauglicher Sommerhit. Man könnte aber auch einwenden, dass der Song damit in etwa so unverwechselbar ist wie eine Bayern-Meisterschaft der letzten Jahre. Wobei eine Einzigartigkeit dann doch zu finden ist: Dem Produzent gelang es tatsächlich, Christianos markanten Jubelschrei (Siiiii!) im Song zu verwursten. Und auch sonst wird selbstverständlich auf Portugiesisch gesungen. Was nicht ganz unwichtig ist, denn insgesamt drängt sich durchaus der Verdacht auf, dass der Interpret des deutschen EM-Songs Wincent-Ja-den-schreibt-man-wirklich-so-Weiss auch hinter dieser Nummer steckt. Wir haben die portugiesischen Lyrics mal durch den Übersetzer gejagt und mit denen des deutsche EM-Lieds verglichen: frappierende Ähnlichkeiten. Während Carreira fordert, die Vergangenheit zu vergessen und in der Gegenwart zu leben, gibt Weiss zu, das Gestern und Morgen nicht lenken zu können und stattdessen in Momenten zu denken. Junge, Junge. Wird Zeit, dass es losgeht.
Eine verlässliche Prognose erscheint gerade vor diesem Turnier mehr als schwierig. Sollten die Portugiesen jedoch die Gruppenphase überstehen, steht auch einem erneuten Turniersieg eigentlich nichts im Wege: der Kader erfüllt höchste Qualitätsansprüche, Trainer Santos ist ein echter General, der das Team durch die Untiefen eines Turniers führen kann und auch die Stimmung in der Mannschaft soll, nicht zuletzt durch die ausgeglichene Mischung von Alt und Jung, hervorragend sein. Ob das genügt, um wieder ins Finale zu kommen, hängt aber bekanntlich auch an Tagesform und dem nötigen Spielglück. Der portugiesische Weg bei der EM in Frankreich ist ein gutes Beispiel dafür.