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Seite 2: Welche Hintertüren RB Leipzig selbst nutzte

Dabei hatte Mintzlaff noch im Januar dieses Jahres (also ein Drei­vier­tel­jahr nach der lange Zeit unbe­ach­teten 100-Mil­lionen-Spritze) etwas ganz anderes erklärt – und dabei offenbar, ähem, leicht geschwin­delt: Unsere Dar­lehen kommen nicht von der Spar­kasse Leipzig, son­dern zu markt­üb­li­chen Kon­di­tionen von Red Bull“, erzählte der 44-jäh­rige Ex-Leicht­athlet dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land. Das Geld wurde uns nicht geschenkt, das sind Dar­lehen, die getilgt werden müssen.“

Rück­bli­ckend hat es den bösen Schein, als hätte RB Leipzig seine Ver­bind­lich­keiten beim Brause­kon­zern gar nicht zurück­zahlen können – oder wenn, dann nur nach einem sport­li­chen Kom­plettaus­ver­kauf. Nach Abschluss des Geschäfts­jahres 2018/19 betrugen die Schulden des hoch­de­fi­zi­tären RB-Kon­strukts 124 Mil­lionen Euro. Ohne die Umwand­lung von 100 Mil­lionen Euro Ver­bind­lich­keiten in Eigen­ka­pital durch den Mut­ter­kon­zern hätte RB Leipzig vor einem Berg von 224 Mil­lionen Euro gestanden. Damit wäre man so gut wie bilan­ziell über­schuldet gewesen – und hätte bei­spiels­weise Schalke (aktuell aus­ge­wie­sene Ver­bind­lich­keiten: 197 Mil­lionen) locker über­troffen.

Nega­tives Trans­fer­saldo

Auf die Bild-Frage, ob der Retor­ten­klub sich finan­ziell über­nommen habe, ent­geg­nete Mintzlaff fast schon frech: Das haben wir nicht.“ Der Mar­ke­ting­ex­perte ver­wies darauf, dass es eben nicht ganz billig ist, als Erst­liga-Novize gleich mal in die Cham­pions League durch­zu­starten: Wir haben bisher erst vier Bun­des­liga-Sai­sons gespielt. Natür­lich haben wir in den ver­gan­genen Jahren in diverse Bereiche unseres Ver­eins inves­tiert, aber wir haben immer auf Nach­hal­tig­keit gesetzt und junge, hoch­ta­len­tierte Spieler zu uns geholt, die sich bei uns ent­wi­ckeln konnten.“

Aller­dings waren die Sab­it­zers oder Wer­ners in ihrer Gesamt­heit viel zu teuer, um sie durch das ope­ra­tive Geschäft gegen­fi­nan­zieren zu können: Womög­lich hat man bei Rasen­ball­sport Leipzig veri­table Liqui­di­täts-Eng­pässe auf sich zukommen sehen, sonst hätte der Red-Bull-Kon­zern einem sol­chen Schritt viel­leicht gar nicht zuge­stimmt“, erklärte bereits im Juni Pro­fessor Chris­toph Breuer gegen­über 11freunde​.de: Leipzig weist ja schließ­lich eines der am stärksten nega­tiven Transfer-Saldos der ver­gan­genen Jahre auf“, gab der der renom­mierte Sport-Ökonom von der Deut­schen Sport­hoch­schule in Köln zu bedenken.

Leipzig kam noch immer durch

Laut trans​fer​markt​.de beträgt das kumu­lierte Ablöse-Minus von RB seit 2015 rund 150 Mil­lionen Euro. Das sind zwar Pea­nuts gegen­über den 670 Mil­lionen, die Man­chester City im selben Zeit­raum auf­türmte, aber eben doch viel Geld für einen frei erfun­denen Verein, der es bei Spon­soren noch immer schwer hat – wohl auch des­halb, weil er unter Fuß­ball­fans auf bun­des­weite Ableh­nung stößt.

Viel­leicht ist es dieser Lie­bes­entzug, der Mintzlaff treu­herzig sagen lässt, ein neuer Denk­pro­zess über stren­gere Strafen und stär­kere Über­wa­chung“ ergäbe sicher­lich Sinn. Viel­leicht hat der Leipzig-Boss auch im Hin­ter­kopf, dass Red Bull bis­lang noch immer Mittel und Wege gefunden hat, um ein Go“ der Regel­hüter von UEFA, DFB oder DFL zu bekommen. Frei nach dem Motto: Wenn sich irgendwo eine Hin­ter­türe schließt, tut sich woan­ders ein Fenster auf.