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Seite 2: „Du kannst Union besser vermitteln“

Wie wirkt sich die soziale Her­kunft aus?
Union ist eher geeignet, um auch von Men­schen aus den urbanen Dienst­leis­tungs­mi­lieus in den eigenen Lebens­stil ein­ge­baut zu werden. Das ist paradox, denn das Sta­di­on­er­lebnis bei Hertha ist ja viel anschluss­fä­higer. Aber die Attrak­ti­vität von Union basiert auf dem Distink­ti­ons­po­ten­tial: Auf einer WG-Party, oder bei Leuten, die eher ins Theater gehen, kannst du Union besser ver­mit­teln, als regel­mä­ßige Besuche im Olym­pia­sta­dion. 

Die glei­chen Leute ziehen wahr­schein­lich auch eher nach Neu­kölln oder Kreuz­berg als Char­lot­ten­burg oder Ste­glitz.
Der klas­si­sche Gen­tri­fier, der sich vom coolen Berlin ange­lockt fühlt, sich eine Woh­nung in Kreuz­berg neben dem ehe­mals besetzten Haus kauft, wird eher zu Union als zu Hertha gehen. Aus der Stadt­for­schung kennen wir die Ima­gi­na­tion von angeb­li­cher Authen­ti­zität für bestimmte Lebens­s­til­gruppen. Leute, die unbe­dingt in einem hun­dert Jahre alten Viertel wohnen wollen, weil sie den Altbau“ so toll finden, gehen auch lieber in ein Sta­dion das eine Fuß­ball­kultur wie früher“ ver­spricht.

Das kann man doch den Stadt­teilen ebenso wenig vor­werfen wie dem Verein?
Natür­lich nicht. Und beide werden das Image nicht ver­ste­cken, auch wenn es von anderen kapi­ta­li­siert werden kann. Wir werden keine Red-Bull-Getränke ver­kaufen, nur um Leute abzu­schre­cken, die ein authen­ti­sches Sta­di­on­er­lebnis suchen.

Den­noch: Wie in einem Stadt­viertel bringen die New­comer doch not­wen­di­ger­weise Ver­än­de­rungen mit sich.
In der Stadt läuft es so: Die sub­kul­tu­relle Attrak­ti­vität, das Image eines Vier­tels ist für Bes­ser­ver­die­nende attraktiv, sie ziehen dorthin und ver­drängen die ange­stammten Bewohner. In den Fuß­ball über­setzt heißt das, Leute kommen mit Erwar­tungen in das Sta­dion, die sie aus Medien und Erzäh­lungen zusam­men­setzen. Da werden völlig skur­rile Bilder ver­mit­telt: die süßen Ossis, die am Tag der Werk­tä­tigen feiern und sowas. In der städ­ti­schen Gen­tri­fi­zie­rung bilden sich aber kom­plett orts­ferne Enklaven. Dann domi­nieren statt pro­le­ta­ri­scher Eck­kneipen auf einmal die berüch­tigten Latte-Mac­chiato-Bars. Im Fall von Union und dem Fuß­ball­er­lebnis im Sta­dion An der Alten Förs­terei erscheint mir so eine Ent­wick­lung aus­ge­schlossen. Wie sollte das auch gehen? Bringen dann die Neuen beim ersten Bun­des­liga-Heim­spiel ihre Klapp­stühle auf die Steh­tri­büne?

Aber der Preis beein­flusst doch nicht nur in der Stadt son­dern auch im Sta­dion die Zusam­men­set­zung des Publi­kums. Bei­spiel: Pre­mier League.
Tat­säch­lich merken wir dahin­ge­hend eine Auf­wer­tung. Die hohe Nach­frage, das fast immer aus­ver­kaufte Sta­dion führen zu einer schritt­weisen Preis­er­hö­hung. Der Verein hat darauf reagiert und pri­vi­le­giert Ver­eins­mit­glieder. Aber die Mit­glied­schaft können viele auch nicht ein­fach aus der Hosen­ta­sche bezahlen, das Fuß­ball­er­lebnis über eine ganze Saison ist in den letzten Jahren teurer geworden.