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Seite 2: Was wirklich zählt

Keine Pyros, keine Fahnen, keine Ultras – kein Schnick­schack. Ein­fach nur: Fuß­ball. Und seine Jun­kies.

Männer und Frauen. Alt und jung. In Nadel­streifen und Bal­lon­seide.

Die hier sind, um das Spiel zu sehen. Nicht, um sich selbst zu über­höhen.

Beim Fuß­ball kommt zusammen, was sonst kaum eine Schnitt­menge hat. Hier sitzt der Arzt neben dem Punk neben dem Bäcker neben dem Rentner und seinem Enkel. Ver­eint im Blick auf das Spiel­feld. Ver­eint in der Hoff­nung auf einen Sieg ihrer Mann­schaft. Das ist überall so. Und wird hier in Brighton doch deut­li­cher als irgendwo sonst.

Für den Moment, das Spiel, den Verein

Und sie alle kennen die Lieder, die zahl­losen Chants, die jeder Situa­tion einen gebüh­renden Rahmen geben. Für den 39-Jäh­rigen spa­ni­schen Kapitän Bruno, den Mann mit dem Jahr­hun­dert­bart und dem Herzen einer Armada. Für den Fan unter ihnen, der trotz Verbot ver­sucht hat, ein Bier ins Sta­di­on­in­nere zu schmug­geln und der gerade von den Ord­nern seines Platzes ver­wiesen wird: Down it, down it!“ Für jede ein­zelne Möwe, das Wap­pen­tier von Brighton&Hove, die über dem Rasen ihre Kreise dreht: Seagulls, Seagulls“! Aus tau­senden Kehlen, aus allen Ecken des Sta­dions: Kein Stim­mungs­primat hier, keine Tri­bünen-Noblesse dort. Ein­fach nur: Leben im, leben für den Moment. Das Spiel. Den Verein. Ihren Verein. 

Der es einem ein­fach macht. Keine alberne Halb­zeit-Show, keine Ecke, keine Nach­spiel­zeit, kein Nichts, das von einem Sponsor prä­sen­tiert“ wird. Ein paar Geburts­tags­grüße statt­dessen und Musik, über die sich streiten lässt, über die man aber nicht streiten muss, weil es nicht lohnt, weil es ok ist. Weil Main­stream manchmal auch heißt, es der Mehr­heit Recht zu machen, damit es der Mehr­heit gut geht.

Ist schneller gleich besser?

Und das Spiel selbst? 15. gegen 16., Abstiegs­kampf. Und das sieht man. Auch wenn der Gast aus Sout­hampton, wenn das Team von Ralph Hasen­hüttl ver­sucht, in geord­neten Pass-Sta­fetten und nicht nur über Läufe und Lang­holz nach vorn zu gelangen. Und sie haben ja feine Kicker. Pierre-Emile Höjb­jerg, dem man ansieht, warum sie bei den Bayern einst dachten, er sei ihre Zukunft. Oder Nathan Red­mond, der immerhin ein Län­der­spiel für Eng­land in der Vita stehen hat und der zu viel mehr das Zeug hat, so ele­gant und gewitzt schwebt er über den Rasen.

Aber ins­ge­samt ist es vor allem doch: Abstiegs­kampf. Und wenn vom Niveau in der Pre­mier League geredet und geschwärmt wird, dann meint nie­mand Par­tien wie diese. Dann wird ver­gessen, dass nicht alles Man­chester, Tot­tenham und Liver­pool ist. Son­dern auch viel Fulham, Burnley, Hud­ders­field. Und Brighton&Hove gegen Sout­hampton. Ja, das Spiel ist schneller, direkter. Aber ist es des­halb besser? Ist Metal besser als Klassik? Ist ein Thriller besser als ein Lyrik­band? War Dariusz Wosz besser als Chris­tian Wörns?