Kaum ein Spieler polarisiert so stark wie Sandro Wagner. Nun hat er seine Karriere beendet. 2017 trafen wir ihn zum großen Interview und diskutierten mit ihm unter anderem die Frage: Nehmen wir den Fußball zu ernst?
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Außerdem präsentieren wir euch an dieser Stelle in den kommenden Wochen weitere spektakuläre Reportagen, Interviews und Bilderserien. Heute: Sandro Wagner im großen Interview.
Sandro Wagner, stimmt es, dass Sie keine Sozialen Medien nutzen?
Das stimmt. Es gibt aber immer wieder Leute, die sich bei Facebook und Instagram als Sandro Wagner ausgeben. Manchmal fragen mich sogar Kollegen, warum ich ihnen dort nicht antworte. Anfangs habe ich versucht, rechtlich dagegen vorzugehen, mittlerweile ist es mir wurscht. Ich mache mir nichts aus den Sozialen Medien.
Wollen Sie trotzdem wissen, was einer der erfolgreichsten Facebook-Posts von 11 FREUNDE im Jahr 2016 war?
Klar.
Sie hatten zwei Tore geschossen. Ein Kollege postete ein Foto von Cristiano Ronaldo mit Ballon d’Or in der Hand, hatte aber mit Photoshop Ihren Kopf auf seinen Körper montiert.
(Lacht.) Doch, das habe ich gesehen. Ein Freund hat es mir zugeschickt.
Es gab unglaublich viele, sehr unterschiedliche Reaktionen auf diesen Beitrag. Warum lösen Sie bei so vielen Menschen so viele Emotionen aus?
Das war schon immer so. Mit meiner Körpergröße geht eine gewisse Präsenz einher. Ich stelle etwas dar. Daran stoßen sich andere Menschen schnell.
Sie sagen Präsenz, ein anderes Wort dafür wäre Selbstbewusstsein. Die „Welt“ hat über Sie geschrieben: „Ein größeres Selbstbewusstsein hatte höchstens Muhammad Ali.“
(Lacht.) Das ist natürlich völlig übertrieben, Ali war in einer anderen Sportart und einer ganz anderen Sphäre des Erfolgs unterwegs. Aber es stimmt: Ich war schon immer sehr selbstbewusst. Und das empfinde ich als notwendige Qualität. Denn wenn ich selbst nicht an mich glaube, wer dann? Diese Einstellung hat mir eine Karriere ermöglicht, die zwar Höhen und Tiefen hatte, insgesamt aber super verlaufen ist.
Ihre Karriere ist aber erst in den letzten zwei Jahren richtig in Fahrt gekommen. Hat es zuvor an Selbstbewusstsein gemangelt?
Das Selbstvertrauen war immer da. Jetzt bin ich verletzungsfrei und habe das Vertrauen vom Trainer. Ich habe aber tatsächlich auch eine Weile gebraucht, zu meinem Spiel zu finden. Viele große Stürmer sind erst mit Mitte Zwanzig durchgestartet. Oliver Bierhoff, Stefan Kuntz. Konstant Leistung zu bringen, ist als junger Stürmer schwierig, weil man immer an Toren gemessen wird.
Haben Sie sich unfair bewertet gefühlt?
Manchmal. Aber ich bin ein Mensch, der sehr viel reflektiert. Jeden Morgen ziehe ich mich fünf Minuten zurück und denke darüber nach, was mich am Tag erwartet. Abends tue ich das Gleiche und überlege, was gut und was schlecht lief. Wenn man dabei ehrlich zu sich ist, lernt man, sich selbst gut einzuschätzen, und das hilft, seine Ziele zu erreichen. Wollen Sie wissen, womit man das vergleichen kann?
Bitte.
Mit einer Autofahrt. Wenn du abends von München nach Nürnberg fährst, willst du zwar Nürnberg erreichen, du kannst aber nur so weit sehen, wie es dein Fernlicht zulässt. Das habe ich auf mein Leben übertragen: Mit vielen kleinen Schritten kommt man ans Ziel.