Aus gesundheitlichen Gründen kann unser Autor nicht mehr kicken. Dann entdeckte er das Fußballgolf. Und fühlt sich seither wie neugeboren.
Seither beschränkt sich meine sportlichen Aktivitäten auf eine ehrabschneidende Fitness-Variante namens EMS, bei denen ich an Elektroden angeschlossen Kräftigungsübungen machen muss und noch mehr nach Bratwurst aussehe, als sowieso schon. Das Zischen des Balles fehlt mir, die Art, wie man das Innere seines Brustkorbs spürt, wenn man eine weite Flanke mit der Brust annimmt. Das gute Gefühl, wenn der Ball den Fuß verlässt, das Klatschen des Tornetzes. Die Zeit mit den Jungs, die gemeinsamen Triumphe und Niederlagen, die allesamt dann doch recht klein und eher Trägermasse sind für eben dieses Zusammensein. Ein Phantomschmerz machte sich breit, von dem ich dachte, dass ich nun mit ihm leben müsste.
Bis Fußballgolf in mein Leben trat. Ein paar Kumpels, ein paar Bälle, achtzehn Löcher. Der Sport ist, natürlich, wesentlich weniger dynamisch als der echte Fußball. Aber alles andere, was den Fußball zu einer so spaßigen Angelegenheit macht, ist da. Der Geruch von frisch gemähtem Rasen. Das Gejohle, wenn mal wieder einer eine Großchance versemmelt. Die vielen, vielen blöden Sprüche. Die kleinen Sticheleien, wenn es an der Spitze plötzlich eng zugeht. Herrgott, man kann sich sogar einen Bollerwagen voller Bier mieten, wenn man möchte (und man möchte). Der Himmel, denke ich, während ich meinen Ball ohne Not aus einem Meter am Loch vorbeischiebe und von einer Welle des Spottes getroffen werde.
Der Hami Mandirali des Fußballgolfs
Klar, das Klatschen des Netzes fehlt. Auch hat man eher selten bis gar nicht die Gelegenheit, mal ordentlich draufzuhalten, auch wenn das offensichtlich nicht jeder meiner Kumpels verstanden hat. Es gibt auch keine Flanken, die man mit der Brust annehmen kann, und das Gefühl, ein Tor zu schießen, ist schon noch geiler als das schönste Hole-in-One. Dennoch: Fußballgolf ist Methadon für den Fußballjunkie. Zumal viele hässliche Dinge, die ich beim Fußball immer eher ungern gemacht habe, nicht vonnöten sind: Laufen. Defensivarbeit. Laufen. In der Defensive helfen. Laufen. Auch mal hinten mitarbeiten. Laufen. Abwehrarbeit. Laufen. Usw.
Einen Sprint ziehe ich dann doch an, als es gilt, neues Bier zu holen. Am Ende werde ich zweiter, schon wieder. Im Freundeskreis macht sich der Name Vize-Reich breit, weil ich bereits bei der ersten Partie nur zweiter wurde. Bin ich etwa der Michael Ballack des Fußballgolfs, und nicht, wie zuvor großmäulig angekündigt, Fußballgolfs Franz Beckenbauer? Egal, denke ich, während wir nach der Partie zusammensitzen und gemeinsam die Heldentaten nachbereiten. Ich wäre auch der Hami Mandirali des Fußballgolfs, wenn das bedeuten würde, dass ich wieder regelmäßig einem Sport nachgehen kann, der zumindest in den Grundfesten an jenen Sport erinnert, den ich so heiß und innig immer noch liebe. Abstoppbewegungen gibt es übrigens keine, eher ist der ganze Sport eine einzige, langsame Abstoppbewegung. Auch mein Bauchumfang wird sich vom Fußballgolf nicht sonderlich verändern, zumindest nicht zum Guten. Aber darum geht es ja auch gar nicht.