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Seite 2: Ein paar Kumpels, ein paar Bälle, achtzehn Löcher

Seither beschränkt sich meine sport­li­chen Akti­vi­täten auf eine ehr­ab­schnei­dende Fit­ness-Vari­ante namens EMS, bei denen ich an Elek­troden ange­schlossen Kräf­ti­gungs­übungen machen muss und noch mehr nach Brat­wurst aus­sehe, als sowieso schon. Das Zischen des Balles fehlt mir, die Art, wie man das Innere seines Brust­korbs spürt, wenn man eine weite Flanke mit der Brust annimmt. Das gute Gefühl, wenn der Ball den Fuß ver­lässt, das Klat­schen des Tor­netzes. Die Zeit mit den Jungs, die gemein­samen Tri­umphe und Nie­der­lagen, die alle­samt dann doch recht klein und eher Trä­ger­masse sind für eben dieses Zusam­men­sein. Ein Phan­tom­schmerz machte sich breit, von dem ich dachte, dass ich nun mit ihm leben müsste.

Bis Fuß­ball­golf in mein Leben trat. Ein paar Kum­pels, ein paar Bälle, acht­zehn Löcher. Der Sport ist, natür­lich, wesent­lich weniger dyna­misch als der echte Fuß­ball. Aber alles andere, was den Fuß­ball zu einer so spa­ßigen Ange­le­gen­heit macht, ist da. Der Geruch von frisch gemähtem Rasen. Das Gejohle, wenn mal wieder einer eine Groß­chance ver­sem­melt. Die vielen, vielen blöden Sprüche. Die kleinen Sti­che­leien, wenn es an der Spitze plötz­lich eng zugeht. Herr­gott, man kann sich sogar einen Bol­ler­wagen voller Bier mieten, wenn man möchte (und man möchte). Der Himmel, denke ich, wäh­rend ich meinen Ball ohne Not aus einem Meter am Loch vor­bei­schiebe und von einer Welle des Spottes getroffen werde.

Der Hami Man­di­rali des Fuß­ball­golfs

Klar, das Klat­schen des Netzes fehlt. Auch hat man eher selten bis gar nicht die Gele­gen­heit, mal ordent­lich drauf­zu­halten, auch wenn das offen­sicht­lich nicht jeder meiner Kum­pels ver­standen hat. Es gibt auch keine Flanken, die man mit der Brust annehmen kann, und das Gefühl, ein Tor zu schießen, ist schon noch geiler als das schönste Hole-in-One. Den­noch: Fuß­ball­golf ist Methadon für den Fuß­ball­junkie. Zumal viele häss­liche Dinge, die ich beim Fuß­ball immer eher ungern gemacht habe, nicht von­nöten sind: Laufen. Defen­siv­ar­beit. Laufen. In der Defen­sive helfen. Laufen. Auch mal hinten mit­ar­beiten. Laufen. Abwehr­ar­beit. Laufen. Usw.

Einen Sprint ziehe ich dann doch an, als es gilt, neues Bier zu holen. Am Ende werde ich zweiter, schon wieder. Im Freun­des­kreis macht sich der Name Vize-Reich breit, weil ich bereits bei der ersten Partie nur zweiter wurde. Bin ich etwa der Michael Bal­lack des Fuß­ball­golfs, und nicht, wie zuvor groß­mäulig ange­kün­digt, Fuß­ball­golfs Franz Becken­bauer? Egal, denke ich, wäh­rend wir nach der Partie zusam­men­sitzen und gemeinsam die Hel­den­taten nach­be­reiten. Ich wäre auch der Hami Man­di­rali des Fuß­ball­golfs, wenn das bedeuten würde, dass ich wieder regel­mäßig einem Sport nach­gehen kann, der zumin­dest in den Grund­festen an jenen Sport erin­nert, den ich so heiß und innig immer noch liebe. Abstopp­be­we­gungen gibt es übri­gens keine, eher ist der ganze Sport eine ein­zige, lang­same Abstopp­be­we­gung. Auch mein Bauch­um­fang wird sich vom Fuß­ball­golf nicht son­der­lich ver­än­dern, zumin­dest nicht zum Guten. Aber darum geht es ja auch gar nicht.