Vielleicht hat Bill Murray fülligere Wangen als der Werderstar, und vielleicht wird Özil jeden Tag von Sarah Connors Alben geweckt und nicht von Sonny und Cher. Doch beide sind gefangen in der Zeitschleife und erleben jeden Tag das Gleiche. Mesut Özil will jetzt nicht mehr sprechen, Bill Murray flüchtet sich in Zynismus.
Jeden Tag die Frage: Bleibt er? Wechselt er? Wenn ja: Wohin? Das Schlimme ist: Mesut Özil hat das gleiche Szenario schon einmal erlebt, vor zwei Jahren, als er noch für den FC Schalke die Schuhe schnürte. Ein Protokoll.
Januar 2008:
Eineinhalb Jahre läuft der Vertrag zwischen Özil und dem FC Schalke 04 noch. Doch die Verantwortlichen in Gelsenkirchen, u. a. Manager Andreas Müller, verlangen von Özil ein Bekenntnis zu dem Club, der ihn ins Profigeschäft brachte. Schmackhaft gemacht wird es dem damals 19-Jährigen mit der Aussicht, 1,5 Millionen Euro im Jahr verdienen zu können, so schreibt es der Boulevard.
Özil jedoch denkt gar nicht an eine vorzeitige Vertragsverlängerung; derweil häufen sich die Transfergerüchte um ihn täglich. Der FC Arsenal gilt als heißester Kandidat. Als diese Vertragsinhalte öffentlich werden, steht Özil als »Gierig-Profi« am Pranger. Die Fronten verhärten sich. Aus dem Umfeld Özils wird Schalke vorgeworfen, Vertrauliches weitergegeben zu haben, um Druck auf den Spieler auszuüben. Beobachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, so erscheint die Vorstellung, dass bei Schalke Internas ausgeplaudert wurden, nicht unbedingt aus der Luft gegriffen.
Doch Müller schiebt Özil weiter den schwarzen Peter zu, Özil nennt das »eine schmutzige Kampagne«. Alle Beteiligten wählen den Weg über die Medien. So meint der Schalke-Manager am 17.01.2008: «Özil wird nie mehr für Schalke spielen, sein Vertrag wird nicht verlängert.« Werder Bremen angelt sich das Talent für eine Ablösesumme zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro und formt Özil bekanntermaßen zu einem Topmann von internationalem Format.
Januar 2010:
Eineinhalb Jahre läuft der Vertrag zwischen Özil und Werder Bremen noch. Doch die Verantwortlichen in Bremen, u. a. Manager Klaus Allofs, verlangen von Özil ein Bekenntnis zu dem Club, der ihn zu einem Star gemacht hat. Schmackhaft gemacht wird dies dem 21-Jährigen mit der Aussicht, 1,8 Millionen mehr im Jahr verdienen zu können, so schreibt es der Boulevard.
Özil jedoch denkt gar nicht an eine vorzeitige Vertragsverlängerung; derweil häufen sich die Transfergerüchte um ihn täglich. Bayern München gilt als heißer Kandidat. Klaus Allofs stellt dem Mittelfeldakteur ein Ultimatum: Im nächsten Vierteljahr soll es endgültige Gespräche geben. Reza Fazeli, Özils Berater, gilt weiter als derjenige, der den Poker anheizt. Özil möchte sich bis auf weiteres nicht mehr äußern.
Damit scheint ein Schritt getan, um eine ausweglose Situation wie vor zwei Jahren in Gelsenkirchen abzuwenden. Auch, weil Schweigegelübde rund um Bremen wohl eher aufrechterhalten werden können als auf Schalke – sowohl von Spielern als auch in Vorstandskreisen. Doch wer weiß?
Könnte ja sein, dass Özil doch wieder zum Bill Murray mutiert. Nach »Und täglich grüßt das Murmeltier« hatte der ja auch weitere bemerkenswerte Rollen. »Lost in Translation« zum Beispiel. Und wir freuen uns schon darauf, dass Özil mit leerem Blick auf einem weißen Sofa in den Innenräumen an der Stamford Bridge sitzt.