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Seite 3: „Ich bin lieber in den Zoo gegangen“

Wie häufig waren Sie im P1“?
Dreimal. Jeweils mit der Mann­schaft nach gewon­nenen Meis­ter­schaften oder Pokal­siegen.

Wie hat es Ihnen gefallen?
War mir zu voll. Die Musik war okay, aber zum Fei­er­biest bin ich nicht geboren.

Wer ent­sprach dieser Rolle damals am ehesten?
Die Süd­ame­ri­kaner können aus jedem Tag eine Party machen. Und wenn Brazzo (Hasan Sali­ha­midzic, d. Red.) von der Leine gelassen wurde, dann blieb auch kein Auge tro­cken. Ich bin lieber mit meiner Familie in den Zoo gegangen. Da hatte ich meine Ruhe.

Klingt, mit Ver­laub, etwas lang­weilig.
So bin ich nun mal. Ich bin auch seit nun­mehr 20 Jahren mit der glei­chen Frau ver­hei­ratet. Das sagt in diesem Geschäft schon einiges aus. (Lacht.)

Warum haben Sie den FC Bayern 2007 eigent­lich ver­lassen? Mit 16 Tref­fern lan­deten Sie immerhin auf Platz zwei der Tor­schüt­zen­liste.
In der Saison 2006/07 wurden wir nur Vierter und ver­passten die Cham­pions League. Danach wusste ich, was jetzt pas­sieren würde: Die Bayern würden sehr viel Geld in die Hand nehmen und neue Spieler kaufen. Als Miroslav Klose aus Bremen ver­pflichtet wurde, war mir klar, dass ich meinen Stamm­platz ver­mut­lich ver­lieren würde. Als junger Spieler nimmt man die Her­aus­for­de­rung viel­leicht an, aber ich wollte spielen. Also schaute ich mich schleu­nigst nach Alter­na­tiven um.

Hat man Ihnen den Wechsel nahe gelegt?
Zu keinem Zeit­punkt. Aber ich wusste eben: Wenn Klose kommt, werde ich nicht mehr spielen. Nach zehn Jahren im Aus­land wollte ich zurück nach Hol­land und ging zu Feye­noord.

Stimmt es, dass Sie auch ein Angebot von Werder Bremen vor­liegen hatten?
Ja. Klaus Allofs mel­dete sich bei mir, Werder wollte mich unbe­dingt haben. Aber ich sagte ihm höf­lich ab. Von den Bayern nach Bremen zu gehen, kam für mich nicht in Frage. Jah­re­lang bei einem Verein zu spielen und dann zum großen Rivalen zu wech­seln, fand ich nicht richtig.

Das nehme ich Ihnen nicht ab.
Das ist Ihr Pro­blem. Klaus Allofs hat mich damals jeden­falls gleich ver­standen. Er hat nicht mehr ange­rufen.

2010 been­deten Sie Ihre Spie­ler­kar­riere in Rot­terdam und arbeiten seither als Trainer. Ver­missen Sie den Wett­kampf?
Fuß­ball­spielen ist noch immer das Schönste. Ich brauche das: den Rasen, zwei Tore, einen Ball. Seit einiger Zeit spiele ich mit ein paar Ehe­ma­ligen von Feye­noord. Bei meinem ersten Trai­nings­spiel hätte ich zehn Tore machen können, aber ich wollte nicht unhöf­lich sein und habe jedes Mal noch quer­ge­legt. Bis mich die Jungs zur Rede gestellt haben: Wenn du nicht auf der Stelle anfängst, Tore zu schießen, kannst du gleich wieder abhauen!“

Und, haben Sie es noch drauf?
Vor der letzten Saison hatte ich eine Wette mit meinen Mit­spie­lern laufen: Ob ich es schaffen würde, 100 Tore zu schießen.

Wie lief es?
Nach 22 Par­tien hatte ich 98 Mal getroffen. Doch das letzte Match musste ich absagen – meine U19 hatte zeit­gleich ein wich­tiges Spiel.

Gibt es tat­säch­lich Dinge beim Fuß­ball, die man nicht lernen kann?
Davon bin ich über­zeugt. Ein Bei­spiel: In unserer D‑Jugend spielt ein Junge, der besser ist als alle anderen. Dem beim Kicken zuzu­sehen ist eine helle Freude. Manchmal stehen wir Trainer an der Sei­ten­linie und fragen uns gegen­seitig: Hast du ihm den Trick bei­gebracht? Hast du ihm gesagt, dass er sich so bewegen soll?“ Und alle schüt­teln nur mit dem Kopf und staunen. Der Kerl hat das ein­fach im Blut.

So wie Sie das Tore­schießen im Blut haben?
Genau. Schauen Sie: Bei den Bayern hatten wir bei Flanken und Stan­dard­si­tua­tionen feste Zuord­nungen. Dann kam der Ball, und meis­tens stand ich exakt da, wo ich eigent­lich nicht hätte stehen sollen. Und ich habe das Tor gemacht. Meine Mit­spieler und meine Trainer haben mich dann immer gefragt: Roy, wie ist das mög­lich? Warum warst du genau da, wo der Ball hin­flog?“ Und ich sagte jedes Mal: Ich habe absolut keine Ahnung.“