Er war das „Phantom“, Rekordeinkauf und einer der effizientesten Torjäger in der Geschichte des FC Bayern. Heute feiert Roy Makaay Geburtstag. Hier spricht er über Partys mit Brazzo, die Cousine von Schweini und 100 Tore pro Saison.
Wie häufig waren Sie im „P1“?
Dreimal. Jeweils mit der Mannschaft nach gewonnenen Meisterschaften oder Pokalsiegen.
Wie hat es Ihnen gefallen?
War mir zu voll. Die Musik war okay, aber zum Feierbiest bin ich nicht geboren.
Wer entsprach dieser Rolle damals am ehesten?
Die Südamerikaner können aus jedem Tag eine Party machen. Und wenn Brazzo (Hasan Salihamidzic, d. Red.) von der Leine gelassen wurde, dann blieb auch kein Auge trocken. Ich bin lieber mit meiner Familie in den Zoo gegangen. Da hatte ich meine Ruhe.
Klingt, mit Verlaub, etwas langweilig.
So bin ich nun mal. Ich bin auch seit nunmehr 20 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet. Das sagt in diesem Geschäft schon einiges aus. (Lacht.)
Warum haben Sie den FC Bayern 2007 eigentlich verlassen? Mit 16 Treffern landeten Sie immerhin auf Platz zwei der Torschützenliste.
In der Saison 2006/07 wurden wir nur Vierter und verpassten die Champions League. Danach wusste ich, was jetzt passieren würde: Die Bayern würden sehr viel Geld in die Hand nehmen und neue Spieler kaufen. Als Miroslav Klose aus Bremen verpflichtet wurde, war mir klar, dass ich meinen Stammplatz vermutlich verlieren würde. Als junger Spieler nimmt man die Herausforderung vielleicht an, aber ich wollte spielen. Also schaute ich mich schleunigst nach Alternativen um.
Hat man Ihnen den Wechsel nahe gelegt?
Zu keinem Zeitpunkt. Aber ich wusste eben: Wenn Klose kommt, werde ich nicht mehr spielen. Nach zehn Jahren im Ausland wollte ich zurück nach Holland und ging zu Feyenoord.
Stimmt es, dass Sie auch ein Angebot von Werder Bremen vorliegen hatten?
Ja. Klaus Allofs meldete sich bei mir, Werder wollte mich unbedingt haben. Aber ich sagte ihm höflich ab. Von den Bayern nach Bremen zu gehen, kam für mich nicht in Frage. Jahrelang bei einem Verein zu spielen und dann zum großen Rivalen zu wechseln, fand ich nicht richtig.
Das nehme ich Ihnen nicht ab.
Das ist Ihr Problem. Klaus Allofs hat mich damals jedenfalls gleich verstanden. Er hat nicht mehr angerufen.
2010 beendeten Sie Ihre Spielerkarriere in Rotterdam und arbeiten seither als Trainer. Vermissen Sie den Wettkampf?
Fußballspielen ist noch immer das Schönste. Ich brauche das: den Rasen, zwei Tore, einen Ball. Seit einiger Zeit spiele ich mit ein paar Ehemaligen von Feyenoord. Bei meinem ersten Trainingsspiel hätte ich zehn Tore machen können, aber ich wollte nicht unhöflich sein und habe jedes Mal noch quergelegt. Bis mich die Jungs zur Rede gestellt haben: „Wenn du nicht auf der Stelle anfängst, Tore zu schießen, kannst du gleich wieder abhauen!“
Und, haben Sie es noch drauf?
Vor der letzten Saison hatte ich eine Wette mit meinen Mitspielern laufen: Ob ich es schaffen würde, 100 Tore zu schießen.
Wie lief es?
Nach 22 Partien hatte ich 98 Mal getroffen. Doch das letzte Match musste ich absagen – meine U19 hatte zeitgleich ein wichtiges Spiel.
Gibt es tatsächlich Dinge beim Fußball, die man nicht lernen kann?
Davon bin ich überzeugt. Ein Beispiel: In unserer D‑Jugend spielt ein Junge, der besser ist als alle anderen. Dem beim Kicken zuzusehen ist eine helle Freude. Manchmal stehen wir Trainer an der Seitenlinie und fragen uns gegenseitig: „Hast du ihm den Trick beigebracht? Hast du ihm gesagt, dass er sich so bewegen soll?“ Und alle schütteln nur mit dem Kopf und staunen. Der Kerl hat das einfach im Blut.
So wie Sie das Toreschießen im Blut haben?
Genau. Schauen Sie: Bei den Bayern hatten wir bei Flanken und Standardsituationen feste Zuordnungen. Dann kam der Ball, und meistens stand ich exakt da, wo ich eigentlich nicht hätte stehen sollen. Und ich habe das Tor gemacht. Meine Mitspieler und meine Trainer haben mich dann immer gefragt: „Roy, wie ist das möglich? Warum warst du genau da, wo der Ball hinflog?“ Und ich sagte jedes Mal: „Ich habe absolut keine Ahnung.“