Kevin Volland wechselt zur AS Monaco. Er verlässt die Bundesliga – und das Land, in dem er trotz guter Leistungen stets ein bisschen unterm Radar flog. Im vergangenen Sommer sprachen wir mit ihm über fehlende Anerkennung, Aufstiegsfeiern in der bayrischen Provinz und seine Leidenschaft für Deutschrap.
Ihr Bruder spielt zwar in der Bayernliga, aber: Hat er gegen Sie auch nur den Hauch einer Chance?
Na klar, als Stürmer weiß er ja auch, wie er einen Ball im Tor unterbringen kann. Außerdem sind die Duelle, anders als man das bei Brüdern vielleicht erwarten würde, gar nicht so verbissen. Ich bolze zum Beispiel nicht jeden Ball mit aller Kraft aufs Tor, sondern versuche eher, schöne Treffer zu erzielen. Und wenn ich im Tor bin, dann will ich als Keeper schon eine gute Show abliefern. Dazu kommt, dass er einen Kopf größer ist als ich. Ich habe zwar Vorteile, was die Schusstechnik betrifft. Aber im Tor ist er mit seiner Länge deutlich stärker.
Wollte Ihr Bruder auch Profi werden?
Ich glaube, mein Bruder hat zu spät kapiert, auf was es ankommt. Er hat es in seiner Kindheit etwas gemütlicher angehen lassen, war verträumter, hat auch mal Playstation gespielt. Ich hatte dagegen schon immer Hummeln im Hintern. Ich wollte immer nur raus, bolzen. Wenn er platt war und nach Hause ging, blieb ich noch auf dem Platz. Ich hatte einfach mehr Power. Erst als er 18, 19 Jahre alt wurde und in den Seniorenbereich kam, hat ihn der Ehrgeiz gepackt. Damals ist er in die Höhe geschossen, hat körperlich enorm zugelegt. Doch da war der Zug Richtung Profifußball schon abgefahren. Andererseits: Wenn man bedenkt, dass er den Schritt in die 4. Liga erst so spät gewagt hat, dann sind sechs Jahre Bayernliga, in denen er bisher auch ganz ordentlich getroffen hat, ja auch nicht so verkehrt.
Gab es je Probleme zwischen Ihnen, weil Sie als Fußballer erfolgreicher sind?
Nein, überhaupt nicht. Es gibt eigentlich nur eine Sache, die nervt: dass er sehr oft mit mir konfrontiert wird. Er hat in einem wichtigen Spiel getroffen, gibt der Lokalzeitung ein Interview – und wird auf mich angesprochen. Das würde mich auch langweilen. Bei meiner Schwester ist das ähnlich. Die startet gerade bei SAP durch und ist auf einem super Weg – und trotzdem wird ständig Bezug auf mich genommen. Aber daran kann ich leider wenig ändern. Ich kann nur betonen, wie stolz ich darauf bin, dass beide kleinen Geschwister ihren eigenen Weg gehen, ein eigenständiges Leben führen und sehr erfolgreich sind.
Schauen Sie die Spiele Ihres Bruders an?
Zum Sportplatz schaffe ich es logischerweise nicht so oft, aber man kann die Spiele mittlerweile online verfolgen. Das mache ich.
Verfolgen Sie auch ihren Heimatverein, den FC Thalhofen?
Sehr genau sogar. In der ersten Mannschaft spielen noch viele Jungs, mit denen ich damals angefangen habe. Und unsere zweite Mannschaft ist im Sommer in die Kreisklasse aufgestiegen. Das ist für einen Dorfverein wie den FC Thalhofen ein riesiger Erfolg. Die erste Mannschaft in der Bezirksliga, die zweite in der Kreisklasse: Hut ab! Beim entscheidenden Spiel war ich auch am Sportplatz und habe live zugeschaut. Das Risiko, eine Aufstiegsfeier zu verpassen, konnte ich nicht eingehen. (lacht). Außerdem finde ich auch die Art und Weise, wie der Klub sich in den vergangenen Jahren aufgestellt hat, wirklich cool.
Inwiefern?
Die haben eine hervorragende Jugendarbeit und setzen ganz extrem auf den eigenen Nachwuchs. Das ist mir erst kürzlich so richtig bewusst geworden. Ich wollte in meiner ersten Urlaubswoche mit Kumpels aus der Heimat kicken gehen. Also haben wir uns Dienstagabends auf dem Gelände vom FC Thalhofen getroffen. Der Einser war natürlich tabu, das war von Anfang an klar, weswegen wir direkt auf einen Nebenplatz gegangen sind, um ja keinen Ärger mit dem Platzwart zu bekommen. Aber schon nach ein paar Minuten ging es für uns dort nicht weiter, weil eine Jugendmannschaft Training hatte. Das ist uns dann noch einmal passiert. Am Ende spielten wir auf irgendeinem Acker mit alten, rostigen Toren. Und selbst dort wurden wir irgendwann von Torwarttrainern und ein paar jungen Keepern verscheucht. Erst dachte ich: Was ist denn hier los? Was soll der Quatsch? Und dann habe ich realisiert, was der Verein mit all seinen ehrenamtlichen Helfern alles auf die Beine stellt.