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Seite 2: „Mein Bruder hat zu spät kapiert, auf was es ankommt“

Ihr Bruder spielt zwar in der Bay­ern­liga, aber: Hat er gegen Sie auch nur den Hauch einer Chance?
Na klar, als Stürmer weiß er ja auch, wie er einen Ball im Tor unter­bringen kann. Außerdem sind die Duelle, anders als man das bei Brü­dern viel­leicht erwarten würde, gar nicht so ver­bissen. Ich bolze zum Bei­spiel nicht jeden Ball mit aller Kraft aufs Tor, son­dern ver­suche eher, schöne Treffer zu erzielen. Und wenn ich im Tor bin, dann will ich als Keeper schon eine gute Show ablie­fern. Dazu kommt, dass er einen Kopf größer ist als ich. Ich habe zwar Vor­teile, was die Schuss­technik betrifft. Aber im Tor ist er mit seiner Länge deut­lich stärker. 

Wollte Ihr Bruder auch Profi werden?
Ich glaube, mein Bruder hat zu spät kapiert, auf was es ankommt. Er hat es in seiner Kind­heit etwas gemüt­li­cher angehen lassen, war ver­träumter, hat auch mal Play­sta­tion gespielt. Ich hatte dagegen schon immer Hum­meln im Hin­tern. Ich wollte immer nur raus, bolzen. Wenn er platt war und nach Hause ging, blieb ich noch auf dem Platz. Ich hatte ein­fach mehr Power. Erst als er 18, 19 Jahre alt wurde und in den Senio­ren­be­reich kam, hat ihn der Ehr­geiz gepackt. Damals ist er in die Höhe geschossen, hat kör­per­lich enorm zuge­legt. Doch da war der Zug Rich­tung Pro­fi­fuß­ball schon abge­fahren. Ande­rer­seits: Wenn man bedenkt, dass er den Schritt in die 4. Liga erst so spät gewagt hat, dann sind sechs Jahre Bay­ern­liga, in denen er bisher auch ganz ordent­lich getroffen hat, ja auch nicht so ver­kehrt.

Gab es je Pro­bleme zwi­schen Ihnen, weil Sie als Fuß­baller erfolg­rei­cher sind?
Nein, über­haupt nicht. Es gibt eigent­lich nur eine Sache, die nervt: dass er sehr oft mit mir kon­fron­tiert wird. Er hat in einem wich­tigen Spiel getroffen, gibt der Lokal­zei­tung ein Inter­view – und wird auf mich ange­spro­chen. Das würde mich auch lang­weilen. Bei meiner Schwester ist das ähn­lich. Die startet gerade bei SAP durch und ist auf einem super Weg – und trotzdem wird ständig Bezug auf mich genommen. Aber daran kann ich leider wenig ändern. Ich kann nur betonen, wie stolz ich darauf bin, dass beide kleinen Geschwister ihren eigenen Weg gehen, ein eigen­stän­diges Leben führen und sehr erfolg­reich sind. 

Schauen Sie die Spiele Ihres Bru­ders an?
Zum Sport­platz schaffe ich es logi­scher­weise nicht so oft, aber man kann die Spiele mitt­ler­weile online ver­folgen. Das mache ich. 

Ver­folgen Sie auch ihren Hei­mat­verein, den FC Thal­hofen?
Sehr genau sogar. In der ersten Mann­schaft spielen noch viele Jungs, mit denen ich damals ange­fangen habe. Und unsere zweite Mann­schaft ist im Sommer in die Kreis­klasse auf­ge­stiegen. Das ist für einen Dorf­verein wie den FC Thal­hofen ein rie­siger Erfolg. Die erste Mann­schaft in der Bezirks­liga, die zweite in der Kreis­klasse: Hut ab! Beim ent­schei­denden Spiel war ich auch am Sport­platz und habe live zuge­schaut. Das Risiko, eine Auf­stiegs­feier zu ver­passen, konnte ich nicht ein­gehen. (lacht). Außerdem finde ich auch die Art und Weise, wie der Klub sich in den ver­gan­genen Jahren auf­ge­stellt hat, wirk­lich cool. 

Inwie­fern?
Die haben eine her­vor­ra­gende Jugend­ar­beit und setzen ganz extrem auf den eigenen Nach­wuchs. Das ist mir erst kürz­lich so richtig bewusst geworden. Ich wollte in meiner ersten Urlaubs­woche mit Kum­pels aus der Heimat kicken gehen. Also haben wir uns Diens­tag­abends auf dem Gelände vom FC Thal­hofen getroffen. Der Einser war natür­lich tabu, das war von Anfang an klar, wes­wegen wir direkt auf einen Neben­platz gegangen sind, um ja keinen Ärger mit dem Platz­wart zu bekommen. Aber schon nach ein paar Minuten ging es für uns dort nicht weiter, weil eine Jugend­mann­schaft Trai­ning hatte. Das ist uns dann noch einmal pas­siert. Am Ende spielten wir auf irgend­einem Acker mit alten, ros­tigen Toren. Und selbst dort wurden wir irgend­wann von Tor­wart­trai­nern und ein paar jungen Kee­pern ver­scheucht. Erst dachte ich: Was ist denn hier los? Was soll der Quatsch? Und dann habe ich rea­li­siert, was der Verein mit all seinen ehren­amt­li­chen Hel­fern alles auf die Beine stellt.