Ein schwedischer Fan der Tottenham Hotspurs wollte seinen Namen kürzlich in den seines Herzensvereins ändern. Durfte er aber nicht. Das ist jedoch nichts gegen Marin Zdrawkow Lewidzhow, der seit Jahren dafür kämpft, Manchester United heißen zu dürfen.
Dieser Text stammt aus dem Dezember 2013 und erschien in 11FREUNDE #145. Hier könnt ihr das Heft kaufen.
Sag mir, wie weit wirst du gehen? Wie weit wirst du gehen, um der Welt deine brennende Liebe für einen Klub zu beweisen? Normalerweise beschränken sich solche Liebesbeweise ja auf ein Tattoo mit dem Vereinswappen oder der Silhouette des Lieblingsspielers. Wenn aber die Leidenschaft alle Grenzen sprengt, kann es zu einem langen Kampf mit der Justiz kommen.
In Bulgarien gibt es ein beliebtes Sprichwort, dass man sich drei Dinge nicht aussuchen kann: die Eltern, die Nachbarn und seinen Namen. Zumindest Letzteres wollte Marin Zdrawkow Lewidzhow aus Swischtow, einer kleinen Stadt an der Donau, nicht einsehen. Noch als Jugendlicher wollte er sich umbenennen, nach seinem Lieblingsklub Manchester United. Das war in den Siebzigern, als Bulgarien noch kommunistisch regiert wurde. Hätte er damals seinen Wunsch geäußert, den Namen eines kapitalistischen Fußballvereins zu tragen, wäre er vermutlich ins Gefängnis geworfen worden.
Der Kampf ist nicht zu Ende
Mit der Zeit verwandelte sich der Traum in Besessenheit. Heute ist Lewidzhow 50 Jahre alt, doch die Hingabe für United, die er vom Vater geerbt hat, brennt noch immer in ihm. Es ist nicht beim Wunsch allein geblieben, den Namen zu ändern. Marin Zdrawkow Lewidzhow hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sein Ziel zu erreichen, und er ist ziemlich weit gekommen. Offiziell heißt er nun Manchester Zdrawkow Lewidzhow-United. Weil aber „United“ beim Standesamt nur als Spitzname eingetragen wurde, ist der Kampf nicht zu Ende.
Man U, wie ihn seine Freunde nennen, mittlerweile auf dem Weg von der lokalen zur nationalen Berühmtheit ist, ist er immer noch ein schüchterner Mann. Es braucht einen ordentlichen Wodka, um seine Zunge zu lockern, dann aber fängt er an zu reden. 1999 war es, als die Sache richtig ins Rollen kam. In jenem Jahr gewann Manchester United zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Triple aus nationaler Meisterschaft, FA-Cup und Champions League. Das Finale in Barcelona, mit seinen beiden Toren in der Nachspielzeit, war aberwitzig; die Anhänger des FC Bayern werden sich schmerzhaft erinnern. Am folgenden Tag ging Marin Lewidzhow zu einem Anwalt, der es aber ablehnte, sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Er möge das bitte auf eigene Faust durchboxen.
14 Jahre, 14 Gerichtsverhandlungen
Eben das versucht er seit nunmehr 14 Jahren. 14 lange Jahre, in denen er zwar viel Mitgefühl und Unterstützung, aber auch ebenso viel Hohn und Spott erfahren hat – von Freunden und Fremden. 14 Jahre mit exakt 14 Gerichtsverhandlungen. Einmal verfügte ein Richter, dass er mit Vornamen „Manchester“ heißen dürfe. Lewidzhows aufgebrachte Antwort: „Ich will nicht wie eine englische Stadt heißen, sondern wie der Fußballverein.“ Ein anderer Richter lehnte sein Ansinnen ab, weil er möglichen Missbrauch witterte. Tatsächlich erhielt Marin im Laufe der Jahre das eine oder andere unmoralische Angebot. „Einige Leute haben angerufen und vorgeschlagen, Sportartikel unter meinem Namen herzustellen. Aber das würde ich nie tun! Für mich ist Manchester United heilig.“