Sein größtes Spiel bestritt er mit Werder Bremen gegen Real Madrid. In Cottbus widmeten sie ihm einen Song. Und in Indonesien bekam er Heimweh. Wie läuft’s, Boubacar Sanogo?
Boubacar Sanogo, hatten Sie als Kind ein Vorbild?
Klar. Der deutsche Fußball hat mich damals fasziniert, und mein Lieblingsspieler war Jürgen Klinsmann. Als Kind war mein Spitzname deshalb Jürgen. Selbst heute nennen mich einige meiner Freunde in der Elfenbeinküste noch so.
Wie lief Ihre Fußballerausbildung ab?
In der Elfenbeinküste gab es keine Nachwuchsleistungszentren, also habe ich eine Schule besucht, die auf Sport spezialisiert war. Da haben wir nachmittags nach dem Unterricht trainiert und am Wochenende gegen andere Schulmannschaften gespielt.
Hatten Sie schon damals das Ziel, Profi in Europa zu werden?
Das war als Jugendlicher der ultimative Traum. Wenn du Fußballer bist, willst du immer in Europa spielen. Diese Ambition hatte ich auch. Dass ich dann tatsächlich einen so großen Teil meiner Karriere in Deutschland verbracht habe, ist natürlich schön.
Zur Saison 2005/06 wechselten Sie in die Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern. Wie wurden Sie in Deutschland aufgenommen?
Sehr gut. Der erste Winter war allerdings hart: Ich hatte vorher noch nie Schnee gesehen und musste mich da erst einmal dran gewöhnen (Lacht). Sportlich lief es für mich anfangs gut, aber leider verletzte ich mich in der Rückrunde. Am Ende stiegen wir dann ab, obwohl wir eigentlich einen guten Kader hatten.
Nach dem Abstieg gingen Sie zum HSV. Dort blieben Sie aber ebenfalls nur eine Saison und zogen dann weiter zu Werder Bremen, wo Sie die Nachfolge von Miroslav Klose antreten sollten.
Kloses Stellenwert im Verein war riesig. Ihn zu ersetzen, war fast eine unmögliche Aufgabe. Trotzdem habe ich in Bremen ein wunderbare Zeit erlebt, die auch sportlich sehr erfolgreich war. Wir spielten in der Bundesliga um die Meisterschaft und schlugen Real Madrid in der Champions League mit 3:2. An diesem Abend waren wir alle schon vor dem Anpfiff hochmotiviert. Der Rest ist Geschichte: Rosenbergs 50-Meter-Sprint vor meinem Tor, das perfekte Timing bei der Flanke – in diesem Spiel hat einfach alles gestimmt. Wir waren die klar bessere Mannschaft, und der Sieg war hochverdient.
„Als das Angebot aus Cottbus kam, musste ich nicht lange überlegen“
Wie haben Sie Thomas Schaaf als Trainer erlebt?
Ich habe seine ruhige Art immer gemocht. Er hat nicht viel gesprochen, aber wenn er etwas zu sagen hatte, hat jeder zugehört. Alle Spieler hatten großen Respekt vor ihm.
2009 wechselten Sie zur AS Saint-Étienne, erzielten in der Ligue 1 in drei Jahren aber nur ein Tor. Was lief schief?
Ein Muskelfaserriss, der nicht richtig ausgeheilt ist, hat mich fast zwei Jahre lang außer Gefecht gesetzt. Dadurch verlief die Zeit in Frankreich enttäuschend. Das war extrem bitter, weil ich mich sehr gefreut hatte, in Saint-Étienne zu spielen. Dazu muss man wissen, dass der Klub in den 70er Jahren ein Freundschaftsspiel in der Elfenbeinküste bestritten hat und dort seitdem eine große Nummer ist.
2012 verließen Sie Saint-Étienne und kehrten nach Deutschland zurück. Warum entschieden Sie sich, in die zweite Liga zu Energie Cottbus zu wechseln?
Als das Angebot aus Cottbus kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich war vorher ein halbes Jahr vereinslos und hatte auch in Saint-Étienne kaum gespielt. Da kann man nicht erwarten, dass sofort wieder ein Bundesligist anruft.