Heute bestreitet Rafael van der Vaart sein Abschiedsspiel in Hamburg. Einst verzauberte er die Stadt mit seinen Distanzschüssen. Insbesondere einen jungen Mann aus Eppendorf.
Aber Hamburg und auch Eppendorf ließen ihn nie ganz los. Alle paar Wochen konnte man in der Zeitung lesen, dass der HSV an van der Vaart dran wäre („Jetzt wird’s ernst!“), und auch der Spieler schien einer Rückkehr nicht abgeneigt („Was läuft da mit…?“). Die Fans jauchzten und hüpften vor Freude. So auch Klaus-Michael Kühne, ein milliardenschwerer Mäzen, dessen private Scouting-Datenbank in jenen Jahren genau einen Spieler führte: Rafael van der Vaart.
Bald also kehrten die van der Vaarts heim, Papa KMK hatte es möglich gemacht, und Sylvie verkündete in der „Welt“: „Wir haben eine schöne Wohnung in der Eppendorfer Landstraße gefunden, unserer geliebten Heimat.“ Bloß: Ihr Mann war träge geworden. Er schleppte sich nunmehr über den Platz im Volkspark. Immerhin, wir näherten unsere Leben wieder an, denn ich schleppte mich nun auch häufiger durch die Kreuzberger Nacht. Eine Extraschicht auf dem Hegeplatz hätte uns beiden gutgetan, so viel war klar. Van der Vaart am Ball, Zuckerpass mit dem linken Außenrist, Bock steht in zwei Metern Höhe waagerecht in der Luft und vollendet per Seitfallzieher. So wie früher.
„Tomorrow my friend, tomorrow!“
Stattdessen ging es bergab, aus der geliebten Heimat Eppendorf flimmerte täglich eine Art Soap-Opera in die Welt. Die Protagonisten: Sabia, Sylvie, Rafael und wechselnde Reporter der „Bild“-Zeitung. Danach: Beinahe-Abstiege, Relegationen, Verletzungen, und als er in der letzten Minute des Relegationsspiels gegen den HSV zum Helden werden konnte, nahm ihm Marcelo Diaz den Ball weg: „Tomorrow my friend, tomorrow!“
Schon damals, in seiner zweiten HSV-Zeit, war van der Vaarts große Karriere längst vorbei, und das wusste er auch. Trotzdem versuchte er es noch mal, erst bei Betis Sevilla, dann in Midtjylland und zuletzt beim dänischen Zweitligisten Esbjerg fB, auch wegen der neuen Liebe, einer Handballspielerin, die für das Team Esbjerg aktiv ist.
Jetzt beendet Rafael van der Vaart, der in einem Wohnwagen in der holländischen Kleinstadt Heemskerk aufgewachsen war, seine Karriere. „Das Vergnügen hört irgendwann mal auf, und dem Punkt will ich zuvorkommen“, sagt er.
Es ist eine gute Entscheidung, möchte man ihm über die Theke des „Jablonsky“ zurufen. Aber leider hat die Kaschemme am Eppendorfer Marktplatz längst dicht gemacht. Stattdessen befindet sich in dem Haus eine Cocktail-Bar.