Frederik Sörensen hat sich vor zwei Wochen in den Vordergrund des 1. FC Köln gespielt. Keine Überraschung, denn der Verteidiger könnte der heimliche Held des Geißblockklubs werden.
Vor jedem Spieltag wollen wir euch einen Bundesligaspieler vorstellen, der nicht immer im Rampenlicht steht und trotzdem eine entscheidende Rolle für seine Mannschaft spielt. Ob wir damit tatsächlich Recht behalten, seht ihr heute ab 15 Uhr in unserer großen Bundesliga-Konferenz auf www.konferenz.11freunde.de.
In der Domstadt Köln muss alles schnell gehen. Der Köbes soll das Kölsch zügig an den Mann bringen, nervöse Blicke werden am Neumarkt ausgetauscht, wenn die Neun wieder drei Minuten zu spät dran ist und in Müngersdorf träumen sie seit jeher von der Champions League. Nein, Köln ist kein gutes Pflaster für Geduldige. Und bis vor zwei Wochen schien der 1. FC Köln deshalb kein Verein für Frederik Sörensen zu sein.
Der Name hat Klang
Im Sommer kam der blonde Däne an den Rhein. 23 Jahre alt und mit der Erfahrung aus 59 Serie-A-Spielen ausgestattet. Italien. International. Keine Überraschung, dass die Fans des 1. FC Köln in Euphorie ausbrachen, als Manager Jörg Schmadtke seinen Edeltransfer vorstellte. Ein junger Verteidiger mit Einsätzen in der Juniorennationalmannschaft, gerade von der U21-EM zurück, gereift auf den Trainingsplätzen von Juventus Turin. Das hatte Klang. Das roch schon nach Europapokalabenden.
Doch erst einmal ging es nach Meppen.
Und der 1,94-Meter-Schlacks machte in der 1. DFB-Pokalrunde eine gute Figur im Zentrum der Viererkette. In der Luft unschlagbar, im Zusammenspiel mit Dominique Heintz bereits sehr sicher und mit einigen klugen Pässen in die Spitze. Köln schien früh seine Abwehrkette für die kommende Saison gefunden zu haben.
„Ich habe wohl einen Fehlpass zu viel gespielt“, zuckte Sörensen wenige Wochen später im Interview mit dem Geissblog die Schultern. Am 11. Spieltag gegen die TSG Hoffenheim hatte der Däne sein schwächstes Spiel abgeliefert und wurde – eine Höchststrafe für jeden Innenverteidiger – kurz nach der Halbzeit positionsgetreu für Dominic Maroh ausgewechselt. Ein ungewöhnlicher Schritt, doch die Kölner sind eben kein geduldiges Volk. Trainer Peter Stöger sagte später, er habe seinen jungen Verteidiger aus „Schutz“ herausgenommen. Maroh traf in der nächsten Woche doppelt.
Seine Werte gehören zur Ligaspitze
Bis zur Winterpause bewachte Sörensen deshalb hauptsächlich die Reservebank. Kollege Milos Jojic beschenkte sich und Sörensen an Weihnachten angeblich mit beheizten Sitzkisten.
Dabei gehören seine Werte zweifellos zur Bundesligaspitze. Mit 5,2 geklärten Bällen pro Spiel gehörte er zu den Top 10 der Liga, natürlich ist es der Spitzenwert aller Kölner Spieler. Zudem blockt Sörensen 1,2 Schüsse pro Spiel, macht also im entscheidenden Moment oft den entscheidenden Schritt zum ballführenden Spieler. Nur Hoffenheims Ermin Bicakcic kann das etwas besser.
Überraschend war es in dieser Hinsicht nicht, dass der gelernte Innenverteidiger vor zwei Wochen wieder in der Startformation stand. Überraschend war alleine seine Position: Rechtsverteidiger. Doch Sörensen machte seine Sache gut, war beim 1:1 der beste Feldspieler auf dem Platz. Der Grund liegt in seiner Ausbildung. „Ich habe in Bologna immer mit Dreierkette gespielt. Deswegen kenne ich diese Variante sehr gut. Das ist ein sehr gutes System. Wir haben es hier in Köln aber noch nicht so häufig trainiert“, sagte Sörensen im Winter dem Geissblog. Trainer Stöger scheint sich dem bemächtigt zu haben.
Viele Fans kritisierten in den letzten Tagen vor allem seine geringen offensiven Qualitäten für einen Außenverteidiger, doch Sörensen führte genau das aus, was er sollte: Auf Linie bleiben. Während der offensivere Jonas Hector gegen Schalke auf der linken Seite mehr Offensivdruck ausübte, wandelte sich Kölns Viererkette in der Offensivbewegung zu einer harmonischen Dreierkette mit den drei gelernten Innenverteidigern Heintz, Maroh und Sörensen.
Stöger freute sich nach den ersten Spielen über den geübten Taktiker: „Er ist ein guter Passpieler, aber vor allem hat er es intelligent gemacht.“ Sörensen spielte gute Pässe im Aufbau ins Mittelfeld, schickte Bittencourt vor sich auf die Reise oder chippte den Ball hinter die Ketten.
Er erfüllt seinen Auftrag
Stöger erklärte: „Das war sein Auftrag von uns. Das hat er super gespielt.“ Der Trainer ist schließlich dafür bekannt, dass die Null stehen soll. Kein anderes Team im Abstiegskampf hat weniger Gegentore kassiert als der 1. FC. Mit Sörensen geht Stöger kein weiteres Risiko ein – ganz im Gegenteil.
Für den 1. FC Köln ergeben sich mit dieser Erkenntnis aber auch völlig neue Möglichkeiten. In Hannover am Samstag könnte Stöger eine Dreierkette ausprobieren, die sich eine Woche später zum Fünf-Mann-Abwehrverbund erweitert.
Mit dem 23-jährigen Sörensen, der sich in der Entwicklungsphase befindet und dessen Vertrag bis 2020 läuft, hat der 1. FC Köln jedoch mehr als nur einen taktischen Notnagel in der Hinterhand. Man müsste sich in Müngersdorf nur mal wieder in Geduld üben. Dann klappt es auch mit Europapokalnächten.