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Als Alas­sane Plea vorigen Samstag kurz vor Schluss aus­ge­wech­selt wurde, erhoben sich die Men­schen im Mön­chen­glad­ba­cher Borussia-Park und applau­dierten. Der Bei­fall fiel – je nach Betrachter – don­nernd oder tosend aus; er war in jedem Fall mehr als nur pflicht­schuldig oder höf­lich. Alas­sane Plea, der Glad­ba­cher Mit­tel­stürmer, hatte kein Tor erzielt, er war mit einem Kopf­ball aus aus­sichts­rei­cher Posi­tion an Schalkes Tor­hüter Fähr­mann geschei­tert, und seine Vor­lage zum 2:0 war in Wirk­lich­keit der miss­glückte Ver­such gewesen, den Ball aus der Luft anzu­nehmen. Die harten Fakten“, wie Borus­sias Sport­di­rektor Max Eberl es nennt, spra­chen also nicht unbe­dingt für den Fran­zosen. Trotzdem war die all­ge­meine Begeis­te­rung berech­tigt. Alas­sane bringt genau die Dinge ein, die wir gebraucht haben“, sagt Eberl.

Inso­fern war das Wochen­ende für die Glad­ba­cher nicht nur wegen des 2:1‑Erfolgs gegen Schalke ein erfolg­rei­ches, son­dern auch, weil es ver­läss­liche Hin­weise darauf gibt, dass das gemeine Volk Plea ähn­lich ein­schätzt wie die sport­lich Ver­ant­wort­li­chen; dass der 25-Jäh­rige mehr ist als ein Mit­tel­stürmer, eben kein Büffel, der nur vorne im Straf­raum wartet, bis die Bälle zu ihm kommen. Er hat Prä­senz gezeigt, ist immer anspielbar gewesen, hat viele Wege gemacht, Löcher gerissen, war ball­si­cher“, hat Trainer Dieter Hecking nach Pleas Start­elf­debüt in der Fuß­ball-Bun­des­liga gesagt. Das sind alles Dinge, die wir uns durch ihn erhoffen.“

Ein Grenz­gänger

Borussia Mön­chen­glad­bach und die Mit­tel­stürmer: Das ist in der jün­geren Ver­gan­gen­heit keine ganz ein­fache Geschichte gewesen. Da kommen gleich ein paar Mecha­nismen hoch“, sagt Hecking. Im Sommer 2012 ver­pflich­teten die Glad­ba­cher für die dama­lige Rekord­summe von zwölf Mil­lionen Euro Luuk de Jong, aber der Hol­länder wirkte in Borus­sias Spiel, das maß­geb­lich vom dama­ligen Trainer Lucien Favre geprägt war, wie ein Fremd­körper. Dass auch Josip Drmic nie das halten konnte, was man sich von ihm erhofft hatte, scheint da nur ins Bild zu passen. Eberl hat sich all­ge­mein den Ruf erworben, einen guten Blick für ent­wick­lungs­fä­hige Spieler zu besitzen. Das Lob für seine Trans­fer­po­litik war aller­dings häufig mit der Fuß­note ver­sehen: Nur Stürmer kann er nicht.



Eberl ist oft genug mit der latenten Sehn­sucht nach einem Stürmer kon­fron­tiert worden, der anders ist als die Grenz­gänger zwi­schen Mit­tel­feld und Angriff, die Borussia zuletzt hatte: als Marco Reus, Max Kruse, Raf­fael, Lars Stindl. Er hat oft genug diesen Hil­feruf“ ver­nommen: Wann holt er end­lich einen echten Mit­tel­stürmer?“ Inso­fern wurde seine Ankün­di­gung, etwas Neues zu pro­bieren, auch als Bekenntnis zum guten alten Stoß­stürmer ver­standen. Doch Plea ist kein Sandro Wagner oder Simon Terodde. Er ist ein Stürmer, der in unserem System Fuß­ball spielen kann“, sagt Eberl.

Plea selbst sieht sich nicht nur als Abschluss­spieler, son­dern als mit­spie­lenden Stürmer. Dem Kicker“ hat er gesagt: Ich glaube, das Finden von Räumen zählt zu meinen Stärken.“ Natür­lich ist es nach gerade drei Spielen noch zu früh für ein abschlie­ßendes Urteil, aber es ist wieder mehr Wucht im Spiel der Glad­ba­cher, die am Samstag bei Hertha BSC antreten. Das kann an Heckings Sys­tem­wechsel (vom 4−4−2 zum 4−3−3) liegen, aber auch an diesem 1,81 Meter großen und 79 Kilo­gramm schweren Fran­zosen im Zen­trum.

Eberl kennt den Vor­wurf, dass wir nicht den Weg in den Straf­raum suchen, son­dern immer noch mal quer spielen“. Plea bringt mehr Strin­genz in die Offen­sive. Wenn er den Fuß frei hat, schießt er. Er hat die Qua­lität, die Technik und das Ziel. Dadurch ist er eine Berei­che­rung für unser Spiel“, sagt Borus­sias Sport­di­rektor. Er hat gezeigt, dass er den Ball behaupten und man über ihn das Spiel fort­setzen kann. Er ist der Stürmer, den wir uns gewünscht haben.“

Der Anfang war höl­zern

Plea kommt von OGC Nizza, wo er in den ver­gan­genen beiden Jahren von Lucien Favre trai­niert wurde. Dass er es sein soll, war Eberl früh klar, aber wir hatten die Sorge, dass wir ihn uns nicht leisten können“. Ver­hand­lungs­basis war Pleas fest­ge­schrie­bene Ablö­se­summe von 50 Mil­lionen Euro. Mit 23 Mil­lionen Euro wurde es am Ende zwar weniger als die Hälfte, aber selbst die konnte der Klub nur auf­bringen, weil er durch den Ver­kauf von Jannik Ves­ter­gaard an den FC Sout­hampton einen ähn­lich hohen Betrag erwirt­schaf­tete. Für keinen Spieler hat Glad­bach jemals mehr Geld aus­ge­geben.

Des­halb haben wir eine beson­dere Ver­ant­wor­tung“, sagt Trainer Hecking, der den Fran­zosen behutsam an die neue Liga her­an­ge­führt hat. Plea musste sich erst an die höhere Inten­sität gewöhnen. Im Pokal­spiel gegen den Fünft­li­gisten Hastedt stand er in der Startelf. Mit drei Tref­fern holte sich Plea das erwünschte Erfolgs­er­lebnis. Dass man­ches noch etwas höl­zern aussah und er eigent­lich noch zwei Tore mehr hätte schießen müssen, spielte später keine Rolle mehr. In der Bun­des­liga eine Woche später kam Plea zunächst von der Bank. Am zweiten Spieltag in Augs­burg erzielte er als Joker den 1:1‑Endstand, und bei seinem Start­elf­debüt gegen Schalke berei­tete er einen Treffer vor.

Keine ein­same Ent­schei­dung

Plea ist ein eher ruhiger Typ. Er spricht nur wenig Eng­lisch, Deutsch noch gar nicht. Er spricht mit seinen Augen, seiner Mimik“, sagt Eberl. Trotzdem sei er kom­plett ange­kommen, das ist seiner fuß­bal­le­ri­schen Qua­lität geschuldet“.

Die Erfah­rungen der Ver­gan­gen­heit ver­bunden mit dem hohen Preis und den daraus resul­tie­renden Erwar­tungen lassen die Ange­le­gen­heit nicht ganz unkom­pli­ziert erscheinen. Aber Eberl sagt: Wenn ich von einem Spieler über­zeugt bin, ver­suche ich mich davon frei zu machen.“ Die Ver­pflich­tung des Mit­tel­stür­mers war keine ein­same Ent­schei­dung des Sport­di­rek­tors, son­dern eine gemein­same mit dem Trai­ner­team und der Scou­ting­ab­tei­lung. Alle Betei­ligten hätten ein gutes Gefühl gehabt, sagt Max Eberl. Alas­sane Plea ist jemand, der Tore schießt. Da mache ich mir keine Sorgen.“