Werder Bremen feiert einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Das liegt vor allem an Gegner Schalke 04, der selbst wie ein Absteiger spielt. Vier Thesen zur Begegnung.
Stell dir vor, du reist als Abstiegskandidat zu einem Team, das kommende Saison im europäischen Pokal spielen will. Bereits in den ersten Minuten nach Anpfiff stellst du fest: Die wollen ja gar nicht spielen. Die ziehen sich einfach an den eigenen Strafraum zurück!
„Wir haben erwartet, dass Schalke tief steht. So tief haben wir sie aber nicht erwartet“, sagte Bremens Siegtorschütze Leonardo Bittencourt nach dem Spiel. Diese Beobachtung haben wir auch gemacht – und dazu gibt es noch drei weitere Thesen zu Werders wichtigem 1:0‑Sieg auf Schalke.
18 Prozent Ballbesitz in der ersten Viertelstunde, 30 Prozent Ballbesitz in der gesamten ersten Halbzeit: Schalke war nicht angetreten, um in diesem Heimspiel das Heft des Handels in die Hand zu nehmen. Stattdessen zogen sich die Königsblauen von der ersten Minute im 5−4−1 an den eigenen Strafraum zurück.
Defensive Stabilität lautete das oberste Gebot der Schalker. Werders Innenverteidiger pressten sie gar nicht. Auch die Außenverteidiger durften den Ball nach vorne tragen. Nach zuletzt zehn Pflichtspielen ohne Sieg mag dies eine legitime Taktik sein. Sie war trotzdem ungewohnt angesichts der Tatsache, dass Schalke in einem Heimspiel auf den Vorletzten der Tabelle traf.
Vor allem aber nahm diese Taktik Schalke jegliche offensive Gefahr. Dadurch dass die gesamte Mannschaft tief in der eigenen Hälfte verblieb, stand vorne kein Spieler für den schnellen Durchstoß bereit. Selbst der einzige Stürmer Michael Gregoritsch war häufig damit beschäftigt, Werders Sechser Kevin Vogt in Manndeckung zu nehmen. Ballgewinne waren rar, Vertikalpässe in die Tiefe noch rarer. Schalkes Bilanz nach 45 Minuten: Gerade einmal einen Schuss gaben sie in Richtung Bremer Tor ab.
Die Bremer verzagten angesichts der defensiven Haltung der Schalker jedoch nicht. Sie waren von der ersten Minute bemüht, das Spiel und den Gegner zu dominieren. Sie hielten den Ball lange in den eigenen Reihen. Vogt rückte aus der Abwehrkette immer wieder nach vorne, um sich als Sechser vor der Abwehrkette anzubieten. Auch die Außenstürmer zogen weit in die Mitte, um im Zehnerraum eine Überzahl zu schaffen.
Werder ging dabei nicht mehr Risiko als nötig, der Abstiegskampf nagt weiterhin an der Ruhe im Passspiel. Da die Innenverteidiger sich immer wieder für Rückpässe anboten, konnte Werder das Spiel jederzeit abbrechen und neu aufbauen. Dass Schalkes Ballbesitzwert so gering war, lag nicht nur an deren Passivität – sondern auch an der hohen Dominanz der Bremer.