Mit 38 Jahren wechselt Franck Ribéry zum Serie-A-Aufsteiger US Salernitana. Dort findet sich der Franzose im Abstiegskampf wieder. Warum tut er sich das noch an?
Sportlich erwartet die Unione Sportiva dementsprechend eine Mammutaufgabe. Das Portal transfermarkt.de taxiert den Gesamtmarktwert des neuzusammengestellten Kaders auf 37,80 Millionen Euro. Damit ist der Klub in dieser Tabelle abgeschlagen Letzter. Vor ihm steht mit dem FC Venedig ein weiterer Aufsteiger – dessen Kader bereits 66,38 Millionen wert ist. Der von Juventus Turin ist mit einem Marktwert von 640 Millionen Euro fast 17 Mal so teuer. Erstligareif ist dagegen die Unterstützung, die der Klub hinter sich weiß. Die Curva Sud Siberiano ist bekannt für eine emotionale Atmosphäre und kreative Gesänge, die Ultras des Vereins pflegen eine lebhafte Fanfreundschaft mit denen des FC Schalke 04, am 4. September feierte sie ihr fünfjähriges Jubiläum. Bei Ribérys Empfang sang die Kurve der Mannschaft ein Ständchen. Die neu zusammengewürfelte Mannschaft lauschte artig und klatschte im Takt mit.
Am Sonntag, beim Auswärtsspiel beim FC Turin, könnte der Franzose schon erstmals im Kader stehen. Fraglich ist, welchen sportlichen Mehrwert er dann noch mitbringt. Sein Spiel war immer schon von einem ungeheuren Ideenreichtum geprägt, von einer ansteckenden Spielfreude. Wenn Ribéry spielt, tut er das mit einer kindlichen Leidenschaft. Wie einer, der es nicht lassen kann, der einfach gegen den Ball treten will – auch noch mit 38 Jahren. Doch sein Spiel basierte eben auch immer auf den schnellen Antritten, flinken Drehungen auf engsten Raum und dem tiefen Körperschwerpunkt, der ihn ihm vollen Lauf so unwiderstehlich machte. In 51 Spielen produzierte er für den AC Florenz zuletzt fünf Tore und zehn Assists, doch auch Ribérys Körper ist nicht verschont geblieben vom Lauf der Zeit. In Salerno wird er dabei vermutlich so viel gegen den Ball arbeiten müssen wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Die Möglichkeiten, mit der Kugel am Fuß etwas zu kreieren, dürften dagegen deutlich rarer werden als in München oder auch in Florenz. Mehr Bollwerk, weniger Ballarbeit.
Warum also nimmt sich dieser Mann nochmal einer solchen Aufgabe an? Neunmal deutscher Meister wurde er, sechs DFB-Pokal-Siege hat er vorzuweisen, 2013 gewann er die Champions League und 2006 stand er im WM-Finale im Berliner Olympiastadion auf dem Rasen. Im Sommer sollen ihm Angebote aus der Türkei oder von Olympique Lyon vorgelegen haben, laut der L’Équipe habe er sich sogar in Gesprächen mit Hertha BSC befunden. Dass die Wahl auf Salernitana fiel, dürfte neben dem Verlangen nach Fußball vor allem an den Rahmenbedingungen liegen, die Ribéry nun vorfindet. 1,5 Millionen Euro soll er in Salerno verdienen. Für einen Klub dieser Größenordnung ist das ein fürstliches Salär, auch wenn Ribéry sagt: „Würde es um Geld gehen, wäre ich nicht hier.“ Dazu wird er laut Medienberichten in einer Villa an der Amalfiküste hausen, von der aus es sich prima auf das Meer blicken lässt. Nicht der schlechteste Ort, um nochmal eine Ehrenrunde zu drehen. Die Fallhöhe ist niedrig, das Leben vor Ort schön. Sollte Salernitana den Klassenerhalt schaffen, es wäre eine kleine Sensation, würde sich Ribérys Vertrag sogar nochmal um ein Jahr verlängern. Der Abschied dürfte dann zu gegebener Zeit nicht weniger emotional ausfallen als die Ankunft.