Das sind sie, die Videos der Saison: Der peinlichste Jubel seit Carsten Jancker, die härteste Grätsche seit Jürgen Kohler, die schlimmste Schwalbe seit Andy Möller, der rauchigste Pate seit Marlon Brando, der beste Trailer seit immer!
„Jürgen Kohler“, ächzte einst ein deutscher TV-Kommentator lustvoll, „würde sogar einen Kasten Bier aus dem Strafraum köpfen!“ Stimmt, aber Ben Mee vom FC Burnley (weder verwandt noch verschwägert mit Biene Maja) dürfte den „Kokser“ mit seiner Aktion im Februar 2012 zumindest beeindruckt haben. Weil sein Torwart Grant Lee am Ball vorbei griff und die Pille quasi zum Einschuss bereit lag, hielt Eisenschädel Mee einfach den Kopf zwischen Ball und des Gegners Bein. Die Folge: Der Schuss des Reading-Stürmers ging am Tor vorbei. Die Energieleistung des Jahres.
Im Januar trafen sich hunderte, engagierte Fußballfans zum Fußball-Fankongress in Berlin-Friedrichshain. Einen Tag vor dem Fangipfel trauten wir uns mitten ins Herz des Krisengebiets und gingen der Frage nach: Wie viel Angst hat der Stadtteil vor den einfallen Fanmassen? Das Ergebnis ist erschreckend:
Wir wissen nicht, ob Narcisse Ekanga, Nationalspieler von Äquatorialguinea, die legendäre Szene zwischen Dortmunds Andy Möller und KSC-Mann Dirk Schuster kennt. Wie sich Schuster und Möller im Karlsruher Strafraum begegnen. Wie Schuster etwa fünf Meter von Möller entfernt einfach so da steht und der Möller Andy wie vom Blitz getroffen zusammenbricht. Wie er die schlechteste Schwalbe der Bundesligageschichte produziert und dafür auch noch einen meisterschaftsentscheidenden Elfmeter bekommt. Wie auch immer: Narcisse Ekanga zeigte sich im Januar 2012, beim Afrikacup-Duell gegen den Senegal, als würdiger Möller-Nachfolger. Er legte sogar noch einen Scheid nach: Schaute erst nach rechts, dann nach links und brach dann erneut schreiend zusammen. Schutzschmerz hätte das Andy Möller genannt.
Wir hatten Otto Rehhagel bei seinem Comeback auf der Trainerbank von Hertha BSC ja vieles zugetraut (Wiedereinführung des Liberos, die Rückkehr des guten, alten Klappmessers im Abschlusstraining, Rotkohl mit Klößen vor dem Spiel), dass König Otto jedoch zum Raptitan wurde, überraschte uns jedoch total. Seine Nicht-Abstiegsrhymes wurden jedoch zum Dancefloor-Kracher auf den Berliner After Hours. Zurecht.
Wer kennt das nicht? Fußballer, die nach Toren jubelnd abdrehen, den Finger schon sanft und provokant auf den Mund gelegt. Die dann von einer gezückten Linienrichterfahne oder dem schrillen Pfiff des Schiedsrichters auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden müssen. Weil das Tor nicht zählt. Auch Neapels Marek Hamsik passierte so ein Missgeschick im Januar 2012. Doch er machte alles noch viel schlimmer. Gegen Juventus Turin verwandelte der Slowake einen Elfmeter und sprintete dann sofort hinter das Tor, um eine dort angebrachte Treppe hinabzusteigen. Warum? Das wird auf ewig sein Geheimnis bleiben. Cool sah es jedenfalls nicht aus. Schon gar nicht, als Hamsik, wieder oben angekommen, von einem Kollegen erfuhr, dass der Elfmeter wiederholt werden müsse. Hamsik blieb ganz lässig – und haute den zweiten Strafstoß über das Tor.
Es war ein vorläufiger Höhepunkt in der undurchsichtigen Beziehung zwischen Bayer Leverkusen und Michael Ballack. Nach einige Verbalattacken von Ballack-Manager Michael Becker trat Rudi Völler vor die Presse und rechnete mit einer Reibeisenstimme mit dem Capitano und seinem Anhang ab. Wir erkannten darin ein Replik an Francis Ford Coppolas„Der Pate“ und prompt wurde aus Rudi Völler Marlon Brando:
So entspannt wie Fenerbahces Mittelfeldmann Tümer Metin muss man erstmal sein, wenn einem ganze LKW-Ladungen von Wasserbomben, Feuerzeugen, Bierbecher und Plastiksitzen entgegen geschleudert werden. Was hierzulande einen sofortigen Spielabbruch samt Milliardenstrafe ausgelöst hätte, stört im Istanbuler Derby zwischen Galatasaray und Fener nur die, die noch nie bei diesem Duell zugegen waren.
Als Gladbachs Igor de Carmago im Pokal-Viertelfinale gegen Hertha BSC wie ein sterbenden Schwan zu Boden sank, schrie der Boulevard laut: „Nasenschwalbe“. Alles Quatsch, denn in Wahrheit folgte der Early Adopter vom Niederrhein nur einem Webtrende aus den USA, dem „Falling“:
Eigentore können richtig scheiße sein. Oder von geradezu künstlerischer Eleganz. So geschehen im U‑21-Duell zwischen Spanien und Georgien. Beim Stand von 6:0 erlaubt sich der Spanier Inigo Martinez in der 52. Minute einen weiten Ball als letzter Mann mit der Hacke zu spielen. Womit wiederum Torwart David de Gea nicht gerechnet hat, der Ball tröpfelt unschuldig ins Netz. Das Spiel endete übrigens mit 7:2 für Spanien.
Kurz vor dem Gigantengipfel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund stand ganz Fußball-Deutschland vor einem Berg der Superlative. Ja, dachte man, nach diesem Spiel kann nichts mehr kommen, was größer, schöner, spannender und extremer ist. Auch wir ließen uns von dieser Stimmung anstecken und bastelten den ultimativsten Spitzenspieltrailer: