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20.03.2021, 17:33 Uhr
AKI! WIR HABEN VER­SCHLAFEN!“ BVB-Trainer Edin Terciz schreckt ruck­artig hoch von der Mas­sa­ge­bank, die in der Kölner Umklei­de­ka­bine steht und auf der er bis eben zusam­men­ge­kauert lag. Ein kurzer, aber pani­scher Blick, dann sucht er hek­tisch seine Sachen zusammen und stopft sie in die Sport­ta­sche. Also die kom­plette zweite Halb­zeit, ver­dammt nochmal“, sagt Terzic, jetzt mehr zu sich selbst als zu seinem Chef oder den geknickt auf ihren Plätzen sit­zenden und ins Nichts stie­renden Spie­lern. Also eigent­lich haben wir die kom­plette Saison ver­schlafen, wenn man so will. Meine Güte ey, 2:2 in Köln, ich fass’ es nicht. Alle Mann duschen und dann nichts wie weg hier.“

18:12 Uhr
Der ver­meint­lich letzte Dort­munder schlurft zum abfahrt­be­reiten Mann­schaftsbus. Was zur Hölle hat so lange gedauert“, fragt Terzic seinen Schütz­ling Thomas Meu­nier, als der end­lich im Bus ange­kommen ist. Sorry Coach, mein Handy hat erst nicht geladen, aber für die Rück­fahrt brauche ich Akku“. Dieser Meu­nier, denkt Terzic, immer nur tech­ni­sche Pro­bleme… Wäh­rend­dessen zählt Marco Reus durch: 1, 2, 3, 4, 5..“ 47, 122, 8, 433“, brab­belt ein schlecht gelaunter Haa­land, der direkt mit Abpfiff vom Spiel­feld und in den Bus mar­schiert war, ohne Dusche, ohne Umziehen, dazwi­schen. Hör auf mit dem Quatsch, 6, 7, 8, 9“, ent­gegnet Reus und zählt weiter. Was er nicht merkt: Der ehe­ma­lige Welt­klas­se­spieler, der ihm den Rücken zuge­wandt und dem er beim Durch­zählen grade auf den Hin­ter­kopf bezie­hungs­weise auf die Mütze getatscht hat, ist gar nicht Mats Hum­mels. Son­dern Max Meyer! Der sich, nachdem Reus an ihm vor­bei­ge­laufen ist, bei seinen alten Mit­spie­lern aus der Natio­nal­mann­schaft ver­ab­schiedet und, ohne dass irgend­je­mand von der Ver­wechs­lung Notiz genommen hätte, aus dem Bus steigt.

18:13 Uhr
Der Dort­munder Mann­schaftsbus fährt los.

Ich würde nicht mal mit dir in einem Bett schlafen, wenn du eine Warze an meinem Arsch wärst!“

18:22 Uhr
Mats Hum­mels schlen­dert durch die Kata­komben des Kölner Sta­dions. Er hat sich mög­lichst lange mit ein paar Kölner Spie­lern unter­halten, weil er absolut keine Lust auf seine eigenen Kol­legen hat. Was für ein ner­viger und gemeiner Haufen! Erst ges­tern, im Hotel, beim Abend­essen, hatten sie ihm wieder kein ein­ziges Stück Pizza ohne Oliven und nur mit Käse übrig gelassen! Gut, ok, es gab auch gar keine Pizza, also für nie­manden, son­dern nur was Leichtes, Hähn­chen­brust und einen kleinen Teller Pasta, richtig lecker war das sogar. Aber trotzdem. Es geht ums Prinzip. Die können ihn mal. Allein Onkel Aki. Sieh, was du ange­richtet hast, du kleiner Idiot“, hatte er ihm neu­lich ent­gegen gebellt, nachdem Robert Lewan­dowski dem BVB im Spit­zen­spiel mal wieder drei Dinger ein­ge­schenkt hatte. Als ob es allein seine Schuld gewesen wäre! Oder Erling, dieser Fies­ling. Nie lässt er ihn mit seiner Baby-Tarantel spielen! Und dann noch dieser Spruch: Ich würde nicht mal mit dir in einem Bett schlafen, wenn du eine Warze an meinem Arsch wärst!“ Hä?, hatte Mats schon damals gedacht. Was wür­dest du denn mit mir machen, wenn ich eine Warze wäre“, hätte er am liebsten geant­wortet. Mich abge­schnitten??? HM? ERLING???“ Gesagt hat er dann trotzdem nichts. Weil Erling so furcht­ein­flö­ßend aus­sieht. Und viel kräf­tiger ist als er selbst. Und weil er, also Mats, auch ein biss­chen darauf gehofft hatte, dass es nur ein Spruch gewesen sei und Erling ihn am Ende doch als Zim­mer­nachbar nehmen würde. So dass er nicht mit diesem Baby Gio­vanni Reyna in einem Zimmer würde schlafen müssen. Der ins Bett macht, wenn er zu viel Cola trinkt! Doch es war kein Scherz gewesen. Ich wünschte, denkt Mats auf dem Weg in die Umklei­de­ka­bine, ich hätte gar keine Mann­schaft!

18:25 Uhr
Als Mats in der Kabine ankommt, ist diese wie leer gefegt. Nur ein aus­ge­kippter Müll­eimer liegt in der Ecke, ansonsten ist keine Spur von seiner Mann­schaft zu sehen. Von der Dusche her zieht langsam ein bei­ßender Gestank zu ihm rüber. Irgend­je­mand hat in die Dusche gepin­kelt, denkt Mats.

18:36 Uhr
Ich habe das Gefühl“, sagt Terzic zu Aki Watzke im Dort­munder Mann­schaftsbus, der grade auf der A1 an der Lever­kusen BayA­rena vorbei don­nert„ dass wir irgend­etwas ver­gessen haben.“
Was denn?“, fragt Aki.
Hast du dein mies gelauntes Inter­view gegeben?“
Jap!“
Hast du den Müll­eimer wütend durch die Gegend gekickt, wie wir es nach ent­täu­schenden Spielen immer machen in Gäs­te­ka­binen?“
Jap!
Hast du in die Dusche gepin­kelt, wie wir es nach ent­täu­schenden Spielen immer machen in Gäs­te­ka­binen?“
Nein.“
Ver­flucht.“
Das habe ich nicht gemacht, weil du es schon erle­digt hat­test!“
Stimmt! Hm. Hast du das Mann­schaftsbus-Gara­gentor geschlossen?“
Nein. Scheiße! Das ist es. Das haben wir ver­gessen!“
Hm. Nein, Aki. Das ist es nicht…“
Nicht?“
Terzic über­legt. Dann läuft ihm ein kalter Schauer den Nacken ent­lang. Er weiß jetzt, was sie ver­gessen haben.
MATS!!!

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