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Seite 2: „Für Huub wäre ich durchs Feuer gegangen“

Wie meinen Sie das?
In seiner Zeit fehlte mir oft der Spiel­rhythmus, was an meinem Körper lag. Ich hatte ins­ge­samt neun Leis­ten­ope­ra­tionen, allein sieben in Berlin. Es gibt Trainer, für die man durchs Feuer geht. Für Huub wäre ich durchs Feuer gegangen.

Warum?
Ich emp­fand es als unge­recht, wie mit ihm umge­gangen wurde. Er hätte mehr Respekt ver­dient. Immer ehr­lich, immer gerade. Er wollte, dass ein Wir-Gefühl auf­kommt. Wir hatten aber ein paar selbst­er­nannte Stars, die dachten, Ste­vens bräuchte sie, aber nicht umge­kehrt. Sie haben nicht ver­standen, was er wollte. Er hat uns das vor unser aller Augen ver­bild­licht. In der Kabine malte er einen Wagen. Vorn standen ein paar Figuren, die den Wagen gezogen haben. Dann hinten welche, die geschoben haben. Manche saßen oben­drauf. Und ein, zwei Figuren hatte er so gezeichnet, als würden sie gegen alle anderen arbeiten. Er sagte zu uns: Und das seid ihr. Das ist der Cha­rakter dieser Mann­schaft. Wir können gar nicht Großes schaffen, weil manche nicht ver­stehen, dass es nur gemeinsam geht.“

Wo waren Sie?
Passen Sie auf: Ich bin zu Huub, ich sagte ihm, dass das Bild ziem­lich gut geworden ist. Ich muss erwähnen, dass er mich irgendwie mochte. Er fragte mich: Hast du dich auch wie­der­erkannt?“ Ich ant­wor­tete: Na klar, Trainer, ich bin der, der den Wagen von hinten richtig anschiebt.“ Er sagte: Nee, nee, du sitzt oben­drauf!“

Wie bitte?
Genau das war auch meine Reak­tion. Er sagte in seinem Slang: Junge, du sitzt da oben­drauf, weil du nur ver­letzt bist. Wo schiebst du denn, wo hilfst du mir? Sieh’ zu, dass du gesund wirst.“ Dann habe ich Vollgas gegeben und als ich so weit war, war er weg.

Dann kam Hans Meyer …
Ja, aber erst einmal hat Dieter Hoeneß eine seiner Wut­reden in der Kabine gehalten. Hans Meyers erste Sätze waren: So, meine Herren, wenn wir absteigen, dann pas­siert nichts! Die Sonne wird trotzdem weiter scheinen, wir werden mor­gens auf­stehen, keiner von uns wird sterben.“ Das war das Gegen­teil von dem, was Hoeneß gesagt hatte, der einen knall­roten Kopf bekam. Hoeneß war zu dieser Zeit fast jeden zweiten Tag in der Kabine und hat eine Wut­rede gehalten. Des­wegen war das ja so ange­nehm, dass da mal einer stand, der normal mit uns sprach.

Hans, der Retter?
In seiner ersten Ansprache auf dem Platz hat er dann Natio­nal­spieler Marko Rehmer vor ver­sam­melter Truppe rund­ge­macht. Er wollte alle erden, wir seien alle gleich, jetzt gehe es nur noch um Leis­tung. Er brauche 14, 15 Leute, mehr nicht. Jeder habe seine Chance und keiner solle sich nach zwei Monaten beschweren, wenn er nicht spielt. Das war Hans Meyer. Wir mussten von mor­gens bis abends auf dem Gelände bleiben, hatten also einen Zehn-Stunden-Tag. Für ver­wöhnte Fuß­ball­profis, die um halb zehn kamen und mit­tags schon wieder im Auto saßen, war das – gewöh­nungs­be­dürftig.

Der Rück­run­den­start ging in Bremen gleich 0:4 ver­loren.
Ja, als Mar­cel­inho noch der fatale Rück­pass unter­läuft, den Ailton erläuft und ein Tor schießt. Aber da war ich nicht im Kader. Meyer hatte zu mir gesagt: Ich sehe, du machst das hier ordent­lich, aber ich habe nur ein halbes Jahr Zeit. Mir wurde gesagt, du bist immer wieder ver­letzt. Ich kann nicht auf dich setzen.“ Das war hart. Ich sagte dann nur, dass ich brenne, wenn irgendwas ist, bin ich da.