Quasi über Nacht ist Fernando Hierro, der ehemalige Kapitän von Real Madrid, zu Spaniens Nationaltrainer ernannt worden. Ein Mann, der als eisenhart gilt – und für Eitelkeiten nicht zu haben ist.
Hierro, zu Deutsch Eisen, mehr Persönlichkeitsbeschreibung als Nachname, soll es nun richten. Hart war er stets gewesen während seiner Karriere als Verteidiger. Zu den Gegenspielern, aber auch zu sich selbst. Als Gareth Bale bei Real Madrid wegen einer Schulterverletzung ausfiel, schüttelte Hierro nur den Kopf.„Mit der gleichen Verletzung habe ich gespielt, bis ich 37 Jahre alt war.“ Zum Ball war er nicht minder nachgiebig. Wenn Hierros Fuß ihn traf, flog er mit dem Gehorsam und der Geschwindigkeit eines Düsenjets ins Tor. Befehl ausgeführt.
Kein Galaktischer
Was seine aktive Zeit angeht, war Hierro die meiste Zeit mehr General denn Soldat. Als junger Kerl kam er aus Andalusien in die Hauptstadt, an den Hofe Real Madrids, wo er 14 Jahre weilte. Bald schon entwickelte er sich zu einer Führungspersönlichkeit, sein Wort hatte Gewicht. „Er war einer der führenden Köpfe der Mannschaft, wenn ihm etwas nicht passte, ging er sofort dazwischen“, erinnert sich Bodo Illgner. Da unterscheidet er sich von Lopetegui, der als liberaler galt. Zusammen gewannen Hierro und Illgner die Champions League. Den begehrten Pokal stemmte insgesamt Hierro drei Mal in die Höhe.
Im Jahre 2003 wurde er dann von einem Sonnenkönig vertrieben. Weil er es gewagt hatte, die Einkaufspolitik des neuen Präsidenten Florentino Perez und dessen Vorliebe für David Beckham zu kritisieren. Ein Galactico, ein Galaktischer, wie Reals Team Anfang des Milleniums genannt wurde, wollte er nicht sein. Der Selbstdarstellungsdrang vieler Mitspieler war im fremd, Hierro zählte zu der immer seltener werdenden Gruppe der Introvertierten. Ohne Tattoos, ohne schräge Klamotten. Bis er 37 Jahre alt war, spielte er weiter. Zuerst in Katar, aber das geringe Level an Wettbewerb langweilte ihn schnell. Zum Ende ging es noch nach England. Da passte er hin mit seiner kompromisslosen Art.
Streit mit Lopetegui?
Kompromisslos zeigte er sich auch am Dienstagabend. Nach dem Training der Nationalmannschaft fingen Kameras ihn beim Spaziergang mit Lopetegui ein, die Unterhaltung wurde immer angeregter, mancher sprach von Streit. Zu dieser Zeit war schon ans Licht gekommen, dass Lopetegui sich Real anschließen werde. Das Video wurde in den Nachrichtensendungen hoch und runter gespielt und die Nation fragte sich, wie das wohl werden soll in Russland zwischen diesen beiden Männern. Nicht einmal 24 Stunden später ist die Frage geklärt. Nur einer ist übrig geblieben. Es ist der Mann aus Eisen.