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Seite 4: „Die Argumentation der AfD stößt mir auf"

Das Ende Ihrer Kar­riere ist zumin­dest nicht mehr ganz weit weg, was wird danach pas­sieren?
Ich habe eine tiefe Sehn­sucht danach, erst einmal aus dieser Welt der gere­gelten Abläufe aus­zu­bre­chen. Unser Leben als Profis ist zwar schön, aber über weite Stre­cken von anderen vor­ge­geben. Ich weiß, dass es nicht anders geht. Aber wenn es vorbei ist, wird man mich danach erst einmal nicht viel sehen oder hören. Dann werde ich ein ganz nor­males Leben führen, viel Vater sein und daneben selber bestimmen, was ich wann mache. Ganz oben steht, Ten­nis­tur­niere wie die US Open oder Aus­tra­lian Open anzu­schauen.

Was am Fuß­ball werden Sie nicht ver­missen?
Dass in der Kabine immer die glei­chen Deppen die Musik machen dürfen. (Lacht.) Inzwi­schen werden wir alle von den Gangsta-Rap­pern unter­drückt.

Freuen Sie sich auch darauf, zu einer weniger öffent­li­chen Figur zu werden?
So schlimm ist das nicht, die meisten Leute sind sehr nett. Sie glauben nur, dass sie einen kennen. Das führt oft zu einer selt­samen Dys­ba­lance im Umgang. Viele Men­schen regis­trieren gar nicht, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wer sie sind, emp­finden mich aber als Kumpel.

Wie gehen Sie damit um?
Früher war ich schroffer, inzwi­schen ver­suche ich es etwas ent­spannter zu sehen. Was ich aller­dings über­haupt nicht mag, ist ange­fasst und fest­ge­halten zu werden. Und auf dem Okto­ber­fest gehe ich auf nie­manden ein, sonst hört es nie auf.

Dann heißt es: Mensch, der Hum­mels ist aber arro­gant!“
Nach dem Okto­ber­fest würden es wahr­schein­lich immer meh­rere Tau­send Leute sagen. Aber dadurch, dass es meh­rere Tau­send sind, weiß man schon, wo das Pro­blem ist.

Wie ist der Effekt, wenn Sie selber auf Pro­mi­nente treffen, die Sie nicht kennen?
Ich habe in Mün­chen mal in der Stadt gestanden und gedacht: Den kenne ich doch. Dann habe ich gegoo­gelt, und es stellte sich heraus, dass es einer von Die Anstalt“ war, der Sati­re­sen­dung im ZDF. Und ich habe gedacht: Mensch, das ist er ja!

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Urban Zintel

Sie folgen auf Twitter sehr wenigen Leuten, aber der öster­rei­chi­schen Poli­tik­wis­sen­schaft­lerin Nata­scha Strobl, die vor allem über Rechts­ra­di­ka­lismus publi­ziert. Drückt sich darin ein poli­ti­sches Inter­esse aus?
Ich folge ihr seit einigen Monaten, weil sie meiner Ansicht nach viele rich­tige Sachen geschrieben hat. Und es ist wirk­lich so, dass bei mir ein Inter­esse an Politik ent­flammt ist. Das war nicht immer so, aber seit einigen Monaten haben sich bei mir einige Sorgen auf­getan.

Welche sind das?
Die Argu­men­ta­tion der AfD und deren Art, poli­ti­sche Gegner zu dif­fa­mieren, stößt mir schon lange übel auf. Vorher habe ich lange gedacht, das sind halt ein paar Ver­irrte, die keinen Ein­fluss haben. Aber inzwi­schen sitzt die AfD in zu vielen Land­tagen, und wenn so Dinge pas­sieren wie bei der Land­tags­wahl in Thü­ringen, dann denke ich: Das ist zu groß geworden, das wird sich nicht ein­fach von selber regeln. Wir müssen uns poli­tisch mit dieser Partei aus­ein­an­der­setzen.

Was können Sie tun?
Ich finde es gut, dass sich gerade so viele Spieler äußern, denn wir haben über Social Media eine große Reich­weite und Wucht. Leon Goretzka ist da sehr eifrig, Antonio Rüdiger und Jerome Boateng eben­falls. Wir sind Vor­bilder für ganz viele Leute, gerade jün­gere. Wir können also für die Zukunft vor­beugen und klar­ma­chen, dass Ras­sismus grund­le­gend falsch ist. Fuß­ball­mann­schaften zeigen das auf per­fekte Weise, weil da so viele ver­schie­dene Nationen, Reli­gionen und ganz unter­schied­liche Typen zusam­men­kommen.

Was über Appelle hinaus wäre wichtig?
Die Leute sollten wählen gehen, so unspek­ta­kulär das klingt. Es geht mir gar nicht darum, eine Wahl­emp­feh­lung zu geben. Nur die, was man aus meiner per­sön­li­chen Sicht nicht wählen sollte, näm­lich die AfD. Und ich gehe davon aus: Je mehr Leute wählen gehen, umso geringer wird der Anteil von Stimmen für das rechte Lager.