Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Eine Mannschaft verträgt keine fünf, sechs Künstler"

Wir reden über Borussia Dort­mund, also eine Mann­schaft, die mit dem Ziel in die Saison gegangen ist, Deut­scher Meister zu werden. Dieses Ver­halten passt doch nicht zu einem Cham­pion.
Das stimmt. Keine Mann­schaft der Welt ist immer da, hat nie einen schlechten Tag oder geht ein Spiel nicht mal falsch an. Aber das darf nicht zu oft pas­sieren! Und uns ist es in der Hin­runde ein­fach zu oft pas­siert. Serio­sität und Ziel­stre­big­keit hoch­zu­halten, sind für uns die ganz großen Punkte, denn wir haben begna­dete Fuß­baller. Diese Mann­schaft muss sich vor der BVB-Mann­schaft von 2012 nicht ver­ste­cken.

Die Bayern haben diese Ziel­stre­big­keit ganz selbst­ver­ständ­lich.
Defi­nitiv, das habe ich da auch noch mal mehr gelernt. Wenn Trai­nings­spiele in Mün­chen anstanden, wollten die Leute gewinnen. Da war richtig Feuer drin, und wer ver­loren hat, war sauer.

Und da knallt es auch mal, wie kürz­lich zwi­schen Leon Goretzka und Jerome
Boateng.
So was hatten wir in den frühen Dort­munder Jahren auch häu­figer, nur dass es nicht nach draußen gedrungen ist. Es muss eine Wett­be­werbs­si­tua­tion im Trai­ning geschaffen werden, wenn man im Mai einen Pokal oder die Schale hoch­halten will. Wenn man auf den Platz geht, ist das Gewinnen Prio­rität Nummer eins.

Also nieten Sie im Trai­ning ein­fach mal einen um?
Das nicht, ich kann nicht absicht­lich foulen. Das habe ich genau einmal in meiner Kar­riere gemacht, weil mich der Gegen­spieler die ganze Zeit über pro­vo­ziert hat – und drei Sekunden später gab es den Gegen­treffer. Aber ich gehe im Trai­ning bewusst auch mal inten­siver in Zwei­kämpfe. Es geht um eine Gesamt­stim­mung auf dem Platz. Die kann ich nicht alleine erzeugen, dazu braucht man vier, fünf Mann, und dann baut sie sich auf.

Gibt es die beim BVB?
Ja, zumal wir im Winter mit Emre Can und Erling Haa­land zwei ganz wich­tige Bau­steine dazu­be­kommen haben, die immer Gas geben und gegen den Ball arbeiten. Sie helfen uns sehr, sowohl als Typen als auch vom Fuß­ball her.

Weil sie die rich­tige Men­ta­lität haben?
Vor allem wissen sie, dass sie spielen, um zu gewinnen, um Tore zu schießen und Tore zu ver­hin­dern, und nicht, um einen geilen Hacken­trick zu machen. Fünf Leute auf dem Platz, denen es wich­tiger ist, den Gegner so aus­zu­tricksen, dass es für einen Insta­gram-Clip taugt, bringen nicht so viel wie einer, der ein­fach jedes Mal an seinem Gegner vor­bei­geht.

Can und Haa­land spielen, um zu gewinnen, und nicht, um einen geilen Hacken­trick zu machen“

Die Ball­künstler sind beim BVB aber nicht abge­schafft.
Nein, die braucht es auch, denn sie machen am Ende oft den Unter­schied aus. Aber man kann keine fünf, sechs Künstler in einer Mann­schaft ver­tragen, denn dann wird das Spiel so, wie es in der Hin­runde oft war. Da wurde es manchmal erst nach einem Rück­stand seriös und ziel­strebig. Ich bin fest davon über­zeugt: Wenn man kon­zen­triert arbeitet, können die Jungs, die dazu in der Lage sind, trotzdem zau­bern. Aber zuerst kommen die Basics.

Seit der Rück­kehr nach Dort­mund sieht man wieder mehr Ihrer langen Pässe, die so etwas wie Ihr Signa­ture Move sind, wie man im Bas­ket­ball sagen würde.
Die sind jeden­falls der bekann­tere. Ich sehe eher einen anderen.

Wel­chen?
Den Schnitt­stel­len­pass auf die Zehn oder die Acht, wo man fünf, sechs Gegner mit einem fla­chen Ball über­spielt, wie etwa vor dem zweiten Tor im Hin­spiel gegen Paris Saint-Ger­main. Solche Pässe halte ich für die erfolg­ver­spre­chendsten im Fuß­ball, sie sind aber natür­lich etwas unauf­fäl­liger.

Haben Sie für diese langen Bälle mit Erling Haa­land jetzt einen neuen Spiel­ka­me­raden gefunden?
Auf jeden Fall, aber man kann ihn auf beide Arten anspielen. Er kommt auch ent­gegen und ist robust genug, um die Bälle zu halten.

Hat die Tiefe in seinem Spiel vorher gefehlt?
Ja, ganz klar. Wir hatten zu viele Par­tien, wo wir es dem Gegner nur mit ent­ge­gen­kom­menden Läufen zu leicht gemacht haben, uns aus dem Spiel zu nehmen.