Cristiano Ronaldo steht an diesem Wochenende vor seinem zweiten Debüt für Manchester United. Bereits jetzt hat seine Rückkehr England in einen Hype versetzt. Doch wie steht es um die sportliche Sinnfrage?
Cristiano Ronaldo ist nicht gekommen, um Urlaub zu machen. Das kündigte er während dieser Woche großspurig im Gespräch mit Wes Brown im vereinsinternen Fernsehen an. „Ja, ne, is’ klar“, würde ein selten witziger Comedian aus Westdeutschland darauf entgegnen. Wer in den letzten zwölf Jahren von Madrid nach Turin gezogen ist und ausgewogene Heimaturlaube in Portugal verbringt, der hat in der Regel nicht Manchester als Urlaubsdestination auf der Pfanne. Eine Stadt über die Ronaldos langjähriger Teamkollege Nemanja Vidic sagte: „Die Hauptattraktion ist der Fahrplan am Bahnhof, wo Züge in andere, weniger verregnete Städte abfahren.“
Umso stärker schält sich aus der düsteren Kulisse dieser Stadt im Nordwesten Englands der knallig rote Manchester United Football Club heraus. Trotz Großer-Titel-Dürre ist er noch immer einer der größten Vereine der Welt. Nun hat das Old Trafford mit Cristiano Ronaldo ein Schlaglicht vergangener Erfolgsjahre zurück. Am Samstagnachmittag könnte er gegen Newcastle United sein Debüt geben und weit über Manchesters Stadtgrenzen hinaus fiebern sie dem Spiel entgegen. Was ist zu erwarten?
Gelabelt wurde Cristiano Ronaldos Wechsel als romantische Heimkehr. Dahin zurück, wo seine vergleichslose Karriere ins Rollen kam. Wo er 2003 als 18-Jähriger den Sprung in die weite Welt gewagt hat. Wo er in sechs Jahren drei Mal Meister und ein Mal Champions-League-Sieger geworden ist und in 292 Spielen 118 Tore geschossen hat.
Dabei war sich Cristiano Ronaldo dem Vernehmen nach schon mit einem ganz anderen Verein einig. Nämlich mit Manchester City, den „noisy neighbours“, wie Sir Alex Ferguson den Erzrivalen aus dem blauen Teil der Stadt einmal genannt hatte. Eben jener Ferguson, der als Ronaldos Mentor gilt, soll ihn auch im letzten Moment davon überzeugt haben, doch lieber zurück in den roten Teil Manchesters zu wechseln. Dort soll er in zwei Jahren gut 60 Millionen Euro verdienen. Triefende Romantik.
In einem freidrehenden Transferkarussel bedeutete der Ronaldo-Deal einen wahren PR-Clou, der der in Manchester verhassten Besitzerfamilie der Glazers gelungen war. Innerhalb von fünf Tagen, zwischen Ronaldos kolportierter Ankunft in Manchester am Freitag und der offiziellen Vorstellung am Dienstag, haben sich auf Uniteds Instagram-Kanal knapp vier Millionen neue Follower dazugesellt. Jeden Tag kommen seither etwa 30.000 neue hinzu. Der Trikotverkauf mit seinem Flock hat in sieben Tagen rund 220 Millionen Euro in die Kassen gespült. Tickets für das Newcastle-Spiel sollen auf dem Schwarzmarkt für bis zu 3000 Euro gehandelt werden. Der Hype ist real!
Dass Cristiano Ronaldo Geld in die Kassen spülen wird, war abzusehen. Auch davon, dass er Tore erzielen wird, ist auszugehen. In erster Linie aber wird der Deal Manchester Uniteds Standing in der Fußballwelt zementieren, glaubt Sportmarketing-Experte Ehsen Shah. „Der Transfer hat einen größeren Einfluss auf die Wahrnehmung des Klubs, als auf seinen Kontostand“, sagte Shah im Gespräch mit The Athletic. United habe mit dem Transfer bewiesen, dass der Klub noch immer eine ernst zu nehmende Adresse für die ganz großen Spieler ist.
Und dennoch muss die sportliche Sinnfrage dieses Wechsels erlaubt sein – auch wenn sie Ihre Fürstliche Gnaden beleidigen könnte.