Spannung reichlich in der Liga. Keine Spur von jener anödenden Langeweile, die der Eliteklasse des deutschen Fußballs angedroht worden war, nachdem Bayern München mit der Verpflichtung des vermuteten »Wundertrainers« Jürgen Klinsmann zugleich den Kampf um den Titel souverän entschieden haben will.
Nur sechs Wochen nach Saisonbeginn sind diese Bayern nicht dabei, wenn ein Spitzenreiter den anderen ablöst. Mal Hamburg, mal Schalke, ja, nicht zu glauben, auch immer wieder Hoffenheim, der Aufsteiger, der Höhenflieger aus der Provinz.
Ein Hauptgewinn für die Liga, die an eine Wundertüte erinnert. Gefüllt mit reichlich Nieten für den FC Bayern, dessen Frust fast so groß sein muss wie die Enttäuschung um den Dauerkonkurrenten aus Zeiten seligen Angedenkens. Borussia Mönchengladbach, in den Gründerjahren als fünfmaliger Meister die kleinstädtische Alternative zur mondänen Isar-Metropole, hat sich bereits jetzt wieder der Zweitklassigkeit angenähert und Sonntag die branchenüblichen Maßnahmen ergriffen: Der Trainer ist entlassen worden, der erste in dieser Saison, der 310. in der Bundesliga-Geschichte.
Wer passt zu Gladbach?
Jos Luhukay muss gehen, Sportdirektor Christian Ziege übernimmt fürs Erste, bis sie definitiv einen Nachfolger gefunden haben, der laut offizieller Lesart der Chefetage »zum Verein und zur Mannschaft passt«.
Aber wie, so der bescheidene Einwand, sieht denn ein solcher aus? Wo steht der parat? Wer hat ihn maßgeschneidert, hingetrimmt auf die speziellen Voraussetzungen bei der Borussia, die eine Reihe angeblich hochkarätiger Kandidaten gesucht, getestet und schließlich gefeuert hat.
Unter ihnen einer wie Dick Advocaat, der woanders den Erfolg gepachtet zu haben schien. Unter ihnen einer wie Jupp Heynckes, den selbst die großen Verdienste um Gladbachs ruhmreiche Vergangenheit nicht davor schützte, mit wortreichen diplomatischen Verrenkungen aus dem Amt gedrängt zu werden.
Obwohl Heynckes, gemessen am Anforderungsprofil für Luhukays Nachfolger, doch für »seine Borussia« eine Idealbesetzung gewesen sein müsste.
Idealbesetzungen gibt es nicht
Eine solche aber gibt es nicht. Nirgendwo. Nicht einmal in München, wo ein fähiger Manager wie Uli Hoeneß im Zusammenwirken mit Koryphäen wie Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner die Patentlösung entdeckt zu haben schien: Jürgen Klinsmann sollte es richten, hofiert, umgarnt, ausgestattet mit optimalen Möglichkeiten. Platz elf ist der Zwischenstand – blamabler fast als die Bilanz des Jos Luhukay.