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Mat­thias Scherz, Sie waren von 1999 bis 2009 Spieler des 1.FC Köln und sind nach danach in die Nach­wuchs­ab­tei­lung gewech­selt. Nach nur einem Jahr wurde ihr Ver­trag aller­dings nicht ver­län­gert und es kam zum Rechts­streit. Wel­ches Ver­hältnis haben Sie heute zum Verein?
Das Ver­hältnis ist ganz normal. Ich hatte eine tolle Zeit beim FC, auf die ich auch sehr stolz bin.

Wie intensiv ver­folgen Sie noch die Spiele und Gescheh­nisse rund um den FC?
Wenn es mir zeit­lich mög­lich ist, schaue ich mir die Spiele an. Ich bin dabei aller­dings nicht son­der­lich emo­tional. Das liegt aber daran, dass ich schon als Fuß­baller ver­sucht habe, mir einen neu­tralen Blick auf die Dinge zu bewahren.

Bevor Sie in diesem Winter Ihr über­ra­schendes Come­back für For­tuna Köln gegeben haben, waren Sie als Kolum­nist für den Kölner Stadt­an­zeiger“ tätig. Im Wechsel mit Ihrem Kol­legen Her­bert Neu­mann haben Sie sich dabei mit der jewei­ligen Lage ihres Ex-Klubs aus­ein­an­der­ge­setzt.
Es war in erster Linie eine Kolumne über die Bun­des­liga, in der es dann immer mal wieder auch um den 1.FC Köln ging. Abge­sehen vom Eis­ho­ckey, bewegt die Men­schen in dieser Stadt aber nichts so sehr, wie der FC.

Wie haben Sie diesen Sei­ten­wechsel vom Spieler zum Jour­na­listen emp­funden?
Es war eine sehr inter­es­sante Erfah­rung für mich. Über Fuß­ball zu reden, ist immer leicht, aber dar­über zu schreiben, ist noch einmal etwas ganz anderes. Ich habe es ja nicht gelernt. Aber als Profi-Fuß­baller hat man doch den Vor­teil, Situa­tionen auf dem Platz besser ein­schätzen oder nach­voll­ziehen zu können.

Fiel es Ihnen als Ex-Profi schwer, sich kri­tisch mit den Leis­tungen von frü­heren Kol­legen aus­ein­an­der­zu­setzen?
Ich habe eigent­lich wenig bis gar nichts über ein­zelne Spieler geschrieben und ver­sucht meine Kritik eher all­ge­mein zu ver­pa­cken. Es steht mir auch nicht zu, über ein­zelne Spieler zu urteilen.

Für Trainer Holger Sta­nis­lawski haben Sie dagegen durchaus kri­ti­sche Worte gefunden. Ins­be­son­dere die stän­dige Fluk­tua­tion in der Startelf wurde von Ihnen ange­pran­gert.
Diese Kritik steht auch heute noch. Ich kann es ver­stehen, wenn ein FC Bayern auf­grund der hohen Belas­tung in drei Wett­be­werben rotiert. Aber ein Zweit­li­gist, der nur ein Spiel pro Woche zu absol­vieren hat, kann ganz normal rege­ne­rieren. Da muss ich eine erfolg­reiche Mann­schaft nicht unnötig aus­ein­an­der­reißen. Aus meiner Sicht ist es extrem wichtig, dass bestimmte Spieler immer wieder zum Ein­satz kommen.

Wen meinen Sie kon­kret?
Zum Bei­spiel Kevin McKenna. Er ver­leiht nicht nur der Abwehr Sta­bi­lität, son­dern ist auch vorne gefähr­lich.

Haben Sie mit Sta­nis­lawski, Ihrem ehe­ma­ligen Team­kol­legen aus St. Pauli-Zeiten, dar­über gespro­chen?
Nein, wir haben mitt­ler­weile keinen Kon­takt mehr.

Ihre Kritik scheint den­noch auf offene Ohren gestoßen zu sein. Aus den letzten drei Spielen holte der FC neun Punkte und das mit einer nahezu unver­än­derten Start­for­ma­tion.
Die Mann­schaft hat sich jetzt ein­fach gefunden. Das liegt eben daran, dass Spieler über einen län­geren Zeit­raum das Ver­trauen erhalten und nicht nach einer schlechten Leis­tung direkt auf der Bank sitzen. So stellen sich die Erfolge auto­ma­tisch ein.

Rückt im Hin­blick auf das große Ziel Auf­stieg, die immer noch feh­lende Spiel­kultur in den Hin­ter­grund?
Natür­lich können trotz der Erfolgs­serie wei­terhin einige Dinge kri­tisch hin­ter­fragt werden. Ich denke aber, dass man der Mann­schaft auch ein­fach mal ein Kom­pli­ment machen muss. Sie hat ein Ziel, auf das sie unheim­lich fokus­siert hin arbeitet. Die Jungs wissen jetzt was sie können und erfüllen in Spielen wie zuletzt gegen Regens­burg ihre Pflicht.

Wie wichtig war es in diesem Zusam­men­hang in der kri­ti­schen Phase im Herbst, die Ruhe zu bewahren? In der Ver­gan­gen­heit hat der Verein ja nicht gerade mit Trai­ner­ent­las­sungen gegeizt.
Eine Ent­las­sung wäre wahr­schein­lich schon aus finan­zi­ellen Gesichts­punkten schwierig geworden.

Hätten die Ver­ant­wort­li­chen sonst anders reagiert?
Nein, ich denke nicht. Es war auch schon in den letzten Jahren zu erkennen, dass der Verein sich in dieser Hin­sicht ver­än­dert hat und den Trai­nern über einen län­geren Zeit­raum die Chance gibt, sich zu beweisen.

Nicht nur in dieser Hin­sicht scheint sich in Köln etwas geän­dert zu haben. Seit dieser Saison sind mit Timo Horn, Adam Matu­schyk und Chris­tian Cle­mens auch wieder Spieler aus dem eigenen Nach­wuchs in den Fokus gerückt.
So etwas ist extrem wichtig für den Verein. Die Spieler durch­laufen den Verein schon viele Jahre und kriegen bereits früh das Kölsche“-Gefühl ver­mit­telt. Aber in diesem Zusam­men­hang muss man auch kri­tisch bleiben und darf sich nicht von einer gewissen Augen­wi­scherei blenden lassen.

Wie meinen Sie das?
Ein Chris­tian Cle­mens oder Adil Chihi sind zwar aus dem eigenen Nach­wuchs, aber auch schon meh­rere Jahre bei den Profis dabei. Es han­delt sich des­halb aus meiner Sicht nicht mehr um Nach­wuchs­spieler. Ein Aus­bil­dungs­verein muss den Anspruch haben, in jedem Jahr zwei bis drei Spieler aus dem Unterbau in der Pro­fi­mann­schaft zu instal­lieren. Das ist in Köln noch nicht der Fall. Bestes Bei­spiel ist aktuell Kacper Przy­bylko. Anstatt ihm die Chance zu geben, hat der Verein Stefan Mei­er­hofer ver­pflichtet -– von dem man nun halten kann, was man möchte.

Heute Abend kommt es zum Show­down im Duell um Platz Drei. Der 1. FC Köln trifft auf dem Bet­zen­berg auf den direkten Kon­kur­renten aus Kai­sers­lau­tern. Was ver­spre­chen Sie sich von einem sol­chen Spit­zen­spiel?
Wir werden wahr­schein­lich keinen Hurra-Fuß­ball erleben, son­dern viele Zwei­kämpfe und hohe Bälle. Dem FC kommt ent­gegen, dass er sich auf­grund der aktu­ellen Aus­gangs­lage aus­wärts erst einmal zurück­ziehen kann. Aller­dings muss man dann defensiv kom­pakter stehen, als das noch beim letzten Aus­wärts­spiel in Dresden der Fall war. Es wird also wichtig sein, nicht früh in Rück­stand zu geraten. Je länger es 0:0 steht, desto größer sind die Chancen für Köln.

Welche Rolle spielt die Hölle“ Bet­zen­berg in diesem Duell?
Einige Spieler haben noch nie in diesem Hexen­kessel gespielt. Da wird man sehen müssen, wie sie damit zurecht kommen. Der Weg auf den Bet­zen­berg ist jeden­falls nicht der ein­fachste. Ande­rer­seits kann dieses enorme Pushen der Lau­terer Fans auch zum eigenen Nach­teil werden. Es besteht als Heim­mann­schaft schnell die Gefahr, dass man über­dreht.

Wird am Ende der psy­cho­lo­gi­sche Vor­teil, den die Kölner nach ihrer Auf­hol­jagd auf ihrer Seite haben, das Rennen um den dritten Platz ent­scheiden?
Für die Spieler ist es sehr wichtig. Wenn man 15 Spiele unge­schlagen bleibt, geht man natür­lich mit einer viel brei­teren Brust in die Partie.

Mat­thias Scherz, schafft der FC am Ende sogar noch den Auf­stieg?
Zunächst muss sich Köln auf das Errei­chen des Rele­ga­ti­ons­platzes fokus­sieren. Alles wei­tere hängt dann vom jewei­ligen Gegner ab. Hof­fen­heim wäre aber sicher­lich die leich­tere Auf­gabe im Ver­gleich zum FC Augs­burg.