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Arne Fried­rich, waren Sie schon drin?
Wo, im Campo Bahia?

Darum geht es doch, oder?
Nein, war ich noch nicht. Aber das wird sich bestimmt noch ergeben.

Sie sind also nicht aus­ge­sperrt, weil Sie als Co-Kom­men­tator beim chi­ne­si­schen Fern­sehen auf der fal­schen Seite stehen?
Nein, Uli Voigt …

… von der Pres­se­ab­tei­lung des DFB …
… hat mich schon gefragt, ob ich mal im Quar­tier vor­bei­schauen möchte. Irgend­wann werde ich das bestimmt machen. Aber der Zeit­punkt muss auch passen.

Aber wenn Philipp Lahm einen Gegner beim Tisch­tennis benö­tigt, stünden Sie bereit.
Am Ende haben wir gar kein Tisch­tennis mehr gespielt, son­dern Snooker. Nein, das wird nicht pas­sieren. Die Mann­schaft hat hier einen wich­tigen Job zu erle­digen. Wenn ich das Quar­tier besuche, wäre ich nur noch Gast.

Nach allem, was man über das Campo Bahia weiß, ist die Unter­kunft her­aus­ra­gend, sie liegt dazu noch direkt am Meer. Sind Sie ein biss­chen nei­disch?
Meine Unter­kunft liegt auch direkt am Meer. Ich kann mich nicht beklagen. Natür­lich ist für die Natio­nal­mann­schaft alles noch ein biss­chen luxu­riöser. Ich habe das schon öfter gesagt: Als Natio­nal­spieler ist es wie im Para­dies, man hat die aller­al­ler­besten Bedin­gungen. Aber nei­disch bin ich nicht. Das ist mir fremd.

Im Campo Bahia hat man kurze Wege, die Spieler leben in einer Art WG. Die Idee dahinter: Wenn ich im rich­tigen Leben Wege für meinen Kol­legen gehe, mache ich das auch im Spiel. Ist das zu hoch gegriffen?
Über­haupt nicht. Das ist eine bril­lante Idee. Man unter­nimmt viel­leicht auch mal was mit jemandem, mit dem man sonst wenig zu tun hat; man löst Pro­bleme in der Gruppe – das ist doch genau das, was wir auch auf dem Platz brau­chen. Ich bin gespannt, wie weit das funk­tio­niert. Des­halb würde ich das Camp auch gerne mal sehen. Das ist schon eine Neu­heit.

Ist es wichtig, ein Ein­zel­zimmer zu haben?

Bei einem Tur­nier braucht man defi­nitiv ein Ein­zel­zimmer. Wenn man 24 Stunden auf­ein­an­der­hängt, kriegt man es irgend­wann am Kopf. Man muss auch mal einen Rück­zugsort haben, wo man für sich sein kann, in Ruhe tele­fo­nieren kann und mal nie­manden sieht. Wenn man fünf Tage zusammen ist, sind Dop­pel­zimmer kein Pro­blem. Über sieben Wochen schon.

Welche Rolle spielt das Quar­tier für den Tur­nier­er­folg?

Es ist sehr wichtig. Wenn man wirk­lich ins Halb­fi­nale oder ins End­spiel kommt, ist man fast sieben Wochen zusammen, und das nur unter Män­nern. Irgend­wann kommt bestimmt ein Tag, wo einem die Decke auf den Kopf fällt, wo viel­leicht sogar ein kleiner Lager­koller ent­steht – für den Team­geist ist das nicht gerade för­der­lich. Des­halb achten Oliver Bier­hoff und seine Mit­ar­beiter darauf, dass die Mann­schaft wirk­lich die besten Bedin­gungen vor­findet. Dass man sich wohl­fühlt, kann kein Nach­teil sein, defi­nitiv nicht.

Hat die Mann­schaft Ein­fluss auf die Ent­schei­dung, wie das Quar­tier aus­sieht?

Auf jeden Fall. Natür­lich nicht bei den ele­men­taren Fragen, wo die Mann­schaft unter­kommt. Aber es werden Details bespro­chen. Der Trainer und der Manager haben da auch immer ein Feed­back aus der Mann­schaft gewollt. Wir sind schließ­lich alle erwach­sene Men­schen. Und wenn offen mit­ein­ander kom­mu­ni­ziert wird, kommt auch Gutes dabei heraus.

Was darf in einem Quar­tier auf keinen Fall fehlen?

Gute Espres­so­ma­schinen.

Für den Bun­des­trainer?

Nein, für uns alle. Die Frei­zeit­mög­lich­keiten sind auch ganz wichtig. Ein guter Spa, Tisch­ten­nis­platten, ein Snoo­ker­tisch. Das hört sich jetzt an wie ein Para­dies für große Kinder, aber es ist wichtig, auch Dinge zu machen, bei denen man sich von dem Stress lösen kann. Es ist gut, wenn man ein biss­chen zum Kind werden, ein biss­chen spielen und Spaß haben kann. Bei der WM 2010 sind wir alle mit Video­ka­meras aus­ge­rüstet worden, da gab es sogar einen Video­schnei­de­kurs. Das macht der DFB sen­sa­tio­nell. Man kommt auf andere Gedanken.

Es gibt aber auch Kritik an der Rund­um­ver­sor­gung der Natio­nal­spieler.

Man kann natür­lich dar­über dis­ku­tieren, wie weit man gehen muss und wie viel Geld aus­ge­geben wird. Aber das ist ein­fach eine Frage der Mög­lich­keiten, und die hat der DFB. Er hat noch nie einen Kredit für das Quar­tier der Natio­nal­mann­schaft auf­nehmen müssen. Des­halb ist das völlig okay und legitim. Wichtig ist nur, dass am Ende eine gute Leis­tung her­aus­kommt. Wenn wir in der Vor­runde raus­fliegen, kommen die Kri­tiker natür­lich gleich um die Ecke. Dann wird alles infrage gestellt. Aber die Natio­nal­mann­schaft hat zuletzt immer mit Leis­tung über­zeugt, auch wenn es zum Titel nicht gereicht hat.

Wissen Sie, wie es bei anderen Teams aus­sieht?

Oh ja. Ich war hier in Porto Seguro mal im Hotel der Schweizer. Eigent­lich ist das ein ganz nor­males Hotel. Beim DFB ist es noch mal ein, zwei Num­mern besser, das muss man ganz klar sagen. Das ist ein Unter­schied wie Tag und Nacht. 2006 war das im Gru­ne­wald genauso. Das Hotel wurde extra für uns umge­staltet. Die dunklen Möbel kamen raus und wurden durch hel­lere ersetzt.

Sie haben vier große Tur­niere mit der Natio­nal­mann­schaft gespielt. Wel­ches Quar­tier steht in Ihrer Hit­liste ganz oben?
Ganz klar Berlin. Das war per­fekt für mich. Ich kannte die Stadt, ich konnte jeder­zeit mal nach Hause. Das war schon das schönste Camp. Mir hat aber auch Süd­afrika sehr gut gefallen, obwohl wir relativ abge­schottet waren. Aber das war schon phä­no­menal. Allein mal in dieser afri­ka­ni­schen Kultur zu sein.

War es 2006 nicht komisch: in der eigenen Stadt im Hotel zu leben?

Das war defi­nitiv komisch. Vor allem weil ich damals gar nicht weit vom Hotel ent­fernt gewohnt habe. Meine Freundin war nur ein paar Häuser ent­fernt, und trotzdem war man nicht zusammen. Aber die Welt­meis­ter­schaft ist für jeden Fuß­baller ein so großes Ereignis, dass man unglaub­lich auf den Erfolg fokus­siert ist. Dadurch war das kein Pro­blem.

Haben Sie sich mal zum Hin­ter­aus­gang raus­ge­schli­chen, um zu Hause vor­bei­zu­sehen?
Ich bin auch mal nach Hause gefahren, aber das war natür­lich alles abge­spro­chen. Anders wäre es auch gar nicht gegangen. Das Hotel war eigent­lich ständig von Fans bela­gert, da war es nicht so ein­fach, sich ein­fach mal raus­zu­schlei­chen.

Fredi Bobic hat einmal erzählt: Bei der EM 2004 sei das Quar­tier die Hölle gewesen. An der Algarve, weit ab vom Schuss, unter lauter Golf spie­lenden Rent­nern aus Eng­land. Das habe für das schlechte Abschneiden auch eine Rolle gespielt.
Unter Rudi Völler haben wir meis­tens Hotels auf dem Land bezogen, selbst bei den Län­der­spielen in Deutsch­land. Die Spieler bevor­zugen grö­ßere Städte, wo man auch mal was anderes erleben kann. Das war an der Algarve nicht der Fall – aber mit Sicher­heit auch nicht der Grund, warum wir so schlecht gespielt oder, man muss es ja so klar sagen: ver­sagt haben.

Sind Sie später noch mal in einem der Tur­nier-Quar­tiere gewesen?

Nein, aber gute Idee eigent­lich. Das Hotel im Gru­ne­wald liegt ja nicht weit weg. Viel­leicht schaue ich mal auf einen Kaffee vorbei. Es wäre schon inter­es­sant zu sehen, wie es dort heute aus­sieht.