Ahmed Kutucu bestritt in dieser Saison seine ersten Einsätze für die Profi-Mannschaft von Schalke 04 und traf gegen die Bayern. Im Interview spricht der 19-jährige über seine Heimat, Ascheplätze und über die Kritik der eigenen Fans.
Ist die Kritik der Fans denn gerechtfertigt?
Ja, auf jeden Fall. Als Spieler ist das natürlich nicht immer einfach, aber es gehört dazu. Als Benjamin Stambouli zum Beispiel die Kapitänsbinde abgenommen wurde, war das schon kein schöner Moment für uns. Er persönlich konnte nichts dafür und so etwas vor 60.000 Leuten zu erleben, wünscht man keinem. Nach dieser schwierigen Saison sollten wir alle jetzt das große Ganze sehen: Wir sind ein Verein. Und wir haben die Situation irgendwie zusammen gemeistert, jetzt müssen wir daraus lernen und können neu anfangen.
Hinter Ihnen liegt jetzt eine sehr anstrengende Saison – gehen Sie erleichtert in die Sommerpause?
Diese Saison war schon sehr viel los. Deswegen bin ich einerseits froh erst einmal etwas Ruhe zu finden, andererseits gibt es natürlich nichts, was mir mehr Spaß macht als Fußball zu spielen. Wahrscheinlich werde ich es in ein paar Tagen schon vermissen, aber gerade als junger Spieler ist es wichtig, sich auch Pausen zu nehmen.
Wie war es für Sie in zwei verschiedenen Mannschaften zu spielen? Sie füllen sicher unterschiedliche Rollen innerhalb der Teams aus.
Ein Spiel habe ich sogar noch für die U23 gemacht. Für mich war immer klar: Alles was ich bei den Profis erlebe, ist Bonus. Ich hatte dort Hochs, wie mein Tor gegen die Bayern. Es gab aber auch Tiefs, in denen ich nicht gespielt habe und auch nicht eingewechselt wurde. In dieser Zeit kommt man schnell ins Grübeln und fragt sich, ob man gut genug ist. Wenn ich bei den Profis nicht zum Einsatz gekommen bin, dann habe ich immer nachgefragt, ob ich bei der U19 spielen kann. Gerade bei den Halbfinals der deutschen Meisterschaft, gegen Borussia Dortmund, war es für mich persönlich wichtig, dabei zu sein.
Was tun Sie, wenn Sie beginnen zu zweifeln?
Ich spreche viel mit meiner Familie. Auch meine besten Freunde und mein Berater sind wichtige Bezugspersonen in diesen Momenten. Manchmal will ich auch mit niemandem reden, sondern mich einfach ablenken. Den Fußball einfach kurz ruhen lassen.
Das können Sie nun in der Sommerpause machen. Wie sind die Pläne für die kommende Saison?
Ich bin ganz normal bei den Profis bei der Vorbereitung und dann sehen wir weiter. Ich hoffe, dass ich auf meine Einsatzzeiten komme. Spielen ist momentan für mich und meine Entwicklung das Wichtigste.
Im Sommer ist auch noch die U21-EM, Sie spielen für die türkische U19-Nationalmannschaft. Haben Sie schon entschieden, für welche Nationalmannschaft sie später spielen wollen?
Ich halte mir da alles offen, ich habe noch nichts entschieden. Da ich bislang nur für die Junioren gespielt habe, kann ich auch noch wechseln.
Leon Goretzka hat nach rassistischen Anfeindungen beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gesagt: „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Da antwortet man auf die Frage nach der Nationalität Schalke, Dortmund oder Bochum. Für uns ist Integration kein Thema, sondern Selbstverständlichkeit“ Spielt Herkunft für Sie eine Rolle?
Nein, wir sind alle Menschen. Mich interessiert es nicht, ob einer Türke, Afrikaner oder Deutscher ist. Ob er in Europa geboren ist. Es ist egal welche Religion, egal welche Hautfarbe oder Haarfarbe jemand hat. Wir sind alle Menschen und man sollte jeden Menschen gut behandeln. Für Rassismus besitze ich keinerlei Toleranz. Affenlaute oder Ähnliches sind einfach nicht korrekt, die Leute wollen selbst auch nicht so behandelt werden. Ich respektiere grundsätzlich jeden.