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Seite 2: „Ich war total fertig“

Ver­missen Sie die Bun­des­liga?
Natür­lich war die Zeit in der Bun­des­liga toll. Aber ich bin rea­lis­tisch: Meine Zeit als Pro­fi­fuß­baller ist in Deutsch­land ver­mut­lich vorbei. Da gibt es genü­gend gute Keeper.
 
Sie ver­spüren keine Wehmut, wenn Sie Spiele des FC Ingol­stadt oder des HSV schauen?
Über­haupt nicht. Immerhin kann ich sagen, dass ich der letzte HSV-Tor­wart war, der Cham­pions League gespielt hat. (Lacht.)
 
Wobei Ihr erstes Cham­pions-League-Spiel, im Sep­tember 2006, ganz schön in die Hose ging.
Das stimmt. Wir spielten gegen den FC Arsenal, und ich musste nach zehn Minuten wegen einer Not­bremse gegen Robin van Persie runter. Wir ver­loren 1:2.
 
Jens Leh­mann traf sie danach in den Kata­komben. Sie sollen geweint haben.
Ich war total fertig. Der HSV hatte jah­re­lang auf diesen Tag hin­ge­ar­beitet – und dann das. Van Persie sagte nach dem Spiel sogar, dass ich ihn nicht berührt habe. Und Jens Leh­mann plä­dierte für eine Regel­än­de­rung. Er nahm dieses Bei­spiel als Beweis für die Sinn­lo­sig­keit der Not­bremsen-Regel. Das tat mir gut. Außerdem schenkte er mir sein Trikot.


 
Nach Ihrem Debüt gegen Lever­kusen schrieb die Ham­burger Mor­gen­post“ von einem furiosen Spiel“, und die FAZ“ nannte Sie kühl, ner­ven­stark und hoch kon­zen­triert“.
Es ging wirk­lich ziem­lich rasant los am Anfang. Wenige Wochen nach dem Lever­kusen-Spiel stand ich im DFB-Pokal gegen den FC Bayern im Tor. Ich hielt wirk­lich alles – bis zur 114. Minute, als Owen Har­gre­aves das 0:1 machte. Nach dem Spiel kam Oliver Kahn zu mir und legte mir den Arm um die Schulter. Sen­sa­tio­nelles Spiel“, sagte er. Ein schöner Moment. Nachher gra­tu­lierte mir auch Uli Hoeneß.
 
Sie spielten danach in Fürth, Ahlen, Ingol­stadt und Aue. Warum schafften Sie nie die Rück­kehr in die Bun­des­liga?
Haben Sie mal meinen Namen gegoo­gelt?
 
Natür­lich.
Es gibt aller­hand Geschichten über mich. Viele haben viel­leicht gedacht: Was ist das denn für ein Typ?
 
Der Spiegel“ berich­tete 2009, dass Sie an einer geplanten Mani­pu­la­tion des Spiels Ahlen gegen Hansa Ros­tock betei­ligt waren und dafür bis zu 50.000 Euro ver­langt haben.
Nichts von dem ist wahr. Ich wurde von einem Typen benutzt. Und weil ich nichts zu ver­bergen hatte, gewährte ich der Polizei die kom­plette Ein­sicht. Ich gab ihnen meine Rechner, Tele­fone, sämt­liche Unter­lagen. Sie fanden nichts. Ich wurde frei­ge­spro­chen.
 
Hängt Ihnen das noch nach?
Natür­lich. Neue Ver­eine sind immer skep­tisch. Ich muss jedes Mal ein offi­zi­elles Schreiben des Gerichts vor­legen, das belegt, dass ich frei­ge­spro­chen wurde. So war es auch bei ACS Poli Timisoara, die von dem Mani­pu­la­ti­ons­vor­wurf gehört hatten und mich dazu befragten. Ich unter­schrieb eine Klausel, die besagt, dass sie mich ent­lassen können, wenn ich in diesem Fall gelogen habe.
 
Jetzt sind Sie in Rumänen und klagen gegen Ihren Verein. Hätten Sie sich manchmal ein wenig mehr Ruhe in Ihrer Kar­riere gewünscht?
Wie konnte ich wissen, dass es so läuft? Ich bereue keinen Schritt. Nicht mal den Wechsel nach Timisoara. Ich mag die Stadt. Außerdem bin ich zuver­sicht­lich, dass ich einen neuen Verein finde. Trotzdem kann ich an dieser Stelle noch mal alle Spieler warnen: Geht nicht nach Rumä­nien!
 
Sind Sie ver­bit­tert?
Nein. Eigent­lich bin ich sehr zufrieden mit meiner Kar­riere. Ich habe gute Zeiten gehabt, auch in Fürth, Ahlen, Aue oder Ingol­stadt. Und ich habe Bun­des­liga und Cham­pions League gespielt. Für einen Braun­schweiger Jungen, der aus beschei­denen Ver­hält­nissen kommt, war das eine tolle Sache. Außerdem bin ich längst nicht fertig.
 
Sie werden im Juni 36.
Na, und? Ich möchte noch mit 40 spielen. Fuß­ball macht mir ein­fach Spaß.