Heute wird Ernst Diehl, jahrelang Vorstopper beim 1. FC Kaiserslautern, 75 Jahre alt. Wer ihn nicht kennt: Er gehört zu einer prominenten Liste von Spielern, die den Münchnern bis heute Albträume bereiten.
Die Jungs von “Schaafa Sämpf” (zum Verständnis: Im Saarland das Äquivalent zu den Beatles), deren Pokal-Smashhit im vergangenen Jahr in Dauerschleife durch das Ludwigsparkstadion schallerte, basteln sicher längst an einem neuen Ohrwurm samt pfiffigem Refrain, in dem sämtliche Wortspiele auf den Namen vom Last-Minute-Pokalhelden mit Synthesizer hinterlegt werden. Ein paar Vorschläge: Gaus, Gaus, das Spiel ist Gaus! Gaus die Maus für die Bayern! Wir sind alle aus dem Gäuschen! Gaus macht den Bayern den Garaus! Und so weiter und so fort – gut, lassen wir das. Fakt ist: Marcel Gaus bescherte den Bayern das zweite vorzeitige Pokal-Aus unter Thomas Tuchel in Serie. Und uns allen eine Freude. In diesem Sinne: Gausend Dank!
Bescherte den Bayern das letzte Zweitrundenaus im DFB-Pokal. Im Januar 2021 mussten sich die Münchner im Schleswig-Holsteiner Schneesturm dem Zweitligisten Holstein Kiel im Elfmeterschießen geschlagen geben. Weil Wahl in der allerletzten Minute der Nachspielzeit per Kopf zum Ausgleich traf. Was in Kiel natürlich gebührend gefeiert wurde. Mit Hauken und Trompeten.
Zimmerte den Elfmeter in der Nachspielzeit des letztjährigen Viertelfinals mit einer Selbstverständlichkeit unter die Latte, als stünde er beim Hochschulsport im 4‑gegen‑4 auf einem malerisch gelegenen Kleinfeld nahe der Dreisam und nicht in der Nachspielzeit auf dem Feld der Allianz Arena, mit Millionen Augen auf seine zotteligen Haare gerichtet. Angsteinflößend dieser Höler.
Schon wenn Bart Simpson nur den Schatten der Haare seines Erzfeindes Tingeltangel-Bob erblickt, bricht bei ihm kalter Schweiß aus. Gut möglich, dass es den Bayern mit Samuel Chukwueze nach dessen Tor im letztjährigen Champions-League-Viertelfinale ganz genauso geht. In der 88. Minute hatte der Nigerianer den Ausgleich für den FC Villarreal erzielt und die Bayern damit aus dem Wettbewerb gekegelt.
Ja, Robert Lewandowski bescherte dem FC Bayern viele wunderbare Momente. Aber auch einen äußert schmerzhaften: Im Pokalfinale 2012 steuerte er drei Treffer zum 5:2‑Sieg von Borussia Dortmund über die Bayern bei. Der spätere Wechsel nach München fällt damit wohl unter den Fachbegriff „Konfrontationstherapie“.
Noch ein Pokal-Trauma: 1985 schlug Außenseiter Uerdingen den großen FC Bayern im Pokalfinale mit 2:1. Siegtorschütze war Wolfgang Schäfer, der anschließend die Trophäe mit ins Bett nahm. Seine Begründung: „Ich bin total besoffen, aber wer will mir das verübeln?“
Wien, Praterstadion, 27. Mai 1987. Die Bayern führen im Finale des Europapokals der Landesmeister mit 1:0 gegen den FC Porto. Dann kommt der Algerier Rabah Madjer im Fünfmeterraum mit dem Rücken zum Tor an den Ball – und zeigt, wozu er mit seiner Hacke in der Lage ist. Ein Tor wie ein Gedicht: in Fersform. Den 2:1‑Siegtreffer bereitet er mit einer traumhaften Flanke auf Juary vor.
Doch die Bayern schmieden einen perfiden Racheplan. Sie tun so, als würden sie Madjer verpflichten wollen, lassen ihn sogar schon im Dress und mit Plakette des Freistaats Bayern irgendwo in der Wüste fotografieren. Doch ein Wechsel kommt nicht zustande. Und Madjer muss nun mit diesen Bildern leben.
An Mijat Gacinovics 70 Meter für die Ewigkeit im Pokalfinale gegen die Bayern werden sich die Fans von Eintracht Frankfurt vermutlich bis in alle Ewigkeit erinnern. Mats Hummels vermutlich auch. Schließlich sind sie der Beweis: Er ist nicht nur Models und Influencerinnen hinterher!
Vestenbergsgreuth. Allein der Name weckt in München zuverlässig Erinnerungen an eine der größten Münchner Pokalblamagen überhaupt: 1994 schied der FC Bayern beim Regionalligisten in der 1. Hauptrunde aus. Und der Name des Torschützen ist seitdem in Stein gemeißelt.
An diesem Abend im April 2009 machte Lionel Messi mit der Bayern-Verteidigung, was er wollte. Zur Verteidigung der Bayern-Verteidigung sei hier einfach nur mal kurz ihre Besetzung erwähnt: Christian Lell – Breno – Martin Demichelis – Massimo Oddo. (Alle übrigens mit der Kicker-Note 6)
Drama Dahoam. No more words needed.
Oder vielleicht doch.
Neben dem 0:4 in Barcelona fällt eine weitere historische Bayern-Pleite in die Ära-Klinsmann: das 1:5 beim späteren Meister VfL Wolfsburg. Und wohl nichts steht derart symbolisch für die Münchner Demütigung an diesem Tag wie das Hackentor von Grafite. Killing them softly with his goal.
Mit Weinheim hatten Effenberg und seine Kollegen wahrscheinlich nur den örtlichen Winzer assoziiert. Bis Thomas Schwechheimer am 4. August 1990 zum 1:0‑Sieg für seinen FV 09 Weinheim gegen die Bayern traf. Die Konsequenz: Erstrundenaus. Was beim Kneipenabend sicherlich anders ausgesehen hätte.
Oktober 1973. Der FC Bayern war mal wieder Topfavorit auf die Meisterschale, auf dem Betzenberg führten sie nach knapp einer Stunde mit 4:1. Ein normaler Arbeitstag eben. Dann: Drei Tore in einer Viertelstunde, Ausgleich, dann setzte der sonst offensiv eher zurückhaltende Verteidiger Ernst Diehl in der 84. Minute zum Solo an und traf zum 5:4, der Endstand lautete 7:4. Voller Ernst.
Drückte dem Rekordmeister mal eben drei Dinger und beförderte die Münchner im eigenen Stadion aus dem Pokalwettbewerb. Am 23. September 1978 kassierten die Bayern beim 4:5 gegen den Zweitligist VfL Osnabrück so viele Tore wie noch nie in einem Pokalspiel. Und das auch noch dahoam! Obwohl VfL-Trainer Radoslav Momirski in den Tagen zuvor noch beteuert hatte, seine Mannschaft wolle gegen Müller, Breitner, Hoeneß und Co. nur eine Klatsche vermeiden. Hat geklappt.
Reden wir nicht weiter drumherum: Barcelona 1999. Manchester United. Ole Gunnar Solskjaer. Der Killer mit dem Babyface. Die Mutter aller Niederlagen. Ein Albtraum bis in alle Ewigkeit. Zumindest für alle, die es mit den Bayern halten. Für den Rest eine wohlig-warme Erinnerung.